Der globale Zahlungsverkehr durchläuft einen Wandel. Verbraucher bevorzugen verstärkt digitale Zahlungen gegenüber Bargeld. Regulierung und Innovation tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, wie eine aktuelle Studie zeigt.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahlungsverkehrsbranche grundlegend gewandelt. Digitale Technologien wie digitale Geldbörsen, Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P) und kontaktloses Bezahlen haben stark an Bedeutung gewonnen. Auch die Regulierung hat maßgeblich dazu beigetragen, Innovationen zu fördern und den Verbraucherschutz zu stärken. Das Zahlungsverkehrs-Ökosystem ist heute besser vernetzt, einheitlicher, effizienter und sicherer als je zuvor.
Capgemini hat zum zwanzigsten Mal eine Studie zu den Entwicklungen im globalen Zahlungsmarkt vorgelegt. Sie liefert wertvolle Einblicke und Strategien, die Banken und Zahlungsdienstleistern dabei helfen sollen, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen und sogar zu übertreffen sowie die Rentabilität in dieser wegweisenden Phase der Branche zu steigern.
Die Studie identifiziert insbesondere sechs Trends:
- Übergang zur bargeldlosen Weltwirtschaft,
- Instant Payments gewinnen an Fahrt,
- Unternehmen sind bereit für Zahlungslösungen zu bezahlen,
- Banken sind auf Sofortzahlungen nicht ausreichend vorbereitet,
- Konto-zu-Konto-Zahlungen als neue Herausforderung,
- Open Finance setzt sich durch.
1. Übergang zur bargeldlosen Weltwirtschaft
Laut der Analyse schreitet der Übergang zu einer bargeldlosen Weltwirtschaft schnell voran. Das Volumen bargeldloser Transaktionen nimmt jährlich zu. Die pandemiebedingte Verschiebung hin zum Online-Shopping hat den Bargeldverbrauch verringert und den Einsatz digitaler Zahlungen gesteigert.
Im Jahr 2023 stieg das Volumen der bargeldlosen Transaktionen auf 1.411 Milliarden und wird voraussichtlich bis Ende dieses Jahres 1.650 Milliarden erreichen. Da moderne Kunden ein nahtloses Zahlungserlebnis bevorzugen, wird dieser Trend voraussichtlich anhalten und bis 2028 ein Volumen von 2.838 Milliarden bargeldlosen Transaktionen erreichen.
Unternehmen investieren zunehmend in den Ausbau ihrer E-Commerce- und Sofortzahlungsinfrastrukturen, um nahtlose Omnichannel-Erlebnisse und vielfältige digitale Zahlungsoptionen zu bieten. Auch das globale B2B-Volumen bargeldloser Transaktionen wächst stark, da die Digitalisierung von B2B-Zahlungen rasant voranschreitet.
2. Instant Payments gewinnen an Fahrt
Der Studie zufolge wird das Volumen der Sofortzahlungen bis 2028 erheblich steigen. Dies ist auf die wachsende Verbreitung von Sofortzahlungssystemen wie SEPA in Europa, APAC-UPI in Indien, FPS in Hongkong sowie ACH und anderen in Nordamerika zurückzuführen. Nationale Initiativen und der Ausbau grenzüberschreitender Zahlungsinfrastrukturen, wie AFAQ im Nahen Osten oder DuitNow in Malaysia, tragen ebenfalls dazu bei. Dadurch werden Reibungsverluste verringert und die Akzeptanz bei Verbrauchern und Unternehmen weiter gesteigert.
3. Unternehmen sind bereit für Zahlungslösungen zu bezahlen
Ineffiziente Prozesse in der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung stellen für Treasury-Verantwortliche in vielen Unternehmen ein erhebliches Problem für den Cashflow dar. Über 80 Prozent der Unternehmen setzen nach wie vor auf manuelle, papierbasierte Verfahren zur Kontenabstimmung, was dazu führt, dass fast 7 Prozent der Unternehmenseinnahmen in der Wertschöpfungskette gebunden sind.
Unternehmen können die Herausforderungen im Bereich der Unternehmenskasse und des Cash-Managements bewältigen, indem sie gezielt die Funktionen nutzen, die ihnen am meisten Mehrwert bieten. Sie sind bereit, für solche Lösungen einen Aufpreis zu zahlen.
Besonders gefragt sind Mehrwertdienste wie Instant-Zahlungslösungen, die in Echtzeit auf die komplexen Wertschöpfungsketten reagieren, umfangreiche Zahlungsdaten bereitstellen und offene Finanz-APIs integrieren. Diese Echtzeit-Lösungen für die Unternehmenskasse erfüllen die Erwartungen und Bedürfnisse der Unternehmen.
4. Banken sind auf Sofortzahlungen nicht ausreichend vorbereitet
Zwei von drei Führungskräften im Zahlungsverkehr betrachten die Ausweitung von Instant Payments als essenziell, um den bargeldlosen Zahlungsverkehr voranzutreiben. Um Sofortzahlungsdienste erfolgreich einzuführen, benötigen Banken sowohl erhebliche technologische als auch geschäftliche Anreize. Banken, die zukunftsorientiert agieren, müssen ihre Vorbereitungen beschleunigen, um sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Allerdings werden größere Fortschritte durch weitverbreitete Bedenken hinsichtlich Betrugsrisiken ausgebremst, wie die Mehrheit der befragten Führungskräfte angibt. Aufgrund fehlender effektiver Schutzmaßnahmen und potenzieller Liquiditätsprobleme entscheiden sich viele Banken dafür, nur Sofortzahlungen zu empfangen, nicht jedoch zu senden. Der Studie zufolge sind aktuell 53 Prozent der Banken vollständig in der Lage, Instant Payments zu senden und zu empfangen, während 25 Prozent nur den Empfang unterstützen. Lediglich 5 Prozent der Institute weltweit haben eine hohe Bewertung in diesen Bereichen und gelten somit als Vorreiter bei der Einführung von Sofortzahlungen.
Lediglich 13 Prozent der europäischen Banken besitzen eine robuste technologische Grundlage für Sofortüberweisungen. Dies ist besonders besorgniserregend, da die Instant Payment Regulation (IPR) im Oktober 2025 in Kraft tritt und alle Banken verpflichtet, umfassende Funktionen für das Senden und Empfangen von Sofortüberweisungen bereitzustellen.
5. Konto-zu-Konto-Zahlungen als neue Herausforderung
Geschwindigkeit trifft im neuen Zeitalter des Zahlungsverkehrs auf Mehrwert. Neben Sofortüberweisungen werden Konto-zu-Konto-Zahlungen (Account-to-Account/A2A) eine neue Welle der Innovation auslösen. Sie stellen eine ernsthafte Herausforderung für traditionelle Kartensysteme dar, indem sie eine schnellere und kostengünstigere Alternative bieten und die teureren Kartennetze umgehen.
Laut der Studie könnte ihre wachsende Beliebtheit die Dominanz von Zahlungskarten bedrohen. Schätzungen zufolge könnten A2A-Zahlungen 15 bis 25 Prozent des künftigen Wachstums im Kartenzahlungsvolumen ersetzen.
Da Interbankenentgelte und Zinsgebühren weltweit eine bedeutende Einnahmequelle für Finanzinstitute darstellen, könnte dies als erhebliches Risiko angesehen werden, das etablierten Unternehmen der Branche Milliarden an entgangenen Einnahmen kosten könnte.
Die Wero Wallet der European Payments Initiative wird voraussichtlich die Verbreitung von A2A-Zahlungen beschleunigen, und bis 2027 wird in Europa ein Rückgang der Kartentransaktionen um 37 Prozent erwartet.
6. Open Finance setzt sich durch
Ein entscheidender Katalysator für den Wandel ist die europäische Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) von 2018. Als Vorreiter im Bereich Open Banking hat sie den Weg für die derzeit aufkommende Open-Finance-Bewegung geebnet. Trotz des erheblichen Potenzials zur Transformation der Finanzlandschaft sind die Fortschritte aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen und Marktinitiativen derzeit begrenzt. Länder wie Australien, Brasilien, Indien und Singapur ergreifen bereits Maßnahmen, um den Datenaustausch für Einzelpersonen und Unternehmen, die an einem offenen Finanzsystem teilnehmen, zugänglicher und einfacher zu gestalten.
Laut der Studie haben Finanzinstitute jedoch Schwierigkeiten, Open Finance vollständig zu integrieren, da Herausforderungen wie nicht standardisierte APIs, eingeschränkte Kontrolle über die Datennutzung und fehlende Anreize zur Datenweitergabe an Dritte bestehen. Nur 17 Prozent der Banken befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, in dem sie Open-Finance-Produkte testen oder einführen. 39 Prozent sind noch in der Planungsphase und führen Folgenabschätzungen durch, während weitere 23 Prozent zögern und auf klare Regelungen warten.
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