Die Zinsen für Einlagen sinken auf immer neue Tiefstände. Dennoch erwarten viele Sparer hohe Erträge auf ihre Anlagen. Vor allem junge Anleger rechnen mit nahezu fantastischen Gewinnen, was sich als riskante Fehleinschätzung erweisen kann.
Die Deutschen sparen unverändert und fleißig. Eine Kantar-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank zeigt, dass 74 Prozent der Bundesbürger Geld zur Seite legen. Am beliebtesten sind dabei das Girokonto mit 49 Prozent und das klassische Sparkonto mit 32 Prozent. Immerhin 30 Prozent besitzen Aktien und Fondsanteile, um das Geld rentabel anzulegen. Die Höhe dieser Gewinne schätzen allerdings viele falsch ein.
Unrealistische Ertragserwartungen der Sparer
Sparer, die Angaben zu ihrer voraussichtlichen Rendite machen, erwarten einen jährlichen Ertrag von durchschnittlich 4,6 Prozent, so die Umfrage. Dies ist jedoch eine vollkommen unrealistische Schätzung. Derzeit tendiert der Zinssatz überwiegend Richtung null Prozent. Im derzeitigen Zinstief ist selbst ein Inflationsausgleich mit konservativen Anlagen nicht zu erzielen. Sparer, die ihr Geld auf Konten anlegen verlieren real an Wert.
Junge Sparer überschätzen Erträge
Vor allem die sparfreudigen 16- bis 29-Jährigen liegen mit ihren Erwartungen daneben. Sie rechnen mit einem Gewinn von durchschnittlich 9,2 Prozent im Jahr. 15 Prozent versprechen sich sogar Erträge von mehr als zehn Prozent. Und das, obwohl junge Sparer besonders häufig Anlageformen nutzen, die nahezu keinen Gewinn einbringen.
So parken 64 Prozent der 16- bis 29-Jährigen ihr Geld auf dem Girokonto (Durchschnitt: 49 Prozent). 49 Prozent nutzen ein klassisches Sparkonto (Durchschnitt: 32 Prozent). Und 36 Prozent verwahren ihr Geld sogar unverzinst zu Hause (Durchschnitt: 20 Prozent).
Kein Wissen, kein Gewinn
Laut Aussage des Psychologen und Buchautors Dr. Wolfgang Krüger hätten viele Deutsche eine „recht wunderliche“ Einstellung zum Thema Geld: Einerseits würden viele die Bedeutung von Geld überschätzen, andererseits interessierten sich die meisten Menschen kaum für die eigenen Finanzen und haben viel zu wenig Kenntnisse, wie sie ihr Geld anlegen und vermehren können.
Das Problem dieses Missstands: 44 Prozent der Sparer geben an, für die eigene private Vorsorge zu sparen. Dass ihre Aktivitäten jedoch nicht ausreichen, erfahren Sie meist erst nach vielen Jahren, wenn es womöglich zu spät ist, substantielle Anpassungen der Anlagestrategie vorzunehmen. Laut der Postbank Umfrage sind sich nur 28 Prozent der Sparer bewusst, keine Gewinne mit dem eigenen Geld zu erzielen, 31 Prozent hat keinerlei Vorstellung von der Höhe seines jährlichen Ertrags.