Ab 1. Januar 2025 zündet die EU die Umsetzung der bislang jüngsten Stufe der Basel-III-Reformen. Was Finance Headhunter freut, bereitet so manchen Bankern und Kunden Sorgenfalten. Doch um was dreht es sich hier überhaupt?

Auswirkungen von Basel III auf Banken und deren Kunden

Basel III: Das bedeuten die ab 2025 verschärften Regularien für Banken und Kunden.

Seitdem 1974 als Reaktion auf die Herstatt-Bankenpleite der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht gegründet wurde, hat das freiwillige Gremium aus Vertretern der G10 und anderer Staaten bereits mehrere folgenreiche und erfolgreiche Eigenkapitalvorschriften verabschiedet.

Obwohl der dritte Basler Akkord bereits seit 2013 schrittweise als Antwort auf die Finanzkrise 2007/2008 eingeführt wurde, ist seine Umsetzung noch nicht völlig abgeschlossen. Mit „Basel III: Finalising post-crisis reforms“ wird die EU ab 2025 damit beginnen, die bislang strengsten Eigenkapitalvorschriften des Ausschusses für den Euroraum umzusetzen. Werfen wir einen Blick auf die zu erwartenden Auswirkungen.

Basel III oder Basel IV? Ja!

Zunächst etwas Begriffskunde: Worüber wir hier schreiben, wird im Bankenwesen aufgrund der Neuerungen von vielen als „Basel IV“ bezeichnet. Allerdings lautet der offizielle Terminus „Basel III: Finalising post-crisis reforms“. Beide Begriffe sind nicht wirklich falsch. Das wird vor allem deutlich, wenn man sich den Zeitrahmen und die diversen „Stolpersteine“ anschaut:

  • Ende 2010 wurde die erste Endfassung von Basel III veröffentlicht.
  • Die Umsetzung begann schrittweise ab 2013, in der EU ab 2014.
  • Ende 2017 veröffentlichte der Ausschuss die Ergänzung – eben „Basel III: Finalising post-crisis reforms“.
  • Eigentlich war eine vollständige Umsetzung bis Ende 2022 geplant. Aufgrund der verzerrten Situation durch die Pandemie wurde dieser Zeitpunkt jedoch um ein Jahr verschoben.
  • Unter anderem in der EU verzögerte sich die Umsetzung der (sowieso freiwilligen) Reformen jedoch noch etwas und wird daher erst zum Jahresbeginn 2025 volle Gültigkeit erlangen – muss aber erst bis Jahresende 2030 vollständig umgesetzt werden.

De facto haben wir es ab Jahresbeginn also „eigentlich“ nur mit der Umsetzung der finalen Basel-III-Vorgaben zu tun, respektive dem Beginn der finalen Übergangsfrist. Allerdings ist „Basel IV“ mittlerweile so bekannt, dass der Begriff ebenso korrekt wäre – bloß nicht offiziell.

Basel IV im Schnellüberblick

Alle Basler Akkorde hatten und haben ein Ziel, insbesondere durch Vorgaben zum Thema Eigenmittel sicherstellen, dass Banken robuster gegenüber wirtschaftlichen Verwerfungen werden. Genauer: Durch eine stabile Eigenkapitalsituation Bankenpleiten und Ähnliches unwahrscheinlicher machen.

Eine genaue Auflistung der anstehenden Neuerungen für Fachleute hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich veröffentlicht. Stark vereinfacht gesprochen, geht es um Folgendes:

  • Das ursprüngliche Basel III fokussierte sich auf erhöhte Qualität und Quantität beim „Zähler“ der Kapitalquote, also Kapital bzw. Liquidität. Bei Basel IV geht es indes darum, den „Nenner“ der Kapitalquote, indem die Risikopositionen eines Kreditinstituts gemessen werden. Vergleiche dazu das Drei-Säulen-Modell der Basler Regularien.
  • Von zentraler Bedeutung ist die Einführung des sogenannten „Output Floor“, der bis 2030 vollständig umgesetzt werden muss. Der fordert eine Eigenkapital-Mindestmenge, die anfangs 50 Prozent und schlussendlich 72,5 Prozent der standardisiert gemessenen Kapitalforderungen entspricht.
  • Banken, die bislang zur Berechnung das IRB-Modell nutzten, müssen für den Output Floor nun zusätzlich mit dem Standardansatz kalkulieren.
  • Weitere Änderungen betreffen die Harmonisierung von Anforderungen rund um Zweigestellen von Drittstaatenbanken sowie ESG-Risiken.

Für typische Bankkunden mag das nach den berühmten „böhmischen Dörfern“ klingen. Allerdings dürften die Auswirkungen – wie schon bei den vorherigen Basel-Regularien – rasch zu spüren sein.

Personalmangel im Bankenwesen wird sich verschärfen

Weiter oben schrieben wir bereits, dass Finance Headhunter sich fraglos über Basel IV freuen dürften. Schlichtweg, weil damit die Banken mehr Fachpersonal brauchen werden, um die Richtlinien zu befolgen. Das braucht Profis für den Spagat zwischen Compliance und Innovation, damit das Wachstum nicht unter den neuen Regeln leidet. Bitte immer bedenken: Banken sind letzten Endes auch „nur“ Wirtschaftsunternehmen.

Das bringt uns wieder zum Finance Headhunter: Diese Spezialisten, wie Numeris Consulting, haben bereits jetzt alle Hände voll zu tun, weil Banken natürlich jetzt schon dabei sind, sich zusätzliche Fachkräfte für die Umsetzung zu sichern. Denn allein, was nach dem Stichtag alles an Berechnungen durchzuführen ist, ist beträchtlich.

Alternative Finanziers werden gestärkt

Manche Spötter bezeichneten schon die zurückliegenden Basler Akkorde, insbesondere das „originale“ Basel III, als versteckte Subventionierung für andere Branchen. Absicht dürften solche Wirkungen nicht sein – aber unvermeidbar.

Denn stark vereinfacht gesprochen wird auch Basel IV eine Folge haben: Banken werden

  • die Risiken von Krediten erheblich genauer prüfen müssen und
  • weniger Geld zum Verleihen zur Verfügung haben, um die Eigenkapitalquoten nicht zu unterschreiten.

Gleichsam wird jedoch der Finanzmittelbedarf nicht geringer. Etwa aufseiten von Firmen, die frisches Geld zur Finanzierung benötigen. Erwartungsgemäß wird Basel IV deshalb nicht nur die Finance-Headhunter-Branche stärken, sondern ebenso all jene, die Mezzanine- oder ähnliche privatwirtschaftlichen Mittel vergeben. Diese Investoren unterliegen nicht dem Bankrecht, müssen daher also die Basel-Regularen nicht anwenden.

Wie wir bereits in einem Blog-Artikel von 2023 erläuterten, wird Basel IV vor allem die Immobilien- und Unternehmenskredite sowie das Mengengeschäft betreffen – also auch das mit Privatkunden.

Kreditkosten werden steigen

Einfach gesprochen müssen Institute ab 2025 mehr Eigenkapital vorhalten und von erhöhten Risikomanagement-Kosten ausgehen. Das dürfte nicht zuletzt Firmenkunden treffen, die über kein (externes) Rating verfügen – und damit eine deutschland- und EU-weite Majorität, wie die Ratingagentur Creditreform Rating kürzlich meldete.

Hier wirkt vor allem der Output Floor. Da nicht-geratete Unternehmen bei der Standardsatz-Berechnung eine Gewichtung von 100 Prozent erhalten, ergibt sich zwangsläufig eine – rechnerische – höhere Ausfallwahrscheinlichkeit. In der Folge dürfte es für zigtausende KMU in Europa zumindest teurer werden, bei Banken Kredite zu erhalten.

(Noch weiter) Gebremster Immobilienmarkt

Wie bereits angesprochen: Immobilienfinanzierungen werden wahrscheinlich am stärksten von den neuen Regularien betroffen sein. Das könnte insbesondere in Deutschland zu einer sehr prekären Situation führen. Hierzulande darbt der Markt bereits, werden die Wohnungsbauziele der Ampel-Regierung krachend verfehlt und sind bereits verschiedene Firmen mindestens in der Bredouille.

Kommen jetzt noch die verschärften Basler Regularien, könnte die Lage, wenigstens in Deutschland, regelrecht brandgefährliche Züge annehmen. Schon jetzt wird das Thema Finanzen in den meisten Umfragen als einer der vordersten Gründe genannt, warum private und unternehmerische Interessenten nicht bauen bzw. kaufen.

Zusammengefasst: Mehr Sicherheit hat ihren Preis

Wenn Banken scheitern, können ganze Volkswirtschaften wanken. Zumal die Vergangenheit mehrfach bewiesen hat, dass sowohl Einführung als auch Verschärfung der Basler Regeln grundsätzlich sinnvoll waren. Allerdings darf man sich nicht täuschen: Mehr Sicherheit hat stets einen Preis.

Insofern wird Basel IV bzw. Basel III: Finalising post-crisis reforms ab 2025 definitiv auch die europäische Bankenwelt krisenfester machen – definitiv jedoch nicht einfacher. Ob das Konzept genügt, bleibt abzuwarten. Gerade in der heutigen unvorhersagbaren Zeit könnte es gut sein, dass dereinst ein weiteres Basel-Paket geschnürt werden muss – egal unter welchem Namen.