Wer sein Tagesgeld gut angelegt hat, kann sich auf dem Münchner Oktoberfest von den Zinsen mehrere Maß Bier gönnen. Doch aufgepasst vor der Inflations-Geisterbahn, in der unser Geld an Wert verliert – kommen Sie mit auf einen Streifzug über die Finanz-Wiesn.
Ein Besuch auf dem weltgrößten Volksfest hat auf den ersten Blick mit Sparen wenig zu tun: Für die Maß Bier blättern Wiesn-Gänger dieses Jahr bis zu 11,50 Euro hin, eine Achterbahnfahrt kostet bis zu zehn Euro. Kurzum: Wer aufs Oktoberfest geht, der wird eine Stange Geld los. Grund genug, sich zusammen mit einem fiktiven Wiesn-Besucher Gedanken über die eigenen Finanzen zu machen.
Dass das Bier gegenüber vergangenem Jahr schon wieder teurer geworden ist, ärgert unseren Protagonisten kaum. Denn er hat durch geschicktes Anlegen seiner Ersparnisse vorgesorgt. 12.000 Euro hat er ein halbes Jahr vor Wiesn-Beginn auf einem Tagesgeldkonto zum Zinssatz von 0,6 Prozent pro Jahr mit zweiwöchentlicher Zinsauszahlung eingezahlt. Bis zum Anstich des ersten Bierfasses ist diese Summe um 36,55 Euro gewachsen. Geld, das für drei Maß Bier und etwas Trinkgeld ausreicht.
Tagesgeld: Die Zinsen bleiben vorerst niedrig
Mit Zinsen von derzeit 0,6 Prozent für seine täglich verfügbaren Ersparnisse kann unser Wiesn-Sparer sehr zufrieden sein – wie ihm ein Vergleich verschiedener Angebote für Tagesgeld zeigt. Viel höhere Erträge sind bei Banken aus Deutschland oder dem europäischen Ausland bis auf weiteres nicht zu erwarten. Denn die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) werden noch über den nächsten Sommer hinaus nicht steigen, wie EZB-Präsident Mario Draghi erst vor wenigen Tagen vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments sagte. Ähnlich wie die Bavaria-Statue über die Münchener Theresienwiese, so wacht Draghi über die Zinsen in der Eurozone. Seit zweieinhalb Jahren hält er den Leitzins bei null – mit dem Ziel, Kreditvergabe und somit Investitionen und Konsum anzukurbeln und dadurch letztlich die Inflationsrate auf knapp unter zwei Prozent anzuheben.
Inflationsrate bei zwei Prozent: Wie unser Geld an Wert verliert
Auf dieser Zielmarke war die Teuerungsrate im August angekommen – was die Freude unseres Sparers über seine Zinserträge spürbar schmälert. Denn nimmt er es mit der Rendite seines Tagesgeldes ganz genau, so hat er zwar mehr Geld auf dem Konto, nach Abzug der Inflationsrate ist der Wert seiner Ersparnisse allerdings geschrumpft. Angenommen, auf dem Oktoberfest gäbe es eine Inflations-Geisterbahn: Unser Sparer betritt das Spukhaus während der Wiesn 2017 mit 1.000 Euro in der Tasche und kommt dieser Tage wieder heraus, so hat er noch immer 1.000 Euro bei sich. Allerdings hat dieses Geld wegen der Inflation von zwei Prozent jetzt nur noch eine Kaufkraft von 980,40 Euro. Das Beispiel zeigt: Eine Anlage in Tagesgeld kann den Effekt der Inflation mildern, reich macht sie nicht.
Die Inflationsrate zeigt an, um wie viel Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Jahres teurer geworden sind. Ein Besuch im Wirtshaus etwa kostet in Deutschland heute 1,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf dem Oktoberfest kann so eine Preiserhöhung schon mal deftiger ausfallen: Als unser Wiesn-Besucher in einem der großen Festzelte ein halbes Hendl bestellt, zahlt er dafür 12,20 Euro – gegenüber den 11,50 Euro vom Vorjahr eine Preissteigerung von sechs Prozent.
Sparers Leid, Kreditnehmers Freud‘: Geldleihen immer günstiger
Unser Wiesn-Besucher lässt sich auch davon seine gute Grundstimmung nicht verderben und schlendert weiter. Seine Laune steigt spürbar, als er plötzlich vor dem Zinsfall-Tower steht: Fast wie im freien Fall sind die Kreditzinsen in den letzten fünf Jahren gesunken. Auch die anschließende Fahrt im Autokreditscooter bereitet ihm Freude. Ein fahrbarer Untersatz lässt sich wegen gesunkener Zinsen heute ebenfalls deutlich günstiger finanzieren als noch vor einigen Jahren. Mit gemischten Gefühlen verlässt unser Oktoberfest-Fan die Bauzins-Achterbahn. Denn bei den Zinsen für Immobilienfinanzierungen geht es mal talwärts, dann wieder bergauf. Zuletzt bewegten sich die Bauzinsen immer mal leicht nach oben, dann wieder nach unten – wie die Fahrt im nächsten Jahr weitergeht, bleibt spannend.
Dispozins: Wer vergleicht, zahlt weniger fürs Minus auf dem Konto
Einen Volltreffer landet unser Wiesn-Besucher zuletzt einen Stand weiter, bei der Dispo-Schießbude. Er weiß: Wer mit seinem Konto ins Minus rutscht, der zahlt dafür bei deutschen Banken durchschnittlich Zinsen von 9,72 Prozent. Doch es geht auch deutlich günstiger: Mit wachem Blick und ruhiger Hand sichert er sich ein Girokonto mit deutlich unterdurchschnittlichem Dispozins – nur 6,50 Prozent. Nutzen will unser Wiesn-Freund den Dispo nach Möglichkeit nicht, aber er weiß: Gibt er auf dem Oktoberfest mal etwas mehr aus als das Monatsbudget erlaubt, zahlt er für das Minus auf dem Konto deutlich weniger als manch anderer.
Infografik: Oktoberfest 2018 und das Thema Finanzen
Die folgende Infografik hält einige spannende Informationen und Fakten rund um die Themen Sparen und Finanzen und das diesjährige Oktoberfest für Sie bereit: