Die Europäische Zentralbank hält das Zinsniveau auf unverändert niedrigem Rekordstand. Dennoch müssen Verbraucher bei Kontoüberziehungen zweistellige Zinsen bezahlen. Da heißt es, auf der Hut zu sein, um nicht zu viel zu bezahlen.
Banken können sich bei Bedarf von der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld leihen und müssen darauf aktuell keine Zinsen zahlen. Grund dafür ist der von der EZB festgelegte Leitzins, der schon seit Jahren sehr niedrig ist und momentan tatsächlich bei 0 Prozent liegt. Trotzdem müssen Kunden bei der Überziehung Ihres Dispokredits mit durchschnittlich 10 Prozent Zinsen rechnen. Besonders kleine Banken auf dem Land verlangen mit 12 bis 14 Prozent sogar noch deutlich höhere Zinssätze. Zudem versuchten viele Banken, die unverhältnismäßige Höhe der Dispozinsen zu verschleiern.
So kassieren Banken bei der Kontoüberziehung
Für die Banken ein gutes Geschäft: Wer sein Konto im Rahmen des vereinbarten Limits überzieht, muss teure Dispokredit-Zinsen zahlen. Im Durchschnitt lag der Dispozins im Jahr 2017 bei 9,78 Prozent, nur 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahr. Noch teurer wird es, wenn der von der Bank eingeräumte Dispositionsrahmen überschritten wird und Überziehungszinsen mit bis zu 15 Prozent fällig werden.
Banken rechtfertigen die teuren Zinsen vor allem mit dem Ausfallrisiko und erklären, dass sie bei Überziehung nicht wissen, ob der Kunde sein Konto überhaupt wieder ausgleichen könne. Mit Zahlen lässt sich diese Aussage jedoch nicht belegen, im Gegenteil: Höchstens vier Prozent der Verbraucher zahlen ihren Dispokredit nicht zurück.
Natürlich gehört es grundsätzlich zum legitimen Geschäftsmodell von Geldhäusern, dass sie selbst geliehenes Geld teurer verleihen, als sie es bekommen. Doch die teilweise extrem hohen Zinssätze sind häufig nicht gerechtfertigt und übertrieben. Vor allem Onlinebanken beweisen, dass es auch anders geht: Diese bieten Dispozinsen bereits ab faire 6 Prozent an.
Zahlungskontengesetz auf der Seite der Verbraucher
Laut einer unterzeichneten Erklärung der Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft sollen die Kreditzinsen in Zukunft zwar deutlich sinken, bisher ist davon jedoch noch relativ wenig zu merken. Trotzdem hat sich schon etwas im Sinne der Verbraucher getan: Seit dem 2016 in Kraft getretenen Zahlungskontengesetz sind die Geldhäuser verpflichtet, anfallende Entgelte für Dispozinsen leicht auffindbar und verständlich auszuweisen. Bereits seit acht Jahren müssen Kunden zudem nachvollziehen können, wie und wann sich die Zinsbelastung verändert.
Viele Banken tricksen, um die geforderte Transparenz zu umgehen
Banken versuchen die geforderte Transparenz zu umgehen und greifen tief in die Trickkiste:
- Belastungen werden nicht vermindert, obwohl der Referenzwert ins Minus sinkt. Die Banken gehen nicht niedriger als Null, sodass der Negativwert und damit niedrigere Zinsen den Kunden verwehrt bleiben.
- Zinsanpassungsklauseln werden zuungunsten der Kunden kurzerhand geändert.
- Im Preisverzeichnis wird nicht die Höhe der Dispozinsen genannt, sondern unklare Formulierungen wie „Referenzzinssatz + Aufschlag von x Prozent“ verwendet.
- Viele Informationen sind nur unter unpassenden Stichworten zu finden.
Ein weiterer Trick: Banken locken neue Kunden gezielt mit niedrigen Dispozinsen, verlangen jedoch im Gegenzug letztendlich höhere Kontoführungsgebühren.
Das müssen Kunden beachten
Viele Verbraucher achten erst auf die Überziehungskosten, wenn es zu spät ist. Kunden sollten sich jedoch bereits im Vorfeld über die Höhe der Dispozinsen informieren. Ein Dispo-Rechner kann dabei helfen: Dieser berechnet die Überziehungszinsen bei einem Dispokredit auf Grundlage des Überziehungsbetrags sowie der Dauer der Überziehung und dem Zinssatz für die Dispozinsen. Zudem sollten Kunden immer auf die Verhältnismäßigkeit achten. Die Stiftung Warentest rät beispielsweise dazu, sich ein neues Geldinstitut zu suchen, wenn pro Jahr mehr als 60 Euro Kontoführungsgebühr gezahlt werden und zusätzlich der Dispozins über zehn Prozent liegt.