Das Thema Digitalisierung hat auch den Finanzplatz Schweiz erreicht. Noch fehlt vielen Instituten eine digitale Strategie. Allerdings wird die Gefahr durch FinTech-Unternehmen als neue Wettbewerber durchaus erkannt.
Auch das Schweizerische Bankensystem ist – trotz aller Besonderheiten – nicht vor der digitalen Herausforderung gefeit. Nachdem die Schweizer Bankinstitute über viele Jahre ihre Ressourcen auf die Bereinigung der Vergangenheit und die Umsetzung von neuen Regulierungen konzentriert haben, rückt jetzt die strategische Neuausrichtung und Weiterentwicklung des Kerngeschäfts in den Fokus. Die Transformation der Geschäftsmodelle in einem von Volatilität, Unsicherheit und Komplexität geprägten Marktumfeld ist jedoch sehr anspruchsvoll. Zudem setzen die Zins- und Währungsentscheide der Schweizerischen Nationalbank die Banken massiv unter Druck. Vor allem die Negativzinsen stellen eine große Herausforderung dar
Nach einer aktuellen Studie von EY haben die Institute das langfristige Potenzial der Digitalisierung jedoch erkannt und immerhin 56 Prozent der befragten Institute nehmen erstmals die damit einhergehenden Gefahren tatsächlich ernst.
Gefahren durch FinTech-Unternehmen
Wenig überraschend: die Befragten sehen die Gefahren weniger in FinTech-Start-ups, Robo-Advisor-Anbietern oder der Blockchain-Technologie. Sorgen bereiten den Schweizer Instituten vor allem die großen Technologie- und Telekom-Unternehmen.
Diese verfügen nicht nur über das Know-how und die Infrastruktur, um die immer wichtiger werdenden Daten und Informationen gewinnbringend zu verwerten. Technologie-, IT- und Telekomkonzerne verfügen auch über die erforderlichen finanziellen Mittel, um die hohen Eintrittsbarrieren in die regulierte Finanzindustrie erfolgreich zu überwinden.
Mangelnde digitale Strategie
Nur 27 Prozent der Befragten rechnen allerdings damit, dass technologische Entwicklungen das Finanzgeschäft fundamental verändern werden. Eine Mehrheit von 67 Prozent erwartet, dass Digitalisierung letztlich nur zusätzliche Vertriebskanäle mit sich bringt Kein Wunder also, dass nur ein Drittel der schweizerischen Institute der Studie zufolge eine überzeugende Digitalstrategie aufweist.
Viele Banken scheinen den konkreten Wert der Digitalisierung für die Wertschöpfung der Finanzindustrie offenbar nicht – oder noch nicht – einschätzen zu können. Aus Sicht der Autoren mangle es vielen Banken an Phantasie, konkreten Ideen und Initiativen, strukturelle Innovationen im Kern der Wertschöpfungskette anzugehen.
Beschleunigung des Strukturwandels erwartet
Seit 2010 sind laut über 60 Institute vom Schweizer Bankenmarkt verschwunden und über 200 Filialen geschlossen worden. Dutzende weitere Banken werden die strukturelle Entwicklung nicht überstehen, wie EY prophezeit. Es werde in den kommenden zwei Jahren mehr Übernahmen geben, weil viele Banken ihre Altlasten bereinigt hätten.
86 Prozent der Bank-Manager erwarten denn auch eine Beschleunigung des Strukturwandels. 85 Prozent gehen von einer signifikanten Reduktion des Filialnetzes aus.
Kundenbedarf muss in den Vordergrund rücken
Banken könnten langfristig ihr Überleben nicht sichern, indem sie lediglich die regulatorischen Anforderungen erfüllen und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergreifen. Entscheidend sei vielmehr die nachhaltige Verbesserung der Wertschöpfung. Und damit rücke wieder das Wesentliche in den Vordergrund: Die Bedürfnisse der Kunden.
Dafür jedoch seien intelligente digitale Strategien notwendig, aber auch eine Stärkung des Kundenerlebnisses in den Bankfilialen. Aktuelle Kernaufgaben für Schweizer Banken im Jahr 2016 seien daher Partnerschaften mit Nicht-Banken, neue Märkte und Outsourcing.
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