Zwölf Jahre nach der Finanzkrise stehen Banken und Sparkassen heute vor neuen Herausforderungen. Eine aktuelle Studie zeigt, wie technologischer Fortschritt, Klimawandel und das wachsende Nachhaltigkeitsbewusstsein die Rolle der Kreditinstitute verändern.
Die Finanzbranche befindet sich seit einigen Jahren in einem grundlegenden Wandel. So hat die Finanzkrise die Entwicklung der Branche in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich beeinflusst. Inzwischen verändern vor allem Megatrends wie die Digitalisierung, der Kampf gegen den Klimawandel, die demografische Entwicklung und eine neue Kundengeneration die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen.
Zwölf Jahre nach der Finanzkrise steht die Finanzbranche damit vor neuen Herausforderungen. Eine Studie der Fiducia & GAD in Kooperation mit dem Handelsblatt Research Institute hat untersucht, wie technologischer Fortschritt, Klimawandel und das wachsende Nachhaltigkeitsbewusstsein die Rolle der Banken verändern.
Handlungsoptionen setzt Digitalisierung voraus
Die Analyse analysiert die vielschichtigen Entwicklungen die auf die Finanzinstitute einwirken. Sie zeigt verschiedene Handlungsoptionen angesichts massiver gesellschaftlicher und ökonomischer Umwälzungen auf, die das Geschäftsmodell von Banken und ihr Verhältnis zu den Kunden von Grund auf revolutionieren.
Die meisten Aspekte weisen einen mehr oder weniger engen Bezug zur Digitalisierung auf. Dies untermauert die hohe Bedeutung digitaler Technologien für die Zukunft der Finanzwirtschaft und wirft Fragen auf, wie sich Digitalisierungsinitiativen schnell genug an dynamische Veränderungen im sozioökonomischen Umfeld anpassen lassen.
Zusammenspiel von analogem und digitalem Vertrieb
So beschleunigt der Wandel das schleichende Filialsterben, was insbesondere für Regionalbanken die Gefahr eines Verlustes an regionaler Präsenz bedeutet. Es kommt daher darauf an, eine digital-persönliche Beratungslösung via Omnikanal-Strategie nahtlos in die Gesamtheit aller anderen Kontakt- und Vertriebswege zu integrieren.
Nur wenn während einer digitalen Beratung zuvor bereits per App eingegebene Daten auf Knopfdruck zur Verfügung stehen, kann sich ein unmittelbares, von Rückfragen und bürokratischen Verzögerungen freies Nutzungserlebnis einstellen.
Omnikanal für digitalen Service und Beratung
Im Zentrum der Digitalisierungsstrategie muss daher eine umfassende Omnikanal-Konzeption stehen. Nur so können sich Banken in verschiedensten Lebenssituationen erfolgreich als begleitender Service- und Beratungspartner ihrer Kunden positionieren.
Kundennähe erfordert im digitalen Zeitalter aber auch eine Angebotserweiterung über klassische Bankdienstleistungen hinaus: Wenn zum Beispiel im Zuge einer digital angebahnten Immobilienfinanzierung über zugehörige Versicherungen hinaus auch Handwerksleistungen für eine eventuell notwendige Renovierung mitvermittelt würden, wäre dies für Kunden zweifellos ein großer Gewinn.
Um sich mit dieser digitalen Cross-Selling-Variante zusätzliche Ertragschancen zu erschließen, müssen sich Finanzinstitute allerdings mit Non-Banking-Partnern zu einem digitalen Ökosystem vereinen. Dies wiederum setzt plattformübergreifende Anwendungen voraus, die auf datenschutzkonforme Weise die jeweils benötigten Informationen aus verschiedenen Quellsystemen der beteiligten Partner zusammenführen.
Neue Herausforderungen erfordern strategische Neuausrichtung
Schon diese beiden Beispiele – Omnikanal und digitales Ökosystem – zeigen, dass sich mit der veränderten Rolle der Banken auch die Rolle der IT grundlegend verändert. Sie bildet nicht mehr nur Geschäftsprozesse ab, sondern wird zu einem unverzichtbaren Gestaltungsmittel für neuartige Serviceideen bis hin zu neuen Geschäftsmodellen.
Das wiederum bedeutet neue Herausforderungen für IT-Dienstleister, die sich im Idealfall zu echten Digitalisierungspartnern weiterentwickeln, um als Lotse die Banken in und durch die digitale Banking-Welt und die digital geprägte Kundenbeziehung begleiten zu können.
Digitalisierung erreicht etablierte Prozesse
Die Digitalisierung von Wirtschaft sowie Gesellschaft rüttelt auch an etablierten Prozessen und Geschäftsmodellen – bei den Banken selbst, aber auch in ganzen Volkswirtschaften, was Banken als Finanzierer, Berater und Partner von Unternehmen gleichermaßen berührt.
Gleichzeitig verändern sich die Ansprüche der Kunden: Das Konzept weitreichender regionaler Präsenz für die persönliche Beratung zu einer weitgehend festen Produktpalette genügt ihnen nicht mehr. Physische Präsenz hat gegenüber den Online-Angeboten an Bedeutung verloren, gleichzeitig erwarten die Kunden mehr als ein Standardprodukt. Sie wollen individuelle Begleitung und Beratung in ihrer jeweiligen Lebenswelt.
Purpose wird relevanter Faktor in der Unternehmensführung
Durch die Finanzkrise 2008/09 hat sich die öffentliche Wahrnehmung der Branche verändert. Auf einen massiven Vertrauensverlust durch die Krise wurde branchenweit mit umfassenden Veränderungen in der Kultur, bei Prozessen und nicht zuletzt im Mitarbeitermanagement reagiert. Sinnstiftung gewinnt massiv an Bedeutung und Purpose wird zu einem relevanten Faktor der Unternehmensführung.
Teil dieses Purpose ist auch die steigende Bedeutung nachhaltiger Finanzierungen. Green Finance ist – getragen von einem erwachenden öffentlichen Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit zu einem Mainstream-Thema geworden. Banken gelten als zentraler Hebel, Finanzströme so zu lenken, dass sowohl die weltweit ambitionierten Klima- als auch weitere Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können.
Und nicht zuletzt trifft auch die Corona-Krise die Bankenbranche – unmittelbar weniger stark, als dies bei anderen Wirtschaftszweigen der Fall ist, mittelbar jedoch durch die engen Verflechtungen mit allen Branchen und Unternehmen einer Volkswirtschaft.
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