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Das absehbare Ende der Filialbanken

Klassische Bankfilialen sterben aus und Bankhäuser sehen sich einem neuen digitalen Wettbewerb ausgesetzt. Erfahren Sie mehr über Ursachen und Folgen dieses Wandels und wie die FinTech-Branche diese Entwicklung beeinflusst hat.

Altehrwürdiges Gebäude der Filiale einer Sparkasse

Werden zukünftig noch Bankfilialen benötigt?

Die Zeiten in denen man, um Geld abzuheben, noch an einen Schalter ging und einer Bankangestellten gegenüberstand, sind lange vorbei. Alleine zwischen 2008 und 2018 schlossen über 12.000 Bankfilialen in Deutschland ihre Pforten. Die Schließung weiterer 13.000 erwarten Experten bis 2030. Doch warum sind wir Zeuge eines nachhaltigen Bankensterbens und wo liegen die Gründe für das Phänomen?

Die Betriebskostenfalle

Die Filiale als Aushängeschild eines Bankhauses ist nicht umsonst. Große Immobilien in guter Lage, zahlreiche gut bezahlte Berater, Makler und Bankkaufleute, die die Bankfiliale zu dem machten, was sie einmal war. All diese Dinge sind mit enormen Kosten verbunden. Es bedarf keiner kognitiven Höchstleistung zu verstehen, dass Kosteneffizienz gerade für Banken eine wesentliche Rolle spielt. Das bedeutet, dass eine kostenintensive Filiale in der Pflicht steht, Einnahmen zu generieren, die die Ausgaben rechtfertigen.

Die historisch niedrige Zinsspanne, die wir der Finanzkrise 2008 zu verdanken haben, ist Gift für das Kreditgeschäft. Auch wenn die niedrigen Zinsen dazu geführt haben, dass mehr Menschen sich für ein Darlehen entscheiden, sind die Möglichkeiten der Bank, an diesem Geschäft zu partizipieren, deutlich gesunken.

Unterm Strich bedeuten die eingebüßten Gewinne, dass die Banken gezwungen sind, sich kostenstrukturell neu aufzustellen, um das Finanzinstitut nicht in seiner Existenz zu gefährden. Ein einfacher aber extrem effektiver Weg Einsparungen vorzunehmen, bietet dabei das Privatkundengeschäft, welches für viele Banken auch vor 2008 tendenziell eher eine Abschreibung darstellte, als einen tatsächlichen Geschäftszweig.

Die „neue“ Welt des Online-Bankings

Online-Banking ist ein weiterer gewichtiger Faktor, der den Filialbanken das Wasser abgräbt. Die Online-Direktbanken sind dazu in der Lage, ihre Konten und Produkte deutlich günstiger anzubieten. Die schlanke Personalstruktur, aufgrund der Automatisierung wesentlicher Prozesse, ermöglicht es den Online-Banken, das Privatkundengeschäft kosteneffizient und trotzdem serviceorientiert zu realisieren. Kostenlose Girokonten, Depotführung und Kreditkarten führen dazu, dass es für einen einigermaßen netzaffinen Menschen keinen Grund gibt, eine klassische Bankfiliale aufzusuchen, um dort auch noch mehr für den Service zu zahlen, den er zu Hause bequem vom Sofa aus in Anspruch nehmen kann.

Natürlich sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass nur junge FinTechs am Markt unterwegs sind. Auch die traditionellen Großbanken haben die Zeichen der Zeit erkannt und gehören selbst zu den wesentlichen Playern am Online-Banking-Markt. Man hat es hier mit einem allgemeinen Strukturwandel zu tun und nicht etwa mit einer neuartigen Start-Up-Kultur, die den Etablierten ein Schnippchen schlagen will.

Bessere Zinsen – bessere Kostenstruktur

Aufgrund der besseren Kostenstruktur der Online-Banken sind diese auch dazu in der Lage ihren Kunden bessere Konditionen anzubieten. Aufwendige Beratungsgespräche erübrigen sich, da man als Kunde einfache und risikoarme Anlagemöglichkeiten ohne Weiteres auch digital abschließen kann. Dabei unterliegen die Einlagen bei einer Online-Bank denselben gesetzlichen Sicherungsmechanismen, wie die bei etablierten Filialbanken.

Innovationskraft vs. „Too Big To Move“

Abgesehen vom klassischen Bankgeschäft bieten zahlreiche FinTechs smarte Finanzlösungen wie innovative Anlagemodalitäten, kreatives Fondsmanagement oder auch Kredite mit Echtzeitauszahlungen. Ein Anbieter-Vergleich für Expresskredite auf Alltagskredit.de zeigt sogar, dass diese Darlehen, trotz anderer Bonitätskriterien als beim klassischen Ratenkredit, BaFin-konform sind. Gerade in diesen Bereichen wirken die traditionellen Bankhäuser eher altbacken und übervorsichtig. Teilweise versuchen sie Ideen, wie etwa das Crowdinvesting, auch in ihr Portfolio aufzunehmen, können aber häufig mit der Geschwindigkeit und der Innovationskraft junger Start-Ups nur schwer mithalten.

Aufgrund ihrer überladenen Strukturen und langsamer Entscheidungsprozesse sind die Filialbanken schlicht und einfach nicht schnell genug, um in einer Welt aus dem bodenschießender FinTechs mitzuhalten. Bis ein großes Finanzinstitut die Implementierung einer gewinnversprechenden Idee geprüft hat, wurden bereits zehn neue FinTechs gegründet.

Auslaufmodell Bankfiliale

Zahlreiche Gründe sprechen für ein weiter andauerndes Sterben der guten alten Bankfiliale. Als Kunde sollte man diesen überkommenen Strukturen aber keine einzige Träne hinterherweinen, schließlich betreten viele Bankkunden nur einmal im Jahr ihre Bank persönlich. Die Online-Banken sind häufig Töchter der Großbanken und mindestens genauso verlässlich. Auch FinTechs und neuartige Anlagemethoden sollte kein übermäßiges Misstrauen entgegengebracht werden, da sie in der Regel denselben Regularien unterliegen wie traditionelle Anlagemodelle.

Sicher erscheint jedenfalls, dass die Bankfiliale ein Auslaufmodell ist, das soweit man es gegenwärtig abschätzen kann, nicht auf einen zweiten Frühling hoffen sollte.

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Über den Autor

Maike Schmitt

Maike Schmitt hat Betriebswirtschaft studiert. Sie ist Redakteurin beim Bank Blog Ratgeber Finanzen und schreibt über verschiedene Themen für Verbraucher sowie zu beruflichen Fragen.

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