Durch die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse hat die UBS eine Größe erreicht, die zu einem erheblichen Risiko für die Schweiz führen könnte. Nun hat eine Expertengruppe einen Bericht vorgelegt und Anpassungen der Regulierung vorgeschlagen.

Aktuelle Trends, Studien und Research zu Aufsicht, Regulierung und Compliance

Aufsichtsrechtliche Anforderungen, Regulierung und Compliance werden von den meisten Banken und Sparkassen als Last empfunden. Dabei sichern diese die Sicherheit und damit die Existenz unseres modernen Bankensystems und ermöglichen, richtig genutzt, auch Chancen im Kundengeschäft. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu Trends und Entwicklungen in diesem Bereich.

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Noch in den 1990er Jahren gab es in der Schweiz fünf große Banken: die Schweizerische Kreditanstalt (SKA), die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG), den Schweizerischen Bankverein (SBV), die Schweizerische Volksbank (SVB) und die Bank Leu. Wer damals prognostizierte, dass sich dies irgendwann ändern würde oder sollte, wurde als Gegner des schweizerischen Bankwesens gebrandmarkt.

Doch genau das geschah: Als erste wurde die Bank Leu im Jahr 1990 von der SKA übernommen. Die genossenschaftliche Volksbank geriet während der Hypothekenblase der 1990er Jahre in Schwierigkeiten und wurde 1993 ebenfalls von der SKA übernommen, die sich daraufhin in Credit Suisse umbenannte.

Einige Jahre später fusionierten die Bankgesellschaft und der Bankverein, nachdem sie beträchtliche Verluste im Hedgefondsgeschäft verbuchten. In der UBS übernahmen vor allem Personen aus dem Bankverein die Führung.

Gesunde Bank übernimmt kranke Bank

Das Schema, mit dem die Schweiz Probleme einzelner Finanzinstitute stets löste war einfach: „Gesunde Bank übernimmt kranke Bank“. Nicht nur große Banken, auch regionale Institute – vergleichbar unseren Volksbanken und Sparkassen – wurden so von Großbanken geschluckt.

Das führte zu einer fortlaufenden Konsolidierung der Bankenstruktur und letztlich in eine Sackgasse. Mit der neuen UBS ist eine Bank entstanden, deren schiere Größe den Grundsatz „too big to fail“ auf eine neue Stufe hebt. Ihre Bilanzsumme ist doppelt so hoch wie das Schweizer Bruttoinlandsprodukt. Damit ist sie ein Schweizer Klumpenrisiko, das im Falle des Eintretens, nicht mehr „Schweiz-intern“ gelöst werden könnte. Bei einer Krise der UBS stünde eine Übernahme innerhalb der Schweiz nicht mehr als Option zur Verfügung stehen. Daher stellt sich die Frage der Funktionstüchtigkeit der Abwicklungsinstrumente und der Bereitschaft der Behörden, sie einzusetzen mit verschärfter Dringlichkeit.

Abwenden von Risiken vom Finanzplatz Schweiz

Aktuell hat die Schweiz einen bedeutenden internationalen Bankensektor. Dies erfordert eine effektive und weltweit anerkannte Regulierung und Aufsicht über die Banken, um sicherzustellen, dass große Banken mit Sitz in der Schweiz international operieren können.

Um mögliche Risiken für die Schweiz und deren Finanzplatz von vornherein zu vermeiden, hat das Schweizer Finanzministerium eine Expertengruppe aus Forschern, Bankern und Wirtschaftsvertretern beauftragt, entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es notwendig ist, dass die Schweiz das „Too Big to Fail“-Regime überprüft und bestehende Schwachstellen behebt. Im Vordergrund muss eine Stärkung des Krisenmanagements stehen.

Vier Empfehlungen zur Stärkung des Finanzplatzes Schweiz

Die Expertengruppe stellt in den folgenden vier Bereichen Empfehlungen zur Diskussion, mit denen der regulatorische Rahmen und das Krisenmanagement gestärkt werden können. Die Schweiz müsse

  1. in der Krisenvorbereitung und im Krisenmanagement nachbessern.
  2. die Liquiditätsversorgung in der Krise ausbauen.
  3. das Instrumentarium der Bankenaufsicht vervollständigen.
  4. die Eigenmittelqualität und -beschaffung stärken.

1. Nachbesserung in der Krisenvorbereitung und im Krisenmanagement

Um ein erfolgreiches Krisenmanagement zu gewährleisten, ist es erforderlich, dass die Verantwortung von den drei maßgeblichen Institutionen gemeinsam getragen wird. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) sollten daher ihre Zusammenarbeit auf eine stabile Grundlage stellen, um die Glaubwürdigkeit der Schweizer Regierungsorgane im Umgang mit der UBS während Krisensituationen zu stärken.

2. Ausbau der Liquiditätsversorgung in der Krise

Die Sicherstellung von Liquidität – auch und gerade unter schwierigen Bedingungen – ist für Banken unabdingbar. Die Digitalisierung hat die Wahrscheinlichkeit und die Geschwindigkeit von „bank runs“ zusätzlich erhöht. Bei der Liquiditätsversorgung von Banken in Not gibt es aber Lücken, die behoben werden müssen. Dies betrifft einerseits die Versorgung mit außerordentlicher Liquiditätshilfe durch die Schweizerische Nationalbank und andererseits die subsidiäre Versorgung einer Bank mit vom Staat garantierter Liquidität im Fall einer Sanierung.

3. Vervollständigung des Instrumentariums der Bankenaufsicht

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht benötigt weitere Instrumente, um ihr eine wirksamere Aufsicht und ein frühzeitiges Eingreifen zu ermöglichen. Es sollen Wege entwickelt werden, wie die FINMA Marktinformationen effektiver in ihrer Aufsichtstätigkeit einsetzen kann.

4. Stärkung der Eigenmittelqualität und -beschaffung

Im Bereich der Eigenmittelqualität der Banken besteht zu wenig Transparenz. Die FINMA soll die Transparenz über die Qualität der Eigenmittel verbessern. Der Markt für AT1-Anleihen von Schweizer Banken wurde durch die Krise der Credit Suisse beeinträchtigt. Entsprechend sind Maßnahmen notwendig, um den Schweizer AT1-Markt zu revitalisieren.

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