Die Mehrheit der jungen Erwachsenen schätzt ihr eigenes Wissen über Finanzthemen als schlecht ein. Das zeigt eine aktuelle Studie. Die Befragten sehen die Verantwortung hierfür vor allem bei den Schulen. Aber auch bei den Medien, der Politik und der Finanzbranche.

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Einer aktuellen Umfrage der Investmentgesellschaft Union Investment zufolge schätzen junge Erwachsene in Deutschland ihr Wissen über Finanzthemen als eher gering ein. Die Schuld dafür geben sie vor allem dem Bildungssystem. Auch Medien und Politik nehmen sie in die Pflicht.

Demnach würden 32 Prozent der jungen Erwachsenen, die noch zur Schule gehen, ihr Finanzwissen nur mit mangelhaft bis ungenügend benoten. 61 Prozent aller Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren geben an, dass ihr Wissen über die Themen Geld und Finanzen nur befriedigend bis ausreichend sei. 19 Prozent würden sich gar die Schulnote mangelhaft oder ungenügend geben. Nur 19 Prozent hätten ihre Kenntnisse auf gut oder sehr gut geschätzt. Im Durschnitt bewertete man sich selbst mit einer Schulnote von 4,8.

Wissenslücken bei vielen Geld- und Finanzthemen

Große Wissenslücken gebe es vor allem bei vermögenswirksamen Leistungen: 53 Prozent wisse gar nichts oder nur wenig darüber. Auch beim Begriff „Rendite“ müssen viele passen: 52 Prozent der Befragten würden sich hier schlecht oder gar nicht auskennen. Beim Thema Zinsen würden immerhin 35 Prozent meinen, sich gut oder sehr gut auszukennen. Doch auch 32 Prozent wüssten nur ausreichend bis ungenügend darüber Bescheid.

Auch bei dem Thema Aktien würden sich mit 28 Prozent nur wenige junge Menschen gut oder sehr gut auskennen. 24 Prozent haben hier mangelhaftes oder ungenügendes Wissen (Notendurchschnitt 3,4). Bei Investmentfonds müssen noch mehr Befragte passen: Nur 23 Prozent hätten hier ein gutes oder sehr gutes Wissen. Insgesamt 30 Prozent gäben sich Noten, mit denen sie in der Schule durchfallen würden (Notendurchschnitt 3,7).

Beim Sparbuch hingegen kennen sich junge Erwachsene offenbar besser aus: 46 Prozent schätzen ihr Wissen hierzu sehr gut oder gut ein (Notendurchschnitt 2,8).

Junge Erwachsene kritisieren Schulen, Medien, Politik und Finanzbranche

85 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung für die mangelhafte Vermittlung von Finanzwissen vor allem bei den Schulen. 64 Prozent der jungen Menschen beurteilen die Leistung der Schulen als mangelhaft oder ungenügend. Nur sechs Prozent finden, dass hier gute oder sehr gute Leistungen erbracht werden.

Aber auch die Medien (36 Prozent), die Politik (34 Prozent) und Finanzdienstleister (33 Prozent) sollten Verantwortung für die Vermittlung von Finanzwissen übernehmen. Eltern bekommen für die Vermittlung von Finanzwissen im Durchschnitt die Note 2,8 von der jungen Generation.

Finanzthemen bei Schülern unbeliebt

Größtenteils räumten die Befragten jedoch ein, sich weder oft noch gerne mit Finanzthemen zu beschäftigen: 58 Prozent der befragten Schüler tun dies nur selten oder fast nie. Die Gründe: Finanzthemen seien zu kompliziert (42 Prozent) – oder es sei kein Interesse vorhanden (39 Prozent). 36 Prozent hätten nicht genug Geld zur Verfügung. 14 Prozent geben an, dass sich andere darum kümmerten, zum Beispiel die Familie oder der Partner.

Immerhin beschäftigten sich 58 Prozent aller Befragten vom 18 bis 29 Jahren häufig oder manchmal mit Finanzthemen, lediglich 14 Prozent fast nie. Hier liegen die jungen Erwerbstätigen vorne (67 Prozent).

Dennoch hätten sie die hohe Bedeutung erkannt: 90 Prozent betrachten Finanzthemen als wichtig oder sehr wichtig, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. Damit liegt es nur knapp hinter dem Thema „Gesundheit und Ernährung“ (91 Prozent), „Technik und IT“ mit 81 Prozent und „aktiv Sport treiben“ (77 Prozent). Auf dem letzten Platz lande „Ökologie“ mit 68 Prozent.

Wie sieht’s auf dem Konto junger Menschen aus?

Wenn es um die eigenen Finanzen geht, ist die Jugend gespalten: 48 Prozent geben an, dass es ihnen finanziell gut gehe. 38 Prozent meinen, dass sie mit ihrem Geld auskämen, aber dass nicht viel übrig bleibe. Bei 13 Prozent sei das Geld knapp.

Die jeweilige Einschätzung unterscheide sich laut Studienautoren je nach individueller Lebenssituation: Junge Erwerbstätige haben zu 58 Prozent angegeben, dass es ihnen finanziell ganz gut gehe. Nur sieben Prozent hadere mit einer knappen Kasse.

Der Anteil jener, die ihre finanzielle Situation als eng einschätzten, sei bei den Auszubildenden am größten: Hier haben 20 Prozent verlautet, dass das Geld oft knapp sei – lediglich 39 Prozent gehe es finanziell gut.

„Sparen“ ist für junge Leute kein Fremdwort

Immerhin würden 90 Prozent der jungen Erwachsenen sparen. 58 Prozent legen regelmäßig etwas zurück. 33 Prozent sparen nur, wenn etwas übrig sei. Lediglich acht Prozent sparen nicht. Unter jungen Erwerbstätigen legen sogar 74 Prozent regelmäßig Geld zurück.

Als besonders geeignete Form der Geldanlage, um Gewinne zu machen, betrachten die jungen Erwachsenen Aktien (61 Prozent) und Immobilien (59 Prozent). Auch Investmentfonds sehen 45 Prozent als gewinnbringende Anlageform.

Dennoch sei das Sparbuch mit 42 Prozent unter jungen Menschen am weitesten verbreitet. 33 Prozent – unter den jungen Erwerbstätigen sogar fast 45 Prozent – würden mit Investmentfonds sparen. Der Anteil der Aktienbesitzer liege bei 18 Prozent, wohingegen Kryptowährungen bisher kaum eine Rolle spielten (9 Prozent).

Es gebe also durchaus eine große Bereitschaft zum Sparen, wie die Autoren der Studie betonen: Die These, wonach junge Menschen das Sparen verlernt hätten, greife nicht. Dabei falle auf, dass auch diejenigen sparen würden, die sich finanziell strecken müssen.

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