InsurTech, kurz für „Insurance Technology“, ist das Schlagwort der Stunde in der Versicherungsbranche. Helfen digitale Technologien dabei, den Versicherungssektor kundenfreundlicher zu gestalten? Welche Rolle spielt das Internet schon jetzt bei der Beratung der Verbraucher?

Versicherungen online im Internet abschließen

Viele Versicherungen können inzwischen online abgeschlossen werden.

Formulare, Dokumente, Briefe, Aktenordner: Der digitale Wandel im Finanz- und Versicherungssektor könnte diese bald überflüssig machen. Moderne, technologiegestützte Versicherungsdienstleistungen – auch bekannt als InsurTech – sollen die Versicherungswirtschaft kundenfreundlicher, günstiger und einfacher gestalten. Etwa 80 Insurtech-Startups im deutschsprachigen Raum entwickeln gerade bestehende Versicherungsangebote weiter und schaffen durch den Einsatz digitaler Technologien neue Geschäftsmodelle.

Neue Versicherungsmodelle dank digitaler Technologien

Mit den neuen digitalen Angeboten können Verbraucher ihre Versicherungsangelegenheiten über das Smartphone erledigen – und haben sie damit sozusagen in der Hosentasche. Hinzu kommen neue technische Möglichkeiten zur automatisierten Datenauswertung, mit denen Versicherungspolicen noch individueller an die Bedürfnisse der einzelnen Konsumenten angepasst werden können. So können InsureTech-Unternehmen etwa Gesundheitsdaten aus der Smartphone-App dazu heranziehen, den Kunden Bonusprogramme für besondere sportliche Leistungen anzubieten oder ihre Krankenversicherungsbeiträge zu senken.


Doch bei all den Innovationen, die InsurTech-Startups anbieten: Kunden legen Wert auf Versicherer, die sich bereits fest auf dem Markt etabliert haben und Vertrauen erwecken, indem sie zum Beispiel fachlich fundierte Beratungen anbieten. Zwar freuen sich viele Verbraucher über die Autonomie und Flexibilität, die etwa ein Vertragsabschluss im Internet bietet. Doch einige fühlen sich dadurch eher verunsichert und wünschen sich eine persönliche Beratung.

Große Versicherer, die beratungsintensive Produkte anbieten – etwa Berufsunfähigkeits- oder Risikolebensversicherungen – setzen deshalb meist auf den Mix aus digitalen Technologien und traditioneller Kundenberatung. Den Kunden das Leben mit digitalen Lösungen erleichtern, ohne sie dabei zu überfordern: Gute Beispiele hierfür sind Versicherungs-Webseiten, auf denen Kunden Beiträge berechnen und sich umfassend informieren können oder Apps, mit denen sie Verträge verwalten und den Bearbeitungsstatus von Onlineanträgen einsehen können. Im Online-Versicherungsgeschäft sollte die Datensicherheit nicht zu kurz kommen: Deshalb bieten viele Direktversicherer eine Benutzer-Identifizierung über Videoverfahren an. Dank ihr können Antragssteller alle Dokumente sogar rechtsgültig online signieren.

Verbraucher informieren sich über Online-Portale

Welche Versicherungen brauche in meiner aktuellen Lebenssituation? Welcher Versicherer bietet die besten Konditionen? Was muss ich bei Vertragsabschluss beachten? Wer für die Zukunft vorsorgen will, muss sich vorher gründlich informieren. Auch hierbei spielen digitale Angebote eine Rolle. Wie eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab, wenden sich die meisten Bundesbürger bei Fragen rund um Finanzen und Versicherungen zwar zuerst an Freunde und Familie – doch gleich an zweiter Stelle der von Verbrauchern als vertrauenswürdig eingeschätzten Informationsquellen stehen Online-Portale.

„Online-Portale bieten die Möglichkeit, sich sehr einfach einen breiten Überblick über verschiedene Angebote zu verschaffen. Sie können die Mündigkeit des Verbrauchers sehr viel besser unterstützen, als dies früher den wenigen Instanzen gelang, die Ratschläge in Finanzfragen boten“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Online-Portale sind laut der Bitkom-Umfrage sogar beliebtere Ratgeber als Finanzberater und Versicherungsvertreter. An der Erweiterung des Angebots um Ratgeberportale und andere InsurTech-Dienstleistungen dürfte in Zukunft also wohl kein traditionelles Versicherungsunternehmen vorbeikommen.