Schweizer Banken fallen bei der Digitalisierung zurück

Fehlendes Tempo und unzureichende Funktionen

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Eine Studie zeigt: Der Schweizer Bankensektor fällt bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich weiter zurück und droht den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren.

Aktuelle Trends, Studien und Research zur Digitalsierung im Bereich Finanzdienstleistung

Der Trend zur Digitalisierung hat unseren Alltag und die Unternehmenswelt nachhaltig verändert. Banken und Sparkassen werden später als andere Branchen erfasst, aber nicht weniger heftig. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu diesem wichtigen Thema.

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Die Digitalisierung im Bankensektor schreitet global zügig voran. Das geht über die einfache und rasche Eröffnung eines Kontos und sofort einsehbare Überweisungen über die Verwaltung von Kreditkarten und den Wertschriftenhandel bis hin zu Dienstleistungen im Anlagenuniversum.

Während es in anderen Ländern längst Standard ist, dass online – vor allem über Mobiltelefone und andere Endgeräte – eine umfassende Palette an digitalen Leistungen angeboten wird, hinken die Banken in der Schweiz hinterher.

Das zeigt eine Studie von Deloitte, die Einblicke in Strategien und Best Practices der digitalen Marktführer vermittelt. Im Rahmen dieser Studie wurden mehr als 300 Banken in 41 Ländern untersucht. Mystery-Shopper eröffneten dazu reale Konten und untersuchten mehr als 1.200 Funktionalitäten innerhalb der digitalen Kanäle (Website, E-Banking und mobiler App) der Finanzinstitute.

Schweizer Banken hinken digital hinterher

Die Schweizerischen Banken können mit dem Tempo der Digitalisierung offenbar nicht mithalten. Digitale Champions sind im internationalen Bankenvergleich kaum zu finden. Der Schweizer Bankensektor fällt 2022 im internationalen Vergleich weiter zurück und riskiert, bei der Digitalisierung den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren.

Die 10 Institute aus der Schweiz schafften es im Ländervergleich nur auf Platz 21. Dabei schneiden sie noch schlechter ab als vor zwei Jahren, als sie auf dem 18. Platz landeten. Nur eine einzige Schweizer Bank gehört zu den digitalen Champions, also zu den 30 besten der rund 304 untersuchten Banken weltweit. Im internationalen Vergleich agieren Schweizer Banken zu langsam, zu wenig innovativ und zu distanziert von ihrer Kundschaft.

Schweizer Banken sind digital zu langsam

Die Gründe sind unterschiedlich. Die betreffenden Banken haben ihre durchschnittliche digitale Reife zwar verbessert – im Vergleich zu den digitalen Champions jedoch deutlich langsamer. Digitale Champions bieten über all ihre digitalen Kanäle hinweg mehr Dienstleistungen an, wie zum Beispiel Autokredite oder Hypotheken und führen diese auch schneller ein.

Auch können bei vielen Schweizer Banken Konten nicht rasch und unkompliziert eröffnet und sofort genutzt werden. Es fehlt in den allermeisten Fällen ein vollständig digitalisierter End-to-End-Prozess. Die Kundschaft erwartet jedoch jederzeit Einsicht in den Kontostand und in getätigte/empfangene Transaktionen sowie Informationen in Echtzeit. Zudem fehlt es den Onlinekanälen von Schweizer Banken noch an verschiedenen Funktionalitäten.

Fehlende digitale Funktionen bei Schweizer Banken

Digitale Kanäle eignen sich dafür, bestehenden Kunden Produkte wie etwa Debit- oder Kreditkarten zu verkaufen. Die Kundschaft kann jedoch nur bei 41 Prozent der Schweizer Banken eine Kreditkarte digital bestellen – bei den digitalen Champions ist der Anteil fast doppelt so hoch. Und lediglich 18 Prozent der Schweizer Banken schaffen es, einen Kreditantrag vollständig digital abzuwickeln, während es bei den digitalen Champions 68 Prozent sind.

Die von digitalen Champions implementierten Funktionen gehen weit über das traditionelle Bankgeschäft hinaus. So können bei ihnen etwa Hotels und Flüge gebucht oder der Zutritt zu einer Flughafen-Lounge gekauft werden. Auch Kino-, Theater- und Konzerttickets oder etwa Parktickets können erworben werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, eine Firma digital zu registrieren.

Schweizer Banken hingegen verpassen diese Entwicklungen fast vollständig – im Gegensatz zu anderen Anbietern wie etwa Versicherungen, die bereits zahlreiche, über das traditionelle Geschäft hinausgehende Dienstleistungen implementiert haben.

Handlungsempfehlungen für Schweizer Banken

Die Schweizer Institute müssten zum einen Bankdienstleistungen mit anderen Angeboten kombinieren und zum anderen die Nutzungsfreundlichkeit ihrer Onlinekanäle verbessern. Dazu sei eine einheitliche Strategie mit Fokus auf mobile Endgeräte erforderlich, damit die Institute die steigenden Ansprüche gegenüber dem Digital Banking und die damit verbundenen Anlagegewohnheiten erfüllen können. Die Banken sollten die digitalen Kanäle nutzen, um bestehende Kunden zu halten und eine neue, digitalaffine Kundschaft anzusprechen.

Außerdem müssten die Banken ihre Produktpalette zwingend über die traditionellen Dienstleistungen hinaus erweitern. Bei diesem Punkt sollten sich Schweizer Institute ein Beispiel an den digitalen Champions nehmen. Diese wurden schon heute unterschiedlichste Finanzbedürfnisse mit einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen erfüllen.

Wenn die Schweizer Banken nicht schnell genug nachlagen, so die Studienautoren, werden internationale Anbieter dank ihres großen Vorsprungs in den Markt vordringen und etablierte inländische Banken ins Hintertreffen geraten.

Die Studie „Digital Banking Maturity Study“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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