Angesichts anhaltend niedriger Zinsen suchen immer mehr Anleger nach Alternativen zu Anleihen, Aktien oder Fonds. Nach der Kursrallye des Bitcoin im vergangenen Jahr geraten auch Kryptowährungen vermehrt in den Blickpunkt.
Aktien, Anleihen oder Derivate – in den letzten Jahren haben sich auch Kleinanleger neu orientiert. Vor dem Hintergrund der Leitzinspolitik der EZB ist vielen klar geworden, dass sich klassisches Sparen nicht mehr lohnt. Aber: Auch wenn die Rendite bei Aktien und Währungen Sparzinsen schon lange um Welten schlägt, braucht es trotzdem Zeit und Geduld. Wer früh auf Kryptowährungen gesetzt hat, konnte im Jahr 2017 wirklich richtig Geld verdienen. Teils hoben einige der Währungen um mehrere tausend Prozent ab. Beispiel Bitcoin. Zu Jahresbeginn 2017 kostete ein Bitcoin laut den historischen Kursen des Portals finanzen.net weniger als 1.000 Euro. Ende Mai 2017 hatte die Kryptowährung bereits die Marke von 2.000 Euro erreicht – und schoss im November richtig durch die Decke.
Ende des Monats sollte ein Bitcoin mehr als 8.000 Euro kosten. Ein Wert, der sich in 14 Tagen noch einmal verdoppelte. Seitdem geht es mit der Kryptowährung allerdings eher bergab. Nach der Jahresendrallye haben Investoren Gewinne mitgenommen und dem Markt für Altcoins einen ersten Dämpfer verpasst.
Alternative Kryptowährungen
Mit den zunehmenden Bemühungen, die Kryptowährungen zu regulieren und Schließungen von Krypto-Börsen – worüber unter anderem das Wochenmagazin Spiegel berichtet – geraten die Altcoins unter Druck. Trotzdem ist die Stimmung nach wie vor ungebrochen gut, was auch die vielen neuen IPOs beweisen.
Welche Kryptowährungen gehen gerade an den Start? Nachfolgend werden einige vorgestellt.
KaratBank Coins – goldbasierte Kryptowährung
Die Funktionsweise hinter den Kryptowährungen wird oft missverstanden. Schuld ist unter anderem der Hype um Bitcoin, bei dem es sich zwar um den Pionier – aber trotzdem immer noch um nur einen Altcoin – handelt. Mit KaratBank Coins soll eine Brücke zwischen den Kryptowährungen und früheren Goldstandards geschaffen werden. Das ganze System kombiniert auf der einen Seite die Blockchain-Technologie – also die Organisation der Währung in Blöcken mit dem Goldpreis.
Durch kryptografische Maßnahmen fälschungssicher gemacht, steht hinter den KaratBank Coins eine Anbindung der Währung an den Goldpreis. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Kryptowährung bzw. deren Preis nicht einfach manipulativen Einflüssen ausgesetzt ist. Durch die Begrenzung der Zahl an Währungseinheiten kann zudem das Problem der Inflation umgangen werden. Übrigens: Hinter der Idee, Kryptowährungen und Gold miteinander zu verbinden, steht Harald Seiz – ein im Zusammenhang mit Gold bekannter Name.
Mobillink.io – Coins fürs Surfen
Einfach Geld verdienen – mit den Kryptowährungen scheint genau dies möglich zu werden. Dank Kryptomining erledigt der Rechner schließlich die Arbeit. Mobilink geht noch einen Schritt weiter. Hier wird das Smartphone eingespannt. Hinter Mobilink steht die Idee, eine bisher für Telekommunikation genutzte SIM Karte gegen einen Mobilink Karte auszutauschen. Für jede Aktivität – wie das Browsen oder Aufrufen von Werbung – erhalten Nutzer Tokens.
Die Coins für das System sind auf insgesamt neun Milliarden MOBL Tokens beschränkt. Davon werden 3,1 Milliarden im Rahmen eines öffentlichen ICO abgegeben, der bis zum 15 April veranstaltet wird. Die Mindestbeteiligung am ICO beläuft sich auf 300 USD. Wer im Rahmen des ICO einsteigt, kann mit einem Rabatt auf die Tokens rechnen.
Joinwell.io – Gesundheit & Blockchain
Gesundheit ist ein wichtiges und elementares Gut. Eine hochwertige wie adäquate Gesundheitsversorgung scheitert allerdings nicht selten an Ländergrenzen, Versicherungen und der Erreichbarkeit. Die Plattform joinwell.io will dies ändern. Zu den Zielen gehört es, die Länderbeschränkungen endlich aufzuheben. Hierfür soll – mithilfe der Blockchain – ein Netzwerk entstehen, welches viele Probleme im Bereich des Gesundheitswesens beseitigen hilft.
Dazu werden Tokens – die WELL – eingesetzt. Der ICO für die Tokens läuft vom 15 März 2018 bis zum 15. Mai. Joinwell will Patienten und Ärzte an 365 Tagen rund um die Uhr – in der jeweiligen Landessprache – miteinander verbinden.
keplertek.org – Thema Robotik
Künstliche Intelligenz und Robotik haben in den letzten Jahren sehr stark an Bedeutung gewonnen. Mit Kepler Technologies will ein Unternehmen aus Georgien die Möglichkeiten der Blockchain und Altcoins mit der Forschung in dieser Richtung verbinden. Keplertek basiert auf einer Verbindung aus Fabrikation, Forschung und Entwicklung sowie einer Lehranstalt.
Das so entstehende „Ökosystem“ wird unter anderem KEP Tokens finanziert. Deren öffentlicher ICO geht in die dritte Runde. Anvisiert ist eine Dauer für den ICO bis Ende Mai 2018. Auf Investoren werden – nach erfolgreich abgeschlossener ICO-Phase – 80 Prozent aller existierenden Tokens verteilt sein.
Altcoins: Direkt oder indirekt handeln
Anhand der vier Beispiele wird der Boom bei den ICOs mehr als deutlich. Investoren können schnell den Überblick verlieren. Zumal es sich hierbei immer um eine Wette darauf handelt, dass sich die Altcoins wie gewünscht entwickeln. Angesichts der Masse gehen Experten inzwischen davon aus, dass hier früher oder später eine Bereinigung einsetzen wird.
Wer Kryptowährungen und Tokens direkt handelt, muss sich darauf einstellen. Mittlerweile gibt es mit Derivaten auf die Altcoins Möglichkeiten, deren Wertentwicklung mitzunehmen – ohne sich direkt in den ICOs oder dem Handel über Kryptobörsen zu engagieren. Klar muss an diesem Punkt sein, dass Hebelprodukte auch Verluste potenzieren.
Fazit: Kryptowährungen statt Anleihen
Bitcoin, IOTA oder Ethereum – es gibt inzwischen eine große Zahl unterschiedlicher Altcoins. Als alternative Währung verstanden, gelten sie in erster Linie als Zahlungsmittel. Gerade Ether oder Bitcoin werden diesem Ruf auch gerecht. In der Praxis verändert sich Szenerie aber zunehmend. Kryptowährungen entfernen sich immer mehr von der „klassischen“ Wahrnehmung, welche sich diesbezüglich aufgebaut hat. Inzwischen nutzen viele Unternehmen Tokens/Altcoins, um sich mit Kapital zu versorgen. Im Rahmen eines ICOs werden die Token an Investoren verteilt. Dabei greifen die Unternehmen auf Techniken wird die Blockchain zurück und entwickeln Services, welche im Alltag vieler Menschen zum Einsatz kommen. Das beste Beispiel hierfür ist joinwell. Welche Besonderheiten ergeben sich für Anleger aus dieser Entwicklung? Statt an den Börsen Aktien zu kaufen, werden sie zu stillen Teilhabern. Aber: Es gibt Risiken bei dieser Art „Tausch“. Und denen muss sich jeder Investor bewusst sein, um später böse Überraschungen vermeiden zu können.