Urlauber im Allgäu haben die Auswahl zwischen zahlreichen attraktiven lokalen Angeboten. Bankkunden hingegen wird nur das übliche Standardangebot offeriert. Dabei könnte eine Betonung der regionalen Komponente auch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der überregionalen Konkurrenz mit sich bringen.
Über Ostern war ich eine Woche im Allgäu, genauer gesagt im schönen Oberstdorf. Zum Skifahren gab es leider zu wenig Schnee, aber für Wandern und sonstige Fitness waren ausreichend Angebote vorhanden. Auch die Sonne spielte weitgehend mit.
Oft möchte man ja aus dem Urlaub etwas mit nach Hause nehmen, sei es für sich selbst oder für Daheimgebliebene. Wenn das Mitbringsel dann auch noch einen speziellen Erinnerungswert an den Urlaubsort in sich birgt, umso besser.
Lokale Erzeugnisse im Angebot
In Oberstdorf gibt es dafür an zentraler Stelle einen schönen kleinen Laden, der von einheimischen Landwirten betrieben wird. Dort kann man Honig, Käse, selbstgemachte Marmeladen, Schinken und viele andere schmackhafte „Souvenirs“ kaufen. Diese Leckereien kann man dann zu Hause genießen und sich so an die schönen Urlaubstage zurück erinnern. Der Laden hat an sieben (!) Tagen die Woche offen, man findet also immer eine Gelegenheit hinein zu schauen.
Klar: Die einheimischen Produkte haben hier auch ihren Preis. Alles ist deutlich teurer als in einem der örtlichen Supermärkte, aber man hat auch ein gutes Gefühl dabei, Produkte direkt vom Erzeuger zu kaufen. Und freundlich sind die Menschen hinter dem Tresen obendrein. Letzteres trifft allerdings auf die meisten Menschen im Allgäu zu und ist mit ein Grund, warum ich dort so gerne hinfahre.
Was hat das mit Banken zu tun?
Warum ich darüber hier im Bank-Blog berichte? Weil ich es nicht lassen konnte und auch bei den lokalen Banken (daneben gibt es in Oberstdorf auch überregionale Kreditinstitute) ins Schaufenster geschaut habe. Dabei habe ich mich gefragt, was die lokalen Banken von anderen Banken unterscheidet und ob es dort wohl auch etwas spezifisch „einheimisches“ gibt, was man so zu Hause nicht findet.
Leider habe ich auf den ersten Blick wenig gefunden. Eigentlich waren nur die zahlreichen Immobilienanzeigen und einige (nicht bankbezogene) Veranstaltungsplakate im Schaufenster lokal, den Rest hätte ich auch in Frankfurt, Berlin oder Hamburg genau so finden können. Auch der flüchtige Blick ins Internet brachte keine regionalen Besonderheiten zu Tage.
Der geneigte Leser wird jetzt einwenden, man kauft ja bei Banken auch keine Urlaubssouvenirs ein. Stimmt! Aber woran liegt das? Am fehlenden Angebot oder an der fehlenden Nachfrage? Und könnte man daran nicht etwas ändern? Ist es in Stein gemeißelt, dass man im Urlaub zu Banken nur zum Geldabheben an den Automaten geht? Zugegeben, die Nachbarn über den Berg im österreichischen Kleinwalsertal hätten jetzt schon die eine oder andere „lokale“ Idee dazu, aber das meine ich hier nicht.
Lokales oder überregionales Banking?
Aber es ist ja wohl auch nicht primär der Tourist, auf den die örtlichen Banken abzielen. Vielmehr wollen sie wohl hauptsächlich die lokale Bevölkerung ansprechen. Ja, nur wie machen sie das? Jedenfalls, soweit ich es erkennen konnte, nicht mit lokalen Angeboten im Schaufenster (und auch nicht dahinter).
Sicherlich fördern beide Institute viele lokale Projekte, u.a. mit Spenden. Dafür muss man nur auf die Webseite oder in den Geschäftsbericht schauen. Das tun die meisten (vermutlich alle) lokalen Kreditinstitute und das ist auch gut für die Gemeinschaft vor Ort.
Aber gäbe es nicht auch Ansätze für regionale Dienstleistungsangebote, um sich von der überregionalen Konkurrenz und vor allem den Direktbanken deutlicher abzuheben? Mir sind da spontan zahlreiche Möglichkeiten eingefallen, z.B.:
- Freifahrten mit den örtlichen Bergbahnen
- Eintritt in örtliche Museen oder Schwimmbäder
- Nutzung des regionalen Nahverkehrs
- Kooperationen mit örtlichen Ski- oder Bergsportschulen
- Erlebnistage auf dem Bauernhof
Die Liste ließe sich mit oder ohne viel Phantasie recht schnell noch weiter ausbauen. Das Ganze wäre nicht nur für die Bank attraktiv sondern würde auch dem lokalen Kooperationspartner neue Chancen eröffnen.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich meine hier kein aufwendiges und teures Mehrwertkonto à la Haspa Joker. Ich meine eine simple Kombination mit Bankprodukten wie dem Giro- oder Sparkonto oder der Kredit- oder Kundenkarte der Bank (bei Volksbanken auch die Mitgliedschaft). Auf diese Art ließen sich attraktive und einzigartige Produktbündel konstruieren, die vielleicht sogar den einen oder anderen Stammgast auch davon überzeugen könnten, Kunde bei der örtlichen Bank zu werden.
Fazit
Einfache aber kreative Kombinationen von Bankangeboten mit attraktiven lokalen Angeboten würden den regionalen Charakter des Instituts in den Mittelpunkt rücken und auch eine klare Marketingbotschaft in sich bergen, die dem Institut eine zusätzliche Differenzierung abseits von Preisen ermöglichen würde.
Oder bin ich einfach nur zu viel von der herrlichen Allgäuer Urlaubssonne gestochen worden?