Immer weniger Menschen können sich durch gestiegene Bauzinsen und Lebenshaltungskosten Immobilieneigentum leisten. Das führt zwangsläufig zu Wohnungsmangel, da die Nachfrage größer als das Angebot ist. Auch bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper.
In Deutschland herrscht Wohnungsmangel. Es gibt viel weniger Wohnungen als es mit der derzeitigen demographischen Entwicklung bräuchte. Das haben Sie womöglich schon selbst gemerkt, als Sie auf Wohnungssuche waren. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt 2022 eine Wende für den deutschen Wohnungsmarkt mit sich. Das trifft gerade auf die Zinsen und Baukosten zu. Beide verzeichnen seit Herbst 2023 eine rückläufige Tendenz, da sich die Situation des Wohnungsbaus in Deutschland allmählich wieder erholt.
Bei der Gesamtbetrachtung der Entwicklung des Wohnungsmarkts in Deutschland gilt es jedoch mehrere wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Dazu zählen eine regional recht unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung, die Höhe der Mieten und Baukosten sowie Unterschiede in der vorhandenen Infrastruktur. Auf dem Land fällt Wohnraum immer noch viel günstiger aus als in den großen Städten. Obwohl sich wieder mehr Familien dazu entscheiden, aufs Land zu ziehen, bleiben die Metropolen weiterhin attraktiv.
Der Kreditanbieter Hegner & Möller GmbH hat eine übersichtliche Infografik darüber erstellt.
Quelle: https://creditsun.de/so-wohnt-deutschland/
Entwicklung der Immobilienpreise in den letzten Jahren
Die hohe Nachfrage nach Wohnraum in den Metropolregionen lässt die Immobilienpreise über viele Jahre hinweg steigen. Dennoch sind seit 2022 zum Teil beträchtliche Preisrückgänge zu konstatieren. Dabei handelt es sich aber – zumindest in Teilen – um eine überfällige Preiskorrektur. Denn viele Deutsche sehen sich nicht mehr in der Lage, ein Eigenheim zu kaufen oder gar zu bauen. Weiterhin herrscht in vielen Handwerksbereichen ein beträchtlicher Fachkräftemangel und Baumaterialien wie Holz verteuerten sich zuletzt ebenfalls kräftig. Der Staat trägt durch höhere Steuern ebenfalls dazu bei. Trotz einer Stabilisierung bei den Kaufpreisen bleiben die Mieten in Deutschland aber weiterhin auf einem hohen Niveau oder steigen gar rasant, bei Neubauten zum Teil im zweistelligen Prozentbereich.
Gegenwärtige Situation des Wohnungsmarkts in Deutschland
Die gegenwärtige Situation des Wohnungsmarkts in Deutschland zeigt sich weiterhin kritisch. Zwar sinken die Immobilienpreise mancherorts etwas und die Inflation schwächt sich etwas ab, doch die Mieten verharren auf einem hohen Niveau. Viele Neubauprojekte wurden sogar gestoppt. So liegen zahlreiche Neubauprojekte des Immobilienkonzerns Vonovia derzeit auf Eis. Ziel der aktuellen Bundesregierung unter Bauministerin Klara Geywitz war es ursprünglich 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr zu bauen. Dieses Ziel wird längst nicht erreicht, letztendlich sind es im Sommer 2023 erst weniger als die Hälfte. Viele Familien haben den Traum vom Eigenheim ebenfalls längst begraben, da sich Bau- und Energiekosten sowie Materialkosten enorm verteuerten.
Wohnungsmangel in Deutschland
In Deutschland fehlen gegenwärtig (Frühjahr 2024) mehr als 1,2 Millionen Wohnungen und dies schwerpunktmäßig in den großen urbanen Ballungsgebieten. Nach Angaben des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA) sind es zwar nur halb so viele Wohnungen, die fehlen, doch der Mangel an Wohnungen wird in den kommenden Jahren so oder so weiter extrem zunehmen. Ausschlaggebend für diese Situation sind zum Teil horrend hohe Baukosten, knappes Bauland, aber auch viel zu bürokratische Genehmigungsverfahren. Inzwischen kommen noch strenge Energiestandards für Neubauten hinzu. Waren die Zinsen beim Bauen über viele Jahre hinweg vergleichsweise niedrig, zogen sie mit Beginn des Ukrainekriegs extrem an. Das verteuert Wohnen in Deutschland
Ursachen, Tendenzen und Folgen
Ein Grund für die Schieflage auf dem deutschen Wohnungsmarkt sind nicht allein die hohen Baukosten, sondern ebenso Lieferengpässe bei etlichen Baumaterialien. Der Wohnungsbau hinkt der Bevölkerungsentwicklung stark hinterher. In den letzten Jahren kam es zu einem unerwarteten Anstieg der Bevölkerungszahlen. Dieser lässt sich zum Teil auf einen großen Zuzug von Flüchtlingen aus der Ukraine und weiteren Herkunftsländern zurückführen. Die Wohnungswirtschaft wie die Politik haben diese dynamische Bevölkerungsentwicklung zu lange fehleingeschätzt. Über viele Jahre hinweg kam es sogar zu einem Rückbau von Gebäuden in vielen ostdeutschen Städten, aber auch in solchen im Westen Deutschlands.
Wohnungsmarkt im Ungleichgewicht
Ein großes Problem stellt vor allem das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum für weite Bevölkerungsanteile dar. Derzeit ist die Nachfrage sehr viel höher als das Angebot. Ein Grund warum so wenig neue Sozialwohnungen entstehen, ist ebenfalls in den hohen Bau- und Energiekosten zu sehen. Daher wurden viele Projekte im sozialen Wohnungsbau auf Eis gelegt. Insgesamt fehlen in Deutschland ungefähr 700.000 Sozialwohnungen, auf die etwa 11 Millionen Mieter Anspruch hätten. Die Anzahl an Sozialwohnungen nimmt in der Bundesrepublik schon seit geraumer Zeit ab. Von dieser Situation ist ein großer Teil der deutschen Bevölkerung betroffen, da hier im Vergleich zu anderen europäischen Ländern der Anteil der Mieter hoch ausfällt.
Wohnungspolitische Maßnahmen der Politik
- Das Ziel ist weiterhin, mindestens 400.000 geförderte Wohnungen zu bauen.
- Familien sollen mehr Unterstützung beim Bau oder Erwerb eines Eigenheims bekommen.
- Die strengen Energiestandards möchte die Bundesregierung für die laufende Legislaturperiode aussetzen.
- Ferner sind steuerliche Vorteile für Bauvorhaben geplant.
- Insgesamt möchte die Bundesregierung Bauvorhaben deutlich beschleunigen und vereinfachen.
Weitere Lösungsansätze
Bauen allein hilft nicht in jedem Fall gegen den akuten Wohnungsmangel. Vielmehr müsste man die Immobilienriesen vergesellschaften, ja letztlich enteignen. Der Profit darf beim Bauen nicht länger im Vordergrund stehen. Erst dann sehen viele Experten einen Weg, dass die hohen Mieten längerfristig wieder sinken. Vielmehr heißt es sozial gerechte Mieten durch Wohnungsgenossenschaften voranzubringen. Nicht zuletzt könnte eine neue Bodenpolitik dabei helfen, Wohnraum für große Teile der Bevölkerung wieder bezahlbar zu machen. Bundesbauministerin Klara Geywitz möchte Gemeinnützigkeit im Wohnungssektor ebenfalls durch verschiedene Maßnahmen fördern.