Wie können Anleger für die Geldanlage einen guten Investmentfond oder eine attraktive Aktie finden? Auf der Suche nach ertragreichen und gewinnbringenden Anlagemöglichkeiten für das eigene Vermögen lauern einige Gefahren beim Auswahlprozess. Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG hat vier besonders häufige Stolperfallen identifiziert, in die Anleger häufig hineintappen.
Falle Eins: Die Tücken der Statistik
Statistiken spielen in der Finanzwelt eine große Rolle. Allerdings werden aus den Daten oft die falschen Schlüsse gezogen. So auch bei der Analyse von Aktienkursen. Oft werden nur Stichtagswerte und keine Verlaufswerte betrachtet, was mitunter zum berühmten „Äpfel mit Birnen Vergleich“ führt. Es gilt, nicht nur Renditen, sondern auch Risiken (in Form von Volatilitäten, also Kurschwankungen) zu vergleichen. Allerdings sind Fonds mit hoher Volatilität nicht automatisch ertragreicher sind und können auf längere Sicht durchaus hinter dem Markt liegen.
Falle Zwei: Falscher Anlagehorizont
Sofern das Investieren in Aktien und Fonds der mittel- bis langfristigen Geldanlage und dem Vermögensaufbau und nicht der Spekulation dienen soll, ist ein langer Atem erforderlich.
Grundsätzlich kann man zwar sagen, dass bei niedriger Bewertung, die Chancen, in den nächsten fünf Jahren ein positives Anlageergebnis zu erzielen, höher sind, aber wann genau eine Bewertung niedrig ist, kann niemand exakt bestimmen. Auch bei einer aktuell vermeintlich tiefen Bewertung, kann das Anlageergebnis in den darauffolgenden zwölf Monaten stark negativ sein. Bei einem mittel- oder langfristigen Anlagehorizont sind Prognosen jedoch treffsicherer, was in der Regel zu höheren Erträgen führt. Geduld macht sich also bezahlt, wie man am Beispiel des MSCI Europe deutlich sehen kann. Trotz eines zwischenzeitlichen Rückgangs von durchschnittlich 16 Prozent im Jahresverlauf waren die Gesamtjahres-Erträge in 28 von 36 Jahren positiv.
Siehe dazu auch den Beitrag „10 Empfehlungen zum Vermögensaufbau mit Aktien“.
Falle Drei: Falscher Ansatz im Anlageprozess
Mit fast 70 Prozent baut die überwiegende Mehrheit der Anleger auf Einzelaktien, sogenanntes „Stock-Picking“ und beginnen den Auswahlprozess mit der Analyse von Einzeltiteln. Nur 21 Prozent der Investoren betrachten zunächst die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie Regionen und Branchen.
Die Mehrheit der Anleger stütze ihre Investitionsentscheidungen also auf einen falschen Ansatz, da Aktienperformance im langfristigen Durchschnitt zu über 75 Prozent auf makro-ökonomischen (volkswirtschaftlichen) Faktoren, und zu weniger als einem Viertel auf unternehmensspezifischen Faktoren beruht.
Diversifikation ist im Anlageprozess ein ganz wichtiger Faktor. Daher sollte vor dem Stock Picking die Definition einer „Asset Allocation“ (also einer Auswahl an Anlageklassen) stehen und erst danach die Auswahl einzelner Titel.
Falle Vier: Halbinformationen sind schlecht für die Rendite
Je mehr ein Anleger über die Märkte weiß, desto besser kann er sich für oder gegen bestimmte Titel entscheiden, so die landläufige Meinung. In Wahrheit kann ein besserer Informationsstand jedoch zu einer schlechteren Performance führen.
Statistisch betrachtet sind top-informierte Profis die besten Anleger. Gleich dahinter folgen jedoch diejenigen, die von der Materie überhaupt keine Ahnung haben und Titel beispielsweise zufällig auswählen (siehe auch „Sind Affen die besseren Anlageberater?“). Die schlechtesten Ergebnisse erzielen die durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich informierten Investoren.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang eine aktuelle US-Studie zum Thema Investmentfonds. Während die Marktrendite in den vergangenen 20 Jahren bei durchschnittlich acht Prozent und die durchschnittliche Fondsrendite nach Kosten bei rund sieben Prozent lag, mussten sich die Fondsanleger selbst, aufgrund ihres schlechten Markt-Timings, mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von nur zwei Prozent begnügen.
Bevor man also auf „halbinformierter“ Basis selbst Anlageentscheidungen trifft, ist es sinnvoller sich einzugestehen, dass man selbst nicht die Zeit oder das Know-how hat, um die optimalen Entscheidungen zu treffen. In diesem Fall sollte man sich entweder beraten lassen oder den Anlageprozess generell Experten übergeben, d.h. sich für eine Vermögensverwaltung entscheiden.