Überkapazitäten und sinkende Frachtraten bringen nicht nur die Schifffahrtsbranche in Bedrängnis sondern führen auch dazu, dass Banken aus dem Geschäft mit Schiffsfinanzierungen aussteigen.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Commerzbank beendet Geschäft mit Schiffspfandbriefen
Die Krise der Schifffahrt führt zu einem weiteren Rückzug von Kreditinstituten aus der Finanzierung. So gab die Commerzbank nun ihre Lizenz für das Geschäft mit Schiffspfandbriefen zurück. Die Commerzbank habe seit sechs Jahren keine solchen Papiere mehr begeben und beabsichtige auch nicht, „das Schiffspfandbriefgeschäft in Zukunft wieder aufzunehmen“, teilte die Bank heute mit. Seit 2012 reduziert das Unternehmen zudem sein Portfolio an Schiffskrediten. Von damals 20 Milliarden Euro stehen jetzt noch 4,5 Milliarden in den Büchern. Um den Abbau weiter vorantreiben zu können, werden nun die Schiffspfandbriefe ersatzweise vor allem mit Staatsanleihen abgesichert. Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung sei von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erteilt worden, erklärte die Commerzbank. Noch im laufenden Jahr solle davon Gebrauch gemacht werden. Überkapazitäten und sinkende Frachtraten haben in den vergangenen Jahren viele Reedereien in die Krise gestürzt. Eine davon, die Hamburger Traditions-Reederei Rickmers, hat heute Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte die HSH Nordbank als größter Kreditgeber die Sanierungspläne abgelehnt. „Der HSH-Vorstand hat das Rickmers-Sanierungskonzept sorgfältig geprüft und erachtet dieses als betriebswirtschaftlich nicht tragfähig“, sagte ein Banksprecher. Die kriselnde Landesbank kämpft als einst weltgrößter Schiffsfinanzierer selbst mit den Folgen der Branchenkrise. So hatte sie erst im vergangenen Jahr die Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite in der Schifffahrtsbranche um rund 2 Milliarden Euro aufgestockt.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
EZB-Anleihekäufe: Deutschland haftet für 155 Milliarden Euro
Deutschland müsste mit maximal 155 Milliarden Euro für die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) haften. Diese Summe hat die „Welt“ berechnet. Das Risiko für Deutschland liegt damit 60 Milliarden Euro über der Summe, die die EZB in einer Antwort auf Fragen des Bundesverfassungsgerichts genannt hatte. Der Unterschied erklärt sich laut des Medienberichts in erster Linie dadurch, dass die Notenbank lediglich die Käufe von Staatsanleihen berücksichtigt hatte und nicht auch den Erwerb von Unternehmensanleihen.
ESMA bestraft Ratingagentur Moody’s
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat gegen die Ratingagentur Moody’s ein Bußgeld in Höhe von 1,24 Millionen Euro verhängt. Die Niederlassungen in Deutschland und Großbritannien hätten gegen Regulierungsvorschriften verstoßen, hieß es in einer Mitteilung der ESMA von heute. Konkret hätte die Agentur Investoren Informationen verweigert, auf welche Weise die Ratings von Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank oder der Europäischen Union (EU) zustande gekommen seien.
Weidmann für Diskussion der EZB über Geldpolitik:
Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, hält eine Diskussion um eine mögliche Anpassung des geldpolitischen Ausblicks der Europäischen Zentralbank (EZB) für angemessen. „Aus meiner Sicht legt der derzeitige wirtschaftliche Ausblick zusammen mit zunehmend besser ausgewogenen Risiken nahe, dass der EZB-Rat mit einer Diskussion darüber beginnt, ob und wann es Zeit für eine Anpassung der Forward Guidance ist“, sagte der Notenbankchef auf einer Veranstaltung in Konstanz.
Hakkarainen: Große Risiken durch kleine Banken
Pentti Hakkarainen, Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB), hat vor grundsätzlich niedrigeren Berichtspflichten für kleinere Geldhäuser gewarnt. Er sei gegen solche Vorschläge, sagte er heute in Lissabon. „Stattdessen sollten wir einem stärker differenzierten Ansatz folgen.“ Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es für kleine Institute durchaus möglich sei, für schwere Verwerfungen in einer Volkswirtschaft zu sorgen. Als Beispiel nannte er die Krise der US-Sparkassen in den 80er Jahren.
Williams: Fed könnte 2017 Zinsen bis zu vier Mal erhöhen
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könnte die Leitzinsen in diesem Jahr bis zu vier Mal erhöhen. Das sagte John Williams, Präsident der Fed von San Francisco, heute in Seoul. Drei Anhebungen seien sein Basis-Szenario für 2017. Vier Schritte könnten aber angemessen sein, sollte die US-Wirtschaft einen unerwarteten Schub bekommen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Brüssel stimmt Rettungsplan für Monte dei Paschi zu
- Insider: SRB sieht mögliche Abwicklung der Banco Popular
- US-Großbanken mit Einbußen im Handelsgeschäft
- W&W prüft Verkauf der Wüstenrot Bank
- Katar erhöht Anteil an Credit Suisse
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Die britische Premierministerin Theresa May und Oppositionsführer Jeremy Corbyn stellen sich vor der Parlamentswahl am 8. Juni den Fragen der BBC. Allerdings getrennt, da die Regierungschefin eine gemeinsame Diskussionsrunde mit ihrem Herausforderer abgelehnt hatte.
- In Berlin veröffentlicht das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz seinen Bericht zur Vorfälligkeitsentschädigung.
- Das Institut für Europäische Politik (IEP) lädt zur Veranstaltung „Eine Fiskalkapazität für den Euroraum“.