Die Banken erhöhten ihre Risikorückstellungen während der Pandemie stark. Das zeigt eine aktuelle Studie. Das Wagnis, das die Institute bei der Kreditvergabe eingehen, hängt vom Kreditportfolio ab. Doch das Management sollte auch ein Auge auf ESG-Themen haben.
Die Banken haben während der Corona-Pandemie finanzielle Hilfe für Unternehmen und Privatpersonen geleistet. Ohne diese Kredite wären bei dem einen oder anderen Kreditnehmer längst die Lichter ausgegangen. Den Instituten muss aber klar gewesen sein, dass in – und auch nach – dieser angespannten Lage nicht jeder seine Schulden zuverlässig zurückzahlen kann.
Eine Untersuchung der Unternehmensberatung BCG bestätigt das. Demnach hätten europäische Institute ihre Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle im Jahr 2020 durchschnittlich um 113 Prozent erhöht. Die Risiko-Rücklagen der US-Banken stiegen sogar um 137 Prozent.
Kreditportfolio der Banken bestimmt das Risiko
Nun geht es langsam zurück auf das alte Niveau. Die Wirtschaft erholt sich, die Corona-Pandemie neigt sich in Deutschland ihrem voraussichtlichen Ende zu. Die Regierungen werden mittelfristig ihre Hilfen für Unternehmen aussetzen, die sie im Zuge der Pandemie einführten. Auch von den Erleichterungen im Insolvenzrecht werden sich die Unternehmer trennen müssen. Bald zeigt sich also, wer seine Kredite aus eigener Kraft tilgen kann.
Das Risiko, das die Finanzinstitute dabei tragen, hänge deutlich von ihrer Kundenstruktur ab, wie es in der Untersuchung heißt. Einige Branchen sind oder waren von der Corona-Pandemie stark betroffen – andere weniger. Stehen im Kreditportfolio viele Tourismusunternehmen oder Airlines? Um solche Fragen geht es.
Die Studienautoren raten den Banken, in ihre Analysefähigkeiten zu investieren. Über Szenarioanalysen könnten die Institute einen klaren Blick auf ihre Kreditportfolios gewinnen. Zudem sollten sie die Personalkapazitäten im Inkassobereich im Auge behalten, gegebenenfalls rechtzeitig aufstocken. So wären sie auf Probleme mit ausbleibenden Kreditzahlungen besser vorbereitet.
ESG im Blick des Risikomanagements
Entscheidend für Entwicklung und Stabilität der Banken sei auch das Risikomanagement in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz: ESG. Die Evaluierung und das Management dieser Risiken gewinnen für Banken an Bedeutung, weil der regulatorische Druck stetig wachse.
Nach Willen der europäischen Bankenaufsicht EBA sollen Kreditinstitute ein Rahmenwerk für das Management von ESG-Risiken definieren und in ihre Stresstests integrieren. Bereits zum Jahresende 2022 sollen sie entsprechende Risikodaten offenlegen. Obwohl die Bankenaufsicht den Fokus derzeit hauptsächlich auf Umweltrisiken legt, gelte es für Banken bei der Integration von ESG vorausschauend zu agieren und gesellschaftliche und Governance-Risikofaktoren mit einzubeziehen.
Um die operative Belastbarkeit zu gewährleisten, sollten Prozesse und Dienstleistungen so aufgesetzt sein, dass sie die Stabilität und Resilienz der Banken unterstützen, schreiben die Studienautoren: Eine hohe Volatilität werde auf absehbare Zeit eher die Regel als die Ausnahme. Deshalb müsse die Finanzbranche Störungen auffangen – nicht nur in bestimmten Bereichen wie dem Kreditportfolio, sondern im gesamten Unternehmen.
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