Für einige erwartet, für viele unerwartet und für nicht wenige ein Schock. Die Bürger der USA haben mit Donald Trump ihren neuen Präsidenten gewählt. Die weltweiten Börsen reagieren mit Panik, doch Anleger sollten – wie schon beim Brexit – vor allem die Nerven behalten und Ruhe bewahren.

Donald Trump

Donald Trump wird 45. Präsident der USA

Seit heute morgen steht es fest: Donald Trump wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und die Republikaner werden eine klare Mehrheit im Repräsentantenhaus und eine knappe im Senat behalten. Der Sieg von Donald Trump hat – wie schon die Brexit-Entscheidung – die Finanzmärkte überrascht. Die Aktienbörsen in Europa und Asien gerieten in Folge dessen unter Verkaufsdruck. Im S&P 500 Index dürfte es auf Basis der entsprechenden Future-Kurse um bis zu vier Prozent nach unten gehen (verglichen zum gestrigen Schlusskurs).

Aktuelle Marktanalyse zeigt Unsicherheit

Der Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Dr. Andreas Bley erklärt: „Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gibt Anlass zur Besorgnis. Die hohe Unsicherheit über die künftige Außen- und Wirtschaftspolitik der USA ist ein weiterer Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft und wird die Investitionsbereitschaft dämpfen.“ Zur Beruhigung führt er aus, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland in diesem und dem kommenden Jahr hiervon aber nur geringfügig beeinflusst wird. Längerfristig könnte sich allerdings die freihandelskritische Haltung Trumps für die exportorientierten Unternehmen in Deutschland und ihre Beschäftigten spürbar negativ auswirken. Auch ein Abschluss des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP erscheine unsicherer denn je.

Die Deutsche Asset Management hat eine aktuelle Markteinschätzung veröffentlicht, die hier zu finden ist. In den kommenden Tagen erwarten die Experten, dass die Volatilität der Märkte weiterhin hoch bleibt. Das spiegele auch das Ausmaß der politischen Unsicherheiten wider, das in der jüngeren amerikanischen Geschichte seinesgleichen sucht.

Drei wichtige Themen für Anleger

Neben der Außenhandelspolitik, werden sich Anleger auch folgende Themen genauer anschauen:

Fiskalpolitik

Der Kongress wird es Trump voraussichtlich nicht leicht machen, seine extravaganten Wahlkampfversprechen in die Tat um zu setzen. Nimmt man Trump allerdings beim Wort, so plant er deutlich niedrigere Steuern und höhere Ausgaben. Das liefe auf ein stattliches staatliches Konjunkturprogramm hinaus, zu einem Zeitpunkt, an dem die USA bereits nahe an der Vollbeschäftigung sind. Sollte dies nur annähernd so umgesetzt werden, würde das kurzfristig höheres Wachstum bringen, gefolgt von höherer Inflation und höheren Zinssätzen. Die relative Ruhe im Rentenmarkt wäre wohl nur von kurzer Dauer.

Geldpolitik

Falls die Marktturbulenzen anhalten, dürfte die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der US Federal Reserve (Fed) im Dezember weiter schwinden. Weniger beruhigend ist die Tatsache, dass nun ungewiss ist, wer mittelfristig in der Fed den Ton angeben wird. Dazu kommt, dass die Notenbank in Zukunft stärker unter parlamentarische Aufsicht gestellt werden könnte. Ihr Handlungsspielraum wäre dann im nächsten Abschwung wohl geringer.

Auswirkungen auf Sektoren

Trump ist ein politischer Neuling. Bei vielen Themen, die aus Sicht bestimmter Branchen oder Firmen von Belang sind, weiß niemand so recht, was er eigentlich denkt. Auch ist weitgehend unklar, wen er auf Schlüsselpositionen ernennen wird und wer seine Berater sein werden.

Abwarten und Tee trinken

Dies alles – so die Experten – seien berechtigte Bedenken. Und doch gebe es mittelfristig einige Gründe, wieder mit einer Entspannung zu rechnen:

Historisch betrachtet haben die Märkte republikanische Siege an den Wahlurnen tendenziell belohnt. Mit Republikanern an der Macht würde man normalerweise mit Bürokratieabbau, zügigen Fortschritten in der Unternehmenssteuerreform, und auch sonst niedrigeren Steuern rechnen. Bei diesen Themen findet sich Trump auf einer Linie mit der republikanischen Führung im Kongress. Gut möglich also, dass am Ende eine mehr oder weniger konventionelle republikanische Politik herauskommt und man auf die Umsetzung von wirtschaftlich schädlichen Wahlversprechen etwa im Außenhandel oder bei der Zuwanderung noch lange warten wird.

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wurde

Ein altes Sprichwort  sagt, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde. Trump selbst hat im Mai gesagt:

„Schauen Sie, alles was ich heute sage – ich bin nicht der Präsident. Alles sind nur Vorschläge. (…) Ich bin total flexibel, bei vielen, vielen Themen, und glaube, das muss man auch sein.”

Donald Trump hat gerade die amerikanische Präsidentschaft gewonnen, ohne jemals davor für ein öffentliches Amt kandidiert zu haben. Er lernt offensichtlich schnell. Man sollte also die Wahrscheinlichkeit nicht unterschätzen, dass auch sein jüngstes Abenteuer von Erfolg gekrönt werden könnte. Seine holprige Wahlkampfführung legt nahe, dass die Politik der Wall Street auch in Zukunft noch zu schaffen machen könnte. Daraus könnten sich in den kommenden Wochen durchaus auch Kaufgelegenheiten ergeben, zumindest für disziplinierte Investoren, die in der Lage sind, kurzfristige Risiken in Kauf zu nehmen.