Regulierungsbehörden neigen dazu, neue Entwicklungen im Markt für Finanzdienstleistungen zu regulieren, sobald ein ausreichendes Interesse an einem neuen Trend besteht. Könnte dies 2017 auch der Blockchain-Technologie bevorstehen?
Blockchain-Technologie ist sicherlich einer der Top Trends in der Digitalisierung der Finanzdienstleistung. Dahinter steht ein dezentrales Buch oder eine Liste (Distributed Ledger), aller Transaktionen die über ein Peer-to-Peer-Netzwerk abgewickelt werden. Die Technologie ermöglicht es den Marktteilnehmern, Werte über das Internet zu übertragen, ohne einen „zentralen Dritten“ einzuschalten. Partner können dabei Personen, aber auch vernetzte Maschinen (Stichwort: Internet der Dinge) sein, die auf Basis von Smart Contracts teilnehmen.
Blockchain: Ruhe vor dem Sturm?
Dass sich der öffentlich Hype um das Thema Blockchain etwas gelegt zu haben scheint, deutet nicht etwa daraufhin, dass die Technologie wieder verschwunden wäre. Vielmehr ist dies ein Hinweis darauf, dass hinter den Kulissen derzeit sehr intensiv und ernsthaft an ersten Test-, Pilot– und Real-Live-Projekten gearbeitet wird. Die Einsatzgebiete sind vielfältig. Vor allem im Back-Office und im Produktionsbereich von Banken scheinen sich interessante Use Cases zu ergeben. Dagegen scheint die These von der Disruption des Bankgeschäftes durch Blockchain-Technologien zunächst einmal vom Tisch zu sein.
Aufsicht ist am Thema Blockchain dran!
Aufsicht und Regulierungsbehörden verfolgen das Thema Blockchain mit hoher Aufmerksamkeit:
Die Bundesbank beschäftigt sich bereits seit längerem sehr intensiv mit der Blockchain-Technologie und bewertet und analysiert mögliche Potenziale und Risiken genau.“
Bundesbankvorstand Andreas Dombret im Bank Blog Interview
Und dies gilt weltweit. Distlytics und das FinTech Network haben gemeinsam die weltweiten Ankündigungen von Regulierungsbehörden zum Thema Blockchain und Distributed Ledger in den letzten 18 Monaten in den letzten Monaten untersucht und daraus die folgende Infografik zusammengestellt. Darin wird deutlich, wie die verschiedenen Regulierer das Thema einordnen.
Steht also demnächst die Regulierung der Blockchain in Haus? Geht man von den bisherigen Verfahren aus, so wird wohl nicht die Technologie selbst, sondern der Umgang mit ihr bestimmten Regulierungen unterworfen. Letztlich reguliert und kontrolliert die Aufsicht Prozesse und Verfahren, nicht aber die Technologien selbst. Sollten die Behörden zu der Auffassung gelangen, dass Blockchain, Distributed Ledger und Smart Contracts systemische Risiken beinhalten, könnten durchaus entsprechende Vorschriften deren Verwendung reglementieren. Spannend wäre dann, ob solche Regeln international einheitlich erfolgen oder ob Finanzinstitute dann mit ihrer Infrastruktur zum „Ort der günstigsten Aufsicht“ umziehen.