Gerade in Krisenzeiten ist an der Börse Besonnenheit gefragt, um finanzielle Verluste zu vermeiden. Eine aktuelle Umfrage macht dies deutlich und zeigt: Viele Anleger haben den Corona-Kursrutsch zu ihrem Vorteil genutzt.
Zu Beginn der Corona-Krise sind die Börsenkurse weltweit auf Talfahrt gegangen. In Deutschland notierte der DAX Mitte Februar bei knapp 13.800 Punkten – ein historischer Höchststand. Innerhalb eines Monats verlor er durch die Folgen der Corona-Pandemie fast 40 Prozent an Wert und zählte am 23. März nur noch rund 8.700 Punkte.
Viele Anleger wurden nervös und haben ihre Papiere verkauft. Nicht wenige haben dadurch erhebliche Verluste realisiert. Andere haben den Corona-Kursrutsch zu ihrem Vorteil genutzt.
Laut einer repräsentativen Kantar-Umfrage im Auftrag der Postbank lösten vor allem Befragte mit einem vergleichsweise niedrigeren Haushaltsnettoeinkommen ihre Wertpapierdepots auf. Die Zahl der Wertpapierbesitzer mit einem Einkommen von unter 2.500 Euro sank um knapp vier Prozentpunkte, von 22 Prozent im Juli 2019 auf 18 Prozent im April 2020. Von den Befragten, die aufgrund der Corona-Krise weniger oder gar nicht mehr sparen können, investieren lediglich acht Prozent Geld an der Börse; von denen, die ihr Sparverhalten nicht anpassen mussten, hingegen 34 Prozent.
Gunst der Stunde an der Börse nutzen
Die Empfehlung der Postbank-Experten lautet, dass man auch wenn man krisenbedingt in einen finanziellen Engpass gerät, Wertpapierdepots nicht vorschnell auflösen, sondern erst einmal weitere Optionen prüfen sollte. Wenn es die finanzielle Situation zulässt, kann ein Kurseinbruch sogar ein günstiger Zeitpunkt zum Einstieg oder Aufstocken der Anteile sein.
Diese Strategie leisteten sich vor allem Deutsche mit höherem Einkommen, so die Postbank Umfrage: Unter den Befragten mit einem Haushaltseinkommen von über 2.500 Euro stieg der Anteil der Wertpapierbesitzer im Vergleich zu 2019 von 36 auf 41 Prozent; unter denen mit einem Einkommen von über 3.500 Euro sogar von 37 auf 45 Prozent. Dies spiegele auch die Zahl der Depoteröffnungen während des Lockdowns wider; sie sei bei der Postbank um 200 Prozent gestiegen.
Bei Aktien kommt es auf langen Atem an
Wer seine Aktien und Fondsanteile in der Krise hält oder aufstockt, darf nicht ungeduldig sein. Eine Wertpapieranlage sollte immer langfristig ausgerichtet sein, um Kursschwankungen aussitzen zu können.
Allerdings können mitunter Jahre vergehen, bis sich die Kurse wider erholen. Nach dem Platzen der „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000 dauerte es vier Jahre, bis der DAX das Niveau von vor der Krise erreicht hatte. Nach den Kursverlusten durch die Finanzkrise in 2007 erholte sich der DAX nach rund drei Jahren. Im Vorteil sind Anleger, die ihr Vermögen in unterschiedlichen Anlageklassen möglichst breit und weltweit streuen.