Im Leben kommt es durch unvorhersehbare Umstände manchmal zu finanziellen Engpässen. Hier können Kredite neue Spielräume eröffnen – doch welche Vorteile bieten verschiedene Kreditformen und welche Rolle spielt dabei die Zweckbindung?
Kredite dienen idealerweise der Finanzierung lohnender Investitionen, etwa dem Erwerb einer Immobilie. Jedoch lässt sich nicht immer alles vorausschauend planen und umfassend absichern. Unvorhersehbare Situationen führen bisweilen zu finanziellen Engpässen, die es kurzfristig zu beheben gilt. In derlei Fällen können Kredite den notwendigen monetären Spielraum verschaffen und den Kreditnehmern damit auch eine Rückkehr zur langfristigen Planung ermöglichen.
Zweckbindung bei Privatkrediten
Grundsätzlich wird bei der Vergabe von Privatkrediten zwischen zweckgebundenen und ungebundenen Krediten unterschieden. Bei Ersteren verlangt die Bank die Angabe eines konkreten Zwecks für die geliehene Summe, beispielsweise den Kauf eines Hauses oder eines neuen Wagens. Zudem wird oftmals ein Nachweis über den Einsatz des geliehenen Geldes gefordert. Bei Fahrzeugen kann etwa die Zulassungsbescheinigung Teil 2, auch als Fahrzeugbrief bekannt, bei der Bank hinterlegt werden. Im Rahmen einer Baufinanzierung ist es wiederum üblich, dass sich Banken eine Grundschuld im Grundbuch der Immobilie eintragen.
Die Vorteile der Zweckbindung für die Bank liegen auf der Hand: Sie erhält für die geliehene Kreditsumme eine gewisse Sicherheit. Diese quittiert sie oftmals mit besseren Konditionen, insbesondere mit niedrigeren Zinsen.
Im Gegensatz dazu wird ein ungebundener Kredit ohne die Angabe eines Zweckes vergeben. Dadurch entsteht der Bank jedoch ein zusätzliches Risiko, da sie nicht einschätzen kann, wie der Kreditnehmer das Geld einzusetzen gedenkt. Daher ist es üblich, dass Banken strengere Anforderungen für die Vergabe stellen.
So wird zum Beispiel gesteigerter Wert auf eine positive Schufa-Auskunft oder ein hohes Einkommen gelegt. Darüber hinaus fallen die Konditionen im Vergleich zum zweckgebundenen Kredit in der Regel weniger günstig aus und es wird ein höherer Zinssatz verlangt.
Bedeutet dies, dass potenzielle Kreditnehmer im Falle eines finanziellen Engpasses zwangsläufig auf Privatkredite ohne Zweckbindung zugreifen müssen und dabei Unsicherheiten über eine Zusage beziehungsweise einen hohen Jahreszins befürchten müssen? Keineswegs, denn in vielen Fällen kann eine Umschuldung die Liquiditätsprobleme lösen – und diese stellt einen konkreten Zweck dar. Tatsächlich zählen Umschuldungen in Deutschland zu den häufigsten Gründen für eine Kreditaufnahme und machen rund 15 Prozent der Rahmenkredite aus. Auch in diesem Fall erhält die Bank durch die Angabe der Verwendung eine Art Sicherheit, da der Kreditnehmer keine neuen Schulden aufnimmt, sondern lediglich die bestehenden Verbindlichkeiten in einem neuen Kredit summiert. Der neue Kredit sollte dabei natürlich insgesamt einen geringeren Schuldendienst verlangen als die vorherigen Verpflichtungen.
Einen Kreditantrag zum Zweck der Umschuldung zu stellen ist zwar eine gute Möglichkeit, Zinsen zu sparen, jedoch ist es keine Voraussetzung für die Beantragung. Je nach Bonität, Einkommen und benötigter Kreditsumme kann trotz eines finanziellen Engpasses ein ungebundener Kredit eine praktikable Lösung darstellen, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Ungeachtet einer möglichen Zweckbindung kann man sich auf vwfs.de dazu informieren, ob ein Ratenkredit oder Rahmenkredit eher geeignet ist, um die temporäre Herausforderung abzufedern.
Neue Spielräume dank Ratenkredit
Ratenkredite stellen eine der gängigsten Formen von Privatkrediten dar. Laut Schufa Risiko- und Kredit-Kompass wurden im Jahr 2022 rund 7 Millionen neue Ratenkredite vergeben. Die Funktionsweise steckt bereits im Namen und hält entsprechend wenig Überraschungen bereit: Die Bank stellt dem Kreditnehmer eine bestimmte Kreditsumme zur Verfügung, die dieser wiederum innerhalb einer variablen Laufzeit mit konstanten Raten zurückzahlt. Erstere kann je nach Bank und Konditionen nur wenige Monate betragen oder sich über mehrere Jahre erstrecken.
Ratenkredite bieten ihren Kreditnehmern damit viele Freiheiten, denn in der Regel kann bereits vor dem eigentlichen Kreditantrag an den verschiedenen Parametern geschraubt werden. Diese haben mitunter einen erheblichen Einfluss auf die Höhe des effektiven Jahreszinses, insbesondere die Laufzeit macht sich hier deutlich bemerkbar.
Übrigens: Zinsen werden immer nur für die verbleibende Kreditsumme fällig. Mit schrumpfender Kreditschuld sinkt also auch der zu zahlende Zins.
Neben dem gewünschten Kredit und der angestrebten Laufzeit lohnt es sich für angehende Kreditnehmer zudem, einen Blick auf die weiteren Konditionen zu werfen. So bieten manche Banken die Option, monatliche Ratenzahlungen zu pausieren, den Kreditrahmen nachträglich aufzustocken oder auch Sondertilgungen für eine schnellere Rückzahlung zu leisten. Auf diese Weise bleiben Kreditnehmer trotz ihrer Verpflichtungen weitestgehend Herr über die eigene Finanzlage.
Eine nachträgliche Aufstockung des Kredits ist jedoch grundsätzlich mit einer erneuten Bonitätsprüfung und zusätzlichem organisatorischen Aufwand verbunden. Wird hingegen nur ein Teil der Kreditsumme benötigt, fallen unnötige Zinsen für den Überschuss des geliehenen Betrags an. Daher eignen sich Ratenkredite vor allem für all jene, die zum Zeitpunkt des Kreditantrages bereits wissen, welche Summe sie benötigen. Wer hingegen noch keinen genauen Betrag beziffern kann, sollte sich möglicherweise nach anpassungsfähigeren Optionen umsehen.
Eine besonders flexible Lösung: der Rahmenkredit
Eine Alternative zum Ratenkredit ist der sogenannte Rahmenkredit, der sich auch präventiv beantragen lässt. Denn im Gegensatz zum Ratenkredit erhält der Kreditnehmer hier keinen festen Betrag, sondern eben einen Kreditrahmen, auf den er bei Bedarf zugreifen kann. Für die Gewährung dieser spontanen Nutzung erwarten Kreditinstitute oftmals ein geregeltes Einkommen, sodass sie grundsätzlich mit der Zahlung der anfallenden Raten rechnen können.
Im Gegensatz zum Ratenkredit findet sich diese Form des Privatkredits jedoch bei deutlich weniger Banken, laut Stiftung Warentest bieten 7 Banken und 18 Sparkassen einen Rahmenkredit an (Stand 2019). Die verfügbare Summe bewegt sich dabei zwischen 1.500 und 50.000 Euro.
Der Rahmenkredit ist in gewisser Weise mit dem Dispo eines Girokontos vergleichbar: Sind die finanziellen Reserven einmal erschöpft, kann der Kontoinhaber bzw. Kreditnehmer „ins Minus“ gehen und auf zusätzliche Summen zugreifen.
Der Vorteil des Rahmenkredits besteht jedoch darin, dass die Zinsen deutlich geringer ausfallen können als beim Dispo. Im Test von Stiftung Warentest lag dieser bei den Banken bei maximal 7,46 Prozent, während Dispokredite schon im Durchschnitt einen Zinssatz von 10 Prozent verlangten.
Auch in Sachen Rückzahlung gestaltet sich der Rahmenkredit flexibel. Grundsätzlich wird eine monatliche Rate an den Kreditgeber zurückgezahlt, was per Dauerauftrag oder Lastschriftverfahren erfolgen kann. Die genaue Höhe legt der Kreditnehmer beim Abschluss des Vertrages mit der Bank fest, muss sich dabei jedoch an etwaige Vorgaben halten. So ist es beispielsweise üblich, dass Kreditgeber einen monatlichen Mindestbetrag fordern. Dieser liegt häufig bei 2 Prozent der Summe des Kredits, mindestens jedoch bei 50 Euro. Bei Rahmenkrediten ist außerdem häufig die Möglichkeit zur Sondertilgung gegeben. Wer sich also rasch aus seinem finanziellen Engpass befreien kann, braucht sich auch nicht lange über monatliche Raten zu ärgern.
Tipp: Eine Kreditanfrage hat keinen negativen Einfluss auf die Schufa-Bonität. Sie wird zwar registriert, beeinflusst jedoch nicht die Wertung. Interessenten können sich also unbesorgt nach einem Rahmenkredit informieren.
Rahmenkredite meist günstiger als Dispo
Kommt es einmal zu einem finanziellen Engpass, stellen Rahmen- und Ratenkredite einen möglichen Ausweg dar und bieten dem Kreditnehmer die Gelegenheit, die eigene Liquidität wiederherzustellen. Wird der Kredit explizit zur Umschuldung genutzt und gilt infolgedessen als zweckgebunden, lassen sich dabei bisweilen günstigere Zinssätze als ohne Zweckbindung erzielen. Ungeachtet der Zweckbindung bieten Ratenkredite in der Regel günstigere Zinssätze als Rahmenkredite, können dafür jedoch nicht mit deren Flexibilität mithalten. Gerade in Situationen, in welchen die benötigte Kreditsumme ungewiss ist, kann ein Rahmenkredit punkten. Wird mehr Geld benötigt als ursprünglich angenommen, muss keine Aufstockung verhandelt werden. Genügt auch eine geringere Summe, fallen keine unnötigen Zinsen an. Zudem sind Rahmenkredite meist deutlich günstiger als der Dispo des Girokontos. Letzterer sollte aufgrund der hohen Zinsen keinesfalls dauerhaft zum Einsatz kommen.