Die Schweizer Bankiers sind zufrieden: Das Finanzgeschäft entwickelt sich gut, das operative Geschäft floriert, das Schreckgespenst der Inflation bereitet keine Sorgen – sogar strenge Gesetze zum Klimaschutz sind willkommen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Die Schweizer Banken sind bisher gut durch die Pandemie gekommen. Das legt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung EY nahe. Demnach werden die Entwicklungen auf dem Finanzmarkt und im eigenen Geschäft deutlich positiver eingeschätzt als noch vor einem Jahr. Die Umfrage unter Bankvertretern offenbart auch, dass man in der Schweiz mit einer begrenzten Inflation und einem anhalten Tiefzinsumfeld rechnet.
In der Studie heißt es, dass im Schweizer Kreditgeschäft bislang keine wesentlichen Ausfälle zu verzeichnen gewesen seien – und die Banken sowohl im Kommissions- als auch im Handelsgeschäft von der positiven Stimmung an den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten profitiert hätten.
Das operative Geschäft im Aufschwung
Konkret erwarten 87 Prozent der Umfrage-Teilnehmer für den Geschäftsabschluss 2021 einen Anstieg des operativen Geschäfts – ein Anstieg von 34 Prozent zur Vorgängerstudie aus dem vergangenen Jahr. Ebenfalls 87 Prozent erwarteten kurzfristig wie langfristig eine positive Entwicklung des operativen Geschäfts.
Allerdings sei Euphorie fehl am Platz, denn die strukturellen Herausforderungen mit Margenerosion im Anlage- und Zinsgeschäft hätten sich nicht in Luft ausgelöst.
Begrenzte Inflation, tiefe Zinsen?
In den vergangenen Monaten war vor allem in den USA und in Europa von einer Inflation die Rede. Die Schweiz ist von diesem Einfluss bisher verschont geblieben. Daher rührt wohl auch die Zuversicht der Schweizer Bankiers, wenn man sie auf das Thema anspricht: 66 Prozent der befragten Bankenvertreter gingen davon aus, dass in der Schweiz mittel- bis langfristig lediglich eine Teuerung bis zu zwei Prozent zu erwarten sei.
Dementsprechend rechnen die Schweizer Banken auch mit der anhaltenden Weitergabe von Negativzinsen: Bei 23 Prozent der befragten Finanzhäuser werden Kunden bereits ab 100.000 Schweizer Franken zusätzlich mit Negativzins belastet. Dennoch machen sich die Bankiers über steigende Zinsen durchaus Gedanken: 26 Prozent der Umfrage-Teilnehmer erkennen darin die größte Herausforderung für das Zinsrisikomanagement. Im Vorjahr äußerten sich so noch 13 Prozent.
Banken wünschen sich mehr Klimaschutz-Gesetze
Des Weiteren steigt offenbar das Umweltbewusstsein in der Schweizer Finanzbranche. So gaben 45 Prozent der Bankvertreter an, dass nachhaltige Anlagen die größte Chance für sie böten, Klimaschutz zu ermöglichen. 43 Prozent bewerten das Kreditgeschäft als größten Hebel für Klimaschutz. Knapp die Hälfte gab zu Protokoll, Nachhaltigkeitsfaktoren bei der Kreditvergabe an kommerzielle Kunden zu berücksichtigen.
Anscheinend besteht innerhalb der Bankhäuser sogar ein Wunsch nach stärkerer – oder zumindest eindeutiger – Regulierung: 44 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wünschten sich eine Konkretisierung bereits bestehender Regularien, um den wachsenden Anspruch gerecht zu werden, Potenzial auszuschöpfen und Greenwashing zu vermeiden.
Schweizer Banken wenden sich Kryptowährungen zu
Bisher hielten sich die Schweizer Banken beim Angebot von Krypto-Anlagen weitgehend zurück. Wie die Umfrage jedoch ergab, planen 55 Prozent der Befragten, innerhalb der nächsten drei Jahre ein solches Angebot in ihr Geschäft aufzunehmen. Vor allem Privatbanken (68 Prozent) interessieren sich für Bitcoin, Ethereum und Co.
55 Prozent rechneten damit, dass sich Kryptowährungen langfristig als Anlageprodukt etablieren werden. Nur: Widerspricht dies nicht dem neuen Nachhaltigkeitsanspruch der Schweizer Banken? Einige Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, fressen enorme Mengen an Energie-Ressourcen. 54 Prozent der Umfrage-Teilnehmer verneinen dies – das Angebot von Krypto-Anlagen widerspreche den Nachhaltigkeitszielen ihrer Bank nicht.
So können Banken die Gunst der Stunde nutzen
Doch die Studienautoren mahnen zur Vorsicht: Um künftig mit der Dynamik der Branchenentwicklung mitzuhalten, seien Veränderungen unumgänglich. Im Anschluss der Resilienz-Phase sei die entscheidende Frage, wie die Banken starre Strukturen überwinden und Chancen für Wachstum nutzen können. Der Schlüssel dazu könnte nach Meinung der Studienautoren darin liegen, auf kundenzentrierte Geschäftsmodelle zu setzen.
Die befragten Bankvertreter stimmten diesem Vorschlag prinzipiell zu. Als Maßnahmen planen sie einerseits eine Systematisierung der Kundenakquise, -Entwicklung und -Retention (42 Prozent). Andererseits zählt der Aufbau eines besseren Kundenverständnisses (38 Prozent) und die Fortentwicklung des Kundenerlebnisses (37 Prozent).
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