Eine gute Reputation steht für die „Licence to operate“, also für die Zustimmung der Gesellschaft, seine Geschäfte uneingeschränkt betreiben zu können. Die Regulierungswut zeigt, dass die Bankbranche diese „Licence to operate“ nicht hat. Dennoch: Es gibt eine Reihe guter Beispiele unter den Banken.
Reputation könnte als Luxus abgetan werden: „Wenn wir mal ganz viel Zeit haben, kümmern wir uns um das Aufpolieren unseres Rufes.“ Tatsächlich wäre so ein Vorgehen extrem kurzsichtig, und gerade die Bankbranche kann von der Kehrseite der schlechten Reputation berichten. Die Branche in Gänze ist in Verruf geraten und bezahlt diesen Vertrauensverlust der Gesellschaft mit einer dichten Folge von Regulierungen, und zwar seit Jahren. Obendrein zeigen Studien, dass Häuser mit exzellenter Reputation ein um 3,8 Prozentpunkte höheres Umsatzwachstum haben als Häuser mit schlechter Reputation. Und zwar Jahr für Jahr.
Das lässt sich leicht erklären. Denn Arbeitgeber mit guter Reputation sind attraktiv für begehrte Mitarbeiter. Kunden gewähren ein größeres Vertrauen, was sich in einer höheren Nachfragebereitschaft auszahlt. Obendrein senkt eine gute Reputation die Refinanzierungskosten. Es ist also sehr klug, systematisch an einer exzellenten Reputation zu arbeiten.
Reputation lässt sich messen und steuern
Reputation lässt sich heute sehr gut messen und steuern. Die wissenschaftliche Grundlage hat Charles Fombrun aus den USA gelegt. Er gilt als der führende Reputationsforscher weltweit. In Anlehnung an seine Forschung wird die Reputation in fünf Dimensionen gemessen:
- Performance des Managements
- Wirtschaftliche Performance
- Performance bei Produkten und Services
- Performance in der Nachhaltigkeit
- Performance als Arbeitgeber
Jede dieser fünf Reputationsdimensionen hat ein unterschiedliches Gewicht in der Gesamtreputation, was aus Sicht der Gesellschaft zeigt, dass ihr zum Beispiel die Nachhaltigkeit immer wichtiger wird.
Die Reputation deutscher Banken und Sparkassen
Bei den deutschen Kreditinstituten liegt die Sparda-Bank Hessen auf Platz 1, gefolgt von der Kreissparkasse Böblingen und der Sparda-Bank West. Beste Sparkasse ist die Ostsächsische Sparkasse Dresden. Santander schlägt sich als klassisches Kreditinstitut mit Platz 6 sehr wacker. Die großen Platzhirsche wie Deutsche Bank, Commerzbank & Co. sind unter den Top 50 nicht vertreten.
Dieses Bild überrascht nicht wirklich. Für die Finanzskandale werden vorzugsweise die großen Institute verantwortlich gemacht. Die regionalen Banken und Sparkassen sind zwar auch nicht mit blütenweißer Weste unterwegs, aber sie gehen leichter in der Region unter. In den nationalen Nachrichten tauchen sie nur sehr selten negativ auf. Gleichzeitig sind Sparkassen und Genossenschaften historisch darauf orientiert, der Region oder ihren Genossenschaftsmitgliedern Gutes zu tun. Der knallharte kapitalistische Ansatz ist bei diesen Häusern weniger zu spüren, auch wenn ein Kreditinstitut immer noch die Inkarnation des Kapitalismus bleibt – was immer wenig Sympathien in der Gesellschaft erzeugt.
Die Topinstitute haben ihre Stärken in den Dimensionen „Produkt und Services“ sowie „Nachhaltigkeit“, also in der ökologischen, sozialen und ökonomischen Verantwortung. Bei der Reputation des Managements und beim Ruf als Arbeitgeber gibt es bereits Potenzial für Verbesserungen. Die Wirtschaftlichkeit ist – Niedrigzinsumfeld sei Dank – die schlechteste Dimension.
Die 50 reputationsstärksten deutschen Banken und Sparkassen
Im Folgenden finden Sie die 50 reputationsstärksten deutschen Banken und Sparkassen nach Rang, Institut und der erreichten Punktzahl:
- Sparda-Bank Hessen eG, 100,0
- Kreissparkasse Böblingen, 96,9
- Sparda-Bank West eG, 96,5
- Ostsächsische Sparkasse Dresden, 94,7
- Sparkasse Heidelberg, 89,8
- Santander Consumer Bank AG, 87,7
- Volksbank Darmstadt-Südhessen eG, 87,7
- Sparkasse Mittelfranken-Süd, 87,6
- Stadt- und Kreissparkasse Erlangen, 86,0
- Sparda-Bank Baden-Württemberg eG, 85,5
- Sparkasse Mainfranken Würzburg, 84,7
- Karlsruhe Ettlingen, 84,4
- Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, 84,2
- Weser-Elbe Spark., 84,0
- Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, 83,8
- Landessparkasse Oldenburg, 83,7
- Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG, 83,6
- Sparkasse am Niederrhein, 83,5
- Sparkasse Niederbayern-Mitte, 83,2
- Sparkasse Münsterland Ost, 82,9
- Volksbank Kraichgau Wiesloch- Sinsheim eG, 82,9
- Sparda-Bank München eingetragene Genossenschaft, 82,7
- Sparkasse Schwarzwald-Baar, 82,6
- Kreissparkasse Köln, 81,4
- Stadtsparkasse Düsseldorf, 80,7
- Stadtsparkasse Wuppertal, 80,5
- Sparkasse Bodensee, 80,4
- Volksbank Mittelhessen eG, 79,9
- Volksbank Lüneburger Heide eG, 79,8
- BANK, 79,5
- Sparkasse Westerwald-Sieg, 79,4
- BBBank eG, 79,1
- Volksbank Göppingen eG, 78,7
- Sparkasse Düren, 78,3
- Sparkasse Memmingen-Lindau- Mindelheim, 78,1
- Hannoversche Volksbank eG, 77,5
- Sparkasse Bochum, 77,4
- Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, 77,4
- Sparkasse Oberhessen, 77,2
- Berliner Volksbank eG, 77,2
- Sparkasse Hochfranken, 77,1
- Sparkasse Ulm, 76,7
- Bankhaus Lampe KG, 76,6
- Kreissparkasse Kaiserslautern, 76,6
- Kreissparkasse Heilbronn, 76,4
- Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau, 76,2
- Wiesbadener Volksbank eG, 76,2
- TeamBank AG, 76,0
- Degussa Bank GmbH, 75,9
- Kreissparkasse Reutlingen, 75,8
Für die Reputationsanalyse wurden die 5.000 mitarbeiterstärksten Unternehmen in Deutschland auf Basis der Kommunikation in den fünf Reputationsdimensionen im Internet untersucht. Ausgewertet wurde die Kommunikation in 350 Millionen Quellen. Der Reputationsanalyse liegen 17,6 Millionen Aussagen aus dem Zeitraum vom 1. März 2018 bis zum 28. Februar 2019 zugrunde. Das Reputationsranking der Kreditinstitute ist eine Sonderauswertung aus dieser Studie.