Agiles Management und ungewollte Bürokratisierung

Schattenorganisation

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Holacracy soll Unternehmensführung agiler machen, um Komplexität besser verarbeiten zu können. Stefan Kühl zeigt in seinem Buch „Schattenorganisation“ Fallen bei der Umsetzung und dass Managementmoden immer mehr versprechen, als sie halten können.

Buchtipps und Leseempfehlungen für Bankmanager und -mitarbeiter

Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ist als Bestandteil einer Karriere in Zeiten der Veränderung allgemein akzeptiert. Dass „Lesen bildet“ weiß schon der Volksmund. Obwohl wir alle tagtäglich viel zu viel lesen „müssen“, lesen wir wohl alle gleichzeitig auch viel zu wenig. Im Bank Blog finden Sie daher Hinweise und Empfehlungen auf interessante Bücher, die Ihnen neue Erkenntnisse und Ideen vermitteln sollen.

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Das Holacracy-Konzept verspricht, dass bei der Arbeit nur noch die Fähigkeiten zählen und nicht mehr die persönliche Identität. Es handelt sich um einen innovativen Ansatz zur Neugestaltung von Unternehmen, der in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten hat.

Holokratie als neuer Managementansatz

Das Ziel von Holacracy ist, den Traum von sinnstiftender Arbeit zu verwirklichen. Das Konzept strebt danach, alle Rollen in einem Unternehmen so präzise zu definieren und zu formulieren, dass Hierarchien und Abteilungen überflüssig werden. Das zugrunde liegende Motto lautet: Mitarbeiter folgen Regeln und erhalten mehr Verantwortung, während sich der Chef im Hintergrund hält.

Holakratische Organisationen möchten damit vermeiden, in den Sackgassen zu landen, in die traditionell geführte Unternehmen oft geraten. Sie haben u.a. folgende Ziele:

  • Aufbrechen von Abteilungsgrenzen,
  • Aufweichen von Hierarchien,
  • Überwindung von Bürokratisierung und Silodenken,
  • Ermöglichung ständiger Anpassung an Veränderungen,
  • Vermeidung endloser Diskussionen.

Obwohl diese Ideen an sich nicht völlig neu sind, war es neu, ein vollständiges Managementsystem darauf aufzubauen.

Buchtipp: Schattenorganisation - Stefan Kühl

Schattenorganisation – Agiles Management und ungewollte Bürokratisierung – Stefan Kühl.

Hyperformalisierung statt Agilität

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft nach Ansicht von Stefan Kühl jedoch eine entscheidende Lücke. Er warnt vor einer möglichen Hyperformalisierung, die sich in agilen Organisationen entwickeln kann. Um Hierarchien abzubauen und Abteilungsgrenzen zu lockern, werden in solchen Organisationen in bisher unbekanntem Maße formale Rollenbeschreibungen erstellt. Es sei keine Seltenheit, dass diese Beschreibungen 30 bis 40 Seiten umfassen. Darüber hinaus passen Mitarbeiter kontinuierlich ihre Erwartungen an ihre Rollen an, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können.

Diese Überbetonung der Formalisierung führt zu einer Reihe unerwünschter Nebeneffekte, welche die Organisationen behindern können. Um handlungsfähig zu bleiben, bilden holakratische Organisationen Schattenhierarchien und -abteilungen, wie Kühl anhand zahlreicher Beispiele belegt.

Schattenhierarchie und Schattenstrukturen

Holakratische Organisationen beanspruchen für sich, Machtkämpfe, Klüngelei und undurchsichtigen Informationsfluss abgeschafft zu haben. In der Praxis entstünden jedoch Schattenstrukturen, die herkömmlichen Abteilungen ähneln.

Zudem neigten holakratische Organisationen dazu, ständig neue Kreise, Rollen und Aufgaben zu schaffen, um flexibler auf veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können. Allerdings werden diese selten wieder abgeschafft, obwohl die Mitarbeiterzahl gleich bleibt. Das führt zu einer zunehmenden Anzahl formaler Regeln, die letztendlich nicht wirklich umgesetzt werden. Der Autor warnt davor, dass Mitarbeiter am Ende nur noch nach den Vorgaben der Holakratie handeln, ohne wirklich dahinterzustehen.

Je mehr Transparenz in einer Organisation gefordert wird, desto mehr Anstrengungen gibt es, sich zu verstecken. Letztendlich erkennt man, dass Abteilungen und Hierarchien durchaus ihre Vorteile haben: Sie helfen den Mitgliedern einer Organisation, sich auf Teilziele zu konzentrieren und schnelle Entscheidungen zu treffen.

Über den Autor Stefan Kühl

Stefan Kühl ist Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Außerdem arbeitet er als Organisationsberater der Firma Metaplan. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter Brauchbare Illegalität, Sisyphos im Management und Das Regenmacher-Phänomen.

Buch oder Zusammenfassung

Das Buch hat 144 Seiten. Sie erhalten es u.a. bei Amazon.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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