Schwere Zeiten für Anbieter von automatischer Vermögensanlage: Nur ein Fünftel der Deutschen kann mir dem Begriff „Robo Advisor“ etwas anfangen. Und noch weniger würden ihm ihr Geld anvertrauen.
Vor über zehn Jahren starteten die ersten Robo Advisor in den USA, die ersten deutschen Anbieter folgten 2011. In der Fachwelt wird das Thema von Beginn an mit viel Aufmerksamkeit verfolgt. Die Erwartungen waren hoch und sie schienen sich am Anfang auch zu erfüllen. Inzwischen ist erste Ernüchterung eingekehrt.
Kein Wunder! Einer aktuellen ebase-Umfrage zufolge kennen gerade mal 20 Prozent der Deutschen den Begriff Robo Advisor. Immerhin: Je höher das Anlagevermögen und je höher die Risikoneigung, desto höher ist auch der Bekanntheitsgrad. Es scheint auf den ersten Blick, als ob zumindest die anvisierte Zielgruppe eine hohe Affinität zu Robo Advice hätte.
Nur verhaltendes Interesse an Robo Advice
Doch der zweite Blick in die Umfrageergebnisse fällt ernüchternd aus:
- Von denjenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können, sagen mehr als drei Viertel, dass sie sich nicht vorstellen können, Geld bei einem Robo Advisor zu investieren.
- Und bei denjenigen, die den Begriff kennen, sind es weniger als 20 Prozent, die die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 12 Monaten Geld bei einem Robo Advisor zu investieren als hoch oder sehr hoch einschätzen.
Die Bereitschaft nimmt auch keineswegs mit höherem Einkommen, Alter oder Bildungsstand zu. Die Umfrageergebnisse lassen vielmehr den Rückschluss zu, dass nur bei ausgeprägter Risikoneigung eine erkennbare Affinität zu Robo Advice besteht. Genau dem damit verbundenen Bedarf entsprechen die bislang im Markt befindlichen Angebote jedoch nicht. Sie sind vielmehr meist auf passives Investment ausgelegt.
Falsche Erwartungen oder falsche Angebote?
Auch andere Erwartungen der Anleger werden derzeit nicht oder nur unzureichend erfüllt. Aus Anlegersicht sind geringe Gebühren, Transparenz und eine nachvollziehbare Anlagestrategie – laut Umfrage – die wichtigsten Entscheidungskriterien. Genau daran hapert es allerdings bei hiesigen Angeboten.
Während in den USA Robo Advice eine preiswerte Alternative zu anderen Anlageformen ist, verfolgen Anbieter hierzulande eine Hochpreisstrategie. Oft sind Robos sogar teurerer als eine individuelle Vermögensverwaltung, wenngleich letztere erst ab einem bestimmten Volumen zur Verfügung steht.
Interessant auch, dass Anleger nur einen Teil ihres Geldes bei einem Robo Advisor anlegen würden. Aus Kundensicht dient die Anlage wohl weitgehend der Risikostreuung oder einem ausgewählten Anlageziel.
Die weitere Entwicklung in diesem Bereich wird also durchaus spannend bleiben. Zielgruppe und Strategie dürften weiterhin eine hohe Bedeutung haben.