Schweizer Retailbanken unter Druck

Struktureller Wandel als Gefahr für Erträge

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Einer aktuellen Studie zum Schweizerischen Retail Banking zufolge könnten die Ertragsströme der wichtigsten Geschäftsfelder bis 2030 um bis zu einem Drittel schrumpfen. Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS könnte für zusätzliche Dynamik sorgen.

Aktuelle Trends, Studien und Research über Retail Banking

Das klassische Retail Banking, also das Geschäft mit der Mehrzahl der privaten Kunden, befindet sich in einem tiefgreifenden Prozess der Veränderung. Verändertes Kundenverhalten, intensiver Wettbewerb, die Digitalisierung und andere Faktoren führen zu einer stetigen Verengung der Margen und stellen Banken und Sparkassen zunehmend vor neue Herausforderungen. Studien zu den neuesten Trends und Entwicklungen und wie darauf reagiert werden kann finden Sie im Bank Blog.

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Schweizer Banken, die im Mengengeschäft aktiv sind, haben bisher gut abgeschnitten. Die Institute konzentrieren sich hauptsächlich auf Privatkunden und KMU und bieten standardisierte Dienstleistungen wie Zahlungen, Sparanlagen, Anlagen und Finanzierung an.

Neben den beiden Großbanken spielen auch die Kantonal- und Raiffeisenbanken eine dominierende Rolle am Markt. Im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten operieren Schweizer Retailbanken in einem äußerst attraktiven Marktumfeld. Der Binnenmarkt ist robust und stabil, und tiefgreifende Veränderungen nehmen in der Regel längere Vorlaufzeiten in Anspruch.

Was die unterschiedliche historische Entwicklung von Schweizer und europäischen Retailbanken anbelangt, so stechen drei Kernfaktoren hervor:

  1. Das hohe Geschäftsvolumen von rund 150.000 Sfr. pro Kunde, das im Schnitt zu einem jährlichen Betriebsgewinn von satten 550 Sfr. führt. Im europäischen Vergleich bewegen sich die Gesamtgeschäftsvolumina je Kundin zwischen 30.000 und 60.000 Euro, und der Betriebsgewinn liegt zwischen 150 und 350 Euro.
  2. Der Boom am Schweizer Hypothekenmarkt, der den Schweizer Banken in den letzten zwei Jahrzehnten ein beständiges Ertragswachstum beschert hat.
  3. Die große Markentreue der Kundschaft. Die Kunden haben eine enge Beziehung zu ihrer jeweiligen Hausbank aufgebaut und sind kaum bereit, diese zu wechseln.

Neue Herausforderungen für Schweizer Retailbanken

Die Herausforderungen der letzten Jahrzehnte konnten ihre dominierende Position kaum gefährden, da schrittweise Anpassungen ausreichten. Jetzt stellen neue Entwicklungen die bisherigen Geschäftsmodelle in Frage, wie eine aktuelle Deloitte-Studie zeigt. Dazu gehören u.a.

  • der Übergang von einem geschlossenen Bankmodell hin zu einem plattformbasierten „Open Banking-Modell“,
  • die zunehmende Öffnung der Wertschöpfungsketten sowie
  • verstärkte Kooperationen mit Drittanbietern.

Die Bankausfälle in den USA und die Auswirkungen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS in der jüngsten Vergangenheit werden voraussichtlich zusätzliche Dynamik in den Markt bringen. Daher sei es umso wichtiger für alle Marktteilnehmer, schnell und entschlossen zu handeln.

Strukturelle Veränderungen gefährden Erträge

Am Schweizer Bankenmarkt seien derzeit einige strukturelle Veränderungen im Gang, die die Erträge im Retailgeschäft gefährden. Dazu zählen:

  • Aktuelle Unsicherheiten und Veränderungen auf dem Bankenplatz Schweiz,
  • Steigende Wechselbereitschaft der Bankkunden
  • Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft auf „Netto-Null-Emissionen“,
  • der höhere Reifegrad des Marktes,
  • die zunehmende Sättigung des Wohnimmobilienmarktes,
  • die Überalterung der Kundenbasis sowie
  • der wachsende Bedarf an funktionalen „End-to-End“-Lösungen der gebotenen Bankdienstleistungen.

Neue Wettbewerber greifen Retailbanken an

Eine zunehmende Herausforderung stellen die aufstrebenden Neo- und Challenger-Banken dar, die mit ihren fortschrittlichen digitalen Geschäftsmodellen ein besseres Kundenerlebnis bieten und das zu geringeren Kosten.

Kapitalkräftige Nichtbanken (NBFI), wie Versicherungsunternehmen und Pensionskassen, werden ebenfalls zu ernsthaften Wettbewerbern in einigen Kernbereichen von Bankdienstleistungen. Zum Beispiel sind verschiedene NBFI in den letzten Jahren in das attraktive Hypothekengeschäft für Privatkunden eingestiegen und arbeiten dazu mit unabhängigen Maklern und Kreditplattformen zusammen. Darüber hinaus werden NBFI voraussichtlich versuchen, ihren Marktanteil auch in anderen Finanzdienstleistungen wie Finanzberatung und Vermögensverwaltung zu erhöhen.

Open Banking im Wettbewerb mit klassischem Bankenmodell

Das traditionelle Geschäftsmodell der Schweizer Banken steht vor einer fundamentalen Veränderung durch das Konzept des Open Banking. Dies ermöglicht es, separate Dienstleistungen von Banken und anderen Anbietern auf digitalen Plattformen zu integrieren und als Gesamtpaket den Kunden anzubieten.

Der Aufbau dieser neuen Ökosysteme wird insbesondere von agilen FinTech-Unternehmen vorangetrieben, die Inhalte und Angebote sammeln, aufbereiten und bereitstellen.

Vor dem Hintergrund der sich wandelnden Kundenbedürfnisse und -erwartungen, neuer Interaktionsmodelle, der fortschreitenden Zersplitterung der Wertschöpfungsketten und der technologischen Fortschritte stehen Retailbanken vor der Herausforderung, neue Strategien für den Umgang mit den aufkommenden Ökosystemen zu entwickeln und ihre Positionierung darin zu überdenken.

Maßnahmen zur Zukunftsbewältigung

Schweizer Retailbanken stehen vor der Herausforderung, rasch strategische Entscheidungen zu treffen. Dabei haben sie grundsätzlich zwei Optionen:

  • Entweder sie entwickeln innovative und attraktive Produkte oder
  • sie konzentrieren sich darauf, Kundenkanäle und -beziehungen zu verwalten.

Darüber hinaus müssen sie darüber nachdenken, wie sie Elemente des traditionellen Bankgeschäfts mit Dienstleistungen aus einem breiteren Ökosystem verknüpfen können.

Um ihre geschäftliche Flexibilität zu erhöhen und Innovation sowie Wachstum zu fördern, ist es wichtig, dass Retailbanken den Blick von innen nach außen richten. Externe Partnerschaften und Kooperationen sollten stärker in den Fokus rücken, anstatt sich ausschließlich mit internen Praktiken und Richtlinien zu befassen.

Zudem wird die Digitalisierung im laufenden Jahrzehnt ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor sein. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, mit den aktuellen technologischen Trends Schritt zu halten, sondern den Kunden das Beste aus beiden Welten zu bieten: Eine personalisierte Interaktion gepaart mit den Vorteilen eines digitalen Angebots.

Die Studie „Die Schweizer Finanzdienstleistungsbranche im Jahr 2030“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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