Auf die Abstimmung der Britten zugunsten des Brexits folgte die Wahl Donald Trumps zum neuen US Präsidenten. Nachdem die Schockmeldung, dass Donald Trump der amtierende Präsident der USA wird, für ein wenig Chaos auf den globalen Finanzmärkten gesorgt hatte, kehrt dort langsam aber sicher wieder Ruhe ein. Entgegen den ersten Erwartungen hat sich der Dollar recht schnell wieder stabilisiert.
Brexit und Trump – Wie wirkt sich die politische Kehrtwende auf die Wirtschaft aus?
Entgegen vieler dunklen Prophezeiungen an den Finanzmärkten weltweit hat der Kurs der US-Währung nach dem unmittelbaren Schock sich nicht nur gut gefangen, sondern sogar eine Kehrtwende gemacht und im globalen Vergleich wieder zugelegt. Diese Stabilität überrascht, da der Brexit, welcher von den Medien ja gern als Katastrophe gleichen Ausmaßes wie nun auch die US-Wahl gehandelt wird, für einen drastischen Fall des britischen Pfundes sorgte, von dem sich die englische Währung erst seit Kurzem wieder erholt.
Glaubt man den direkten Resultaten auf dem Markt, stellt der Brexit wohl das größere Debakel für die globale Finanzwelt dar. Allerdings hat dies einen recht einfachen Grund: Die direkten Folgen des Brexits sind ganz klar und deutlich nachvollziehbar, während die Präsidentschaft von Donald Trump natürlich auch einen gewissen Überraschungsfaktor bringt. Schließlich ist an dem Fakt, dass die wirtschaftlichen Einschränkungen des Brexits Milliardenschäden verursachen werden, nichts zu rütteln, während die Folgen von Trumps Präsidentschaft noch in den Sternen stehen.
Vorsicht ist geboten
Schließlich könnte Donald Trump mit dem republikanischen Monopol in seinem Rücken schnell Beschlüsse durchsetzen, die – wie der Brexit –ungeahnte Folgen mit sich bringen können.
Der Einbruch des Pfund brachte verheerende Konsequenzen für die Banken, Konzerne, die englischen Sparer, aber vor allem für die kleinen Unternehmen mit. Die englische Wirtschaft erlebte den stärksten Einbruch der Konsumlaune seit über 20 Jahren, wodurch die Nachfrage seitens der Konsumenten, aber auch der weiterverarbeitenden Industrie dramatisch einbrach. Dies brachte eine große Anzahl von kleinen Unternehmen und Familienbetrieben sämtlicher Branchen dazu, Entlassungen zu tätigen oder innerhalb der folgenden 2 Monate nach dem Votum Insolvenz anmelden zu müssen. Das schwächte nicht nur unmittelbar die englische Wirtschaft, die Folgen betreffen auch die globale Wirtschaftssituation.
Zwar konnte Großbritannien im Oktober zum ersten mal wieder Zahlen vorlegen, die ein Wirtschaftswachstum bescheinigen. Jedoch sorgen die Folgen der durch den Brexit-Schock geschwächten Wirtschaft in Großbritannien dafür, dass auch dieses Wachstum eingedämmt wird. Dabei wäre ein erstarktes Großbritannien genau das, was die europäische Wirtschaft gerade als ein positives Signal dringend bräuchte. Es bleibt zu hoffen, dass der Aufwärtstrend sich im November fortsetzt und der Schwung sich auch im Rest Europas verbreitet.
Man mag es fast schon als naiv abtun, jedoch muss man darauf hoffen, dass die Amerikaner doch Belehrbarkeit beweisen. Trumps populistischen und meist nicht wirklich durchdachten Ideen, wie beispielsweise das Zurückrudern auf Kohlekraft anstatt erneuerbaren Energien, oder die nicht gegenfinanzierten Steuersenkungen, die ein förmliches Schuldenloch in den bereits ausgelasteten US-Haushalt reißen würden, könnten eine Kettenreaktion auslösen. Auch sein handfester Plan, das Handelsabkommen NAFTA wieder neu zu verhandeln, könnte bei Erfolg Milliardenschäden bei Tausenden Konzernen weltweit bewirken. Gerade für kleine Vertriebsunternehmen könnte das den Ruin bedeuten, was wiederum den großen Konzernen in die Karten spielt, deren Monopol-ähnlicher Machtsituation Trump ebenfalls den Kampf ansagte.
Wie sieht die Zukunft aus?
Nun, da sich das englische Pfund wieder erholt und der große Dollar-Crash ausgeblieben ist, kehrt Ruhe auf den Märkten ein. Das schlimmste scheint erst einmal überstanden. Dem mag so sein, doch sollte dieser Zustand garantiert nicht dazu einladen, sich in Sicherheit zu wiegen. Die politische Situation in Europa und im überwiegenden Teil der restlichen westlichen Welt sorgt für Spannungen. Der nach wie vor labile Zusammenhalt der EU und der immer noch schwächelnde Euro bergen Risiken, die mit Bedacht einkalkuliert werden sollten.
Doch jetzt ist ein wenig Zeit für den Markt, sich neu aufzustellen und vorausschauend zu planen. Die nächsten Zerreißproben für die Weltwirtschaft stehen vor der Tür. Aber auch positive Ausblicke, wie eine vermeintliche Annäherung der USA zu Russland, wecken die Hoffnung, dass die Zukunft neben zahlreichen Gefahren auch aussichtsreiche Chancen bereithält.