Eine aktuelle Studie zeigt, dass die weltweiten Investitionen in FinTech-Start-ups nach dem ersten Halbjahr 2021 auf neuem Rekordkurs liegen. Der Ausblick auf die Zukunft sei vielversprechend. Sechs Trends zeichnen sich ab.
KPMG hat seine – inzwischen nur noch halbjährlich erscheinende – Studie zur Entwicklung der weltweiten Investitionen in Start-ups aus dem Finanzbereich vorgelegt. Nach einem eher schwachen Jahr 2020 haben diese wieder deutlich zugelegt. Demnach stieg das Volumen aller Venture Capital-, M&A- und Private Equity-Investitionen in FinTechs in der ersten Jahreshälfte 2021 auf 98 Milliarden Dollar; weltweit wurden 2.456 Deals getätigt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 wurden 121,5 Milliarden Dollar in 3.520 Deals investiert.
Die globalen VC-Investitionen in FinTechs stiegen im ersten Halbjahr 2021 dabei besonders stark auf 52,3 Milliarden Dollar – das ist mehr als doppelt so viel wie im zweiten Halbjahr 2020 (22,5 Mrd. Dollar) und beinahe so hoch wie der gesamte Wert im bisherigen Rekordjahr 2018 (54 Mrd. Dollar).
Ursächlich sei vor allen, dass Investoren, insbesondere etablierte Marktteilnehmer und VC-Investoren, in großem Umfang auf FinTech-Marktführer in fast allen Teilsektoren gesetzt haben. Unter dem Druck, die Geschwindigkeit ihrer digitalen Transformation zu erhöhen, waren Unternehmen besonders aktiv bei Venture-Deals. Viele hätten erkannt, dass sie das Tempo ihrer digitalen Veränderung stark beschleunigen können, wenn sie mit FinTechs zusammenarbeiten, in sie investieren oder sie übernehmen.
FinTech in Deutschland steigerungsfähig
In Deutschland stiegen die Investitionen in FinTechs im ersten Halbjahr 2021 auf insgesamt 2,5 Milliarden Dollar, was allerdings im internationalen Vergleich noch immer sehr niedrig sei. Das läge vor allem am Anstieg der Venture Capital-Investitionen, die höher waren als im gesamten Jahr 2020. Verantwortlich dafür seien vor allem zwei große Finanzierungsrunde im ersten Halbjahr: die Kapitalerhöhung beim Online Broker Trade Republic (mit 900 Mio. Dollar), gefolgt vom Digitalversicherer Wefox (mit 650 Mio. US-Dollar).
FinTechs in Deutschland würden ihre Produkte und Dienstleistungen jetzt auf die nächste Stufe heben. Viele hätten mit der Entwicklung von Front-End-Technologien begonnen, würden aber mehr und mehr in regulierte Bereiche vordringen, um besser mit etablierten Finanzdienstleistern konkurrieren zu können. Dies habe jedoch zur Folge, dass sie sich verstärkt um den Aufbau ihrer regulatorischen Infrastruktur und die Entwicklung neuer Produkte und innovativer Lösungen kümmern müssen.
6 FinTech Trends für das zweite Halbjahr 2021
Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte wird erwartet, dass die FinTech-Investitionen in den meisten Regionen der Welt sehr robust bleiben. Während der Zahlungsverkehr voraussichtlich ein dominanter Treiber für FinTech-Investitionen bleiben wird, dürften ertragsbasierte Finanzierungslösungen, Banking-as-a-Service-Modelle und B2B-Dienste zunehmend Investitionen anziehen.
Die Studienautoren sehen sechs wichtige Trends für das zweite Halbjahr 2021:
1. Zunehmendes Interesse an Krypto und Blockchain
Das erste Halbjahr 2021 erlebte eine Explosion der Aktivität im Blockchain- und Krypto-Raum. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, wobei sich der Fokus auf das gesamte Krypto-Ökosystem erstreckt – von Kryptowährungen und Handelsplattformen bis hin zu NFTs, dem Handel mit alternativen Vermögenswerten und Unterstützungsstrukturen.
2. Zunahme der M&A-Aktivitäten
Die M&A-Aktivitäten könnten erheblich zunehmen, da Unternehmen ihre Fähigkeiten und Angebote erweitern und FinTechs skalieren wollen. Die grenzüberschreitende Aktivität wird wahrscheinlich ebenfalls robust sein, da FinTechs versuchen, globale oder regionale Marktführer zu werden. Dies könnte auch die Rückkehr großer Mega-M&A-Transaktionen vorantreiben.
3. SPACs gewinnen an Bedeutung
Special Purpose Acquisition Companies gewinnen weiter an Bedeutung. Für das zweiten Halbjahr 2021 wird ein Anstieg der Börsengänge erwartet. Gleichzeitig könnten SPAC-Fusionen an Bedeutung gewinnen, insbesondere, wenn Grabs SPAC-Fusion im Wert von 40 Milliarden US-Dollar stattfindet. Erwartet wird auch eine Zunahme von US-SPACs, die in der EMEA und im asiatisch-pazifischen Raum nach Investitionszielen suchen
4. Steigende Bedeutung von Cybersicherheit
Angesichts der Zunahme digitaler Transaktionen und der anschließenden Zunahme von Cyberangriffen und Ransomware ist Cybersicherheit ein Schwerpunktbereich für Investoren. Neben Threat Security werden Betrugsmanagement, KYC und passwortlose Sicherheit zunehmende Aufmerksamkeit gewinnen
5. B2B-Dienstleistungen werden wichtiger
B2B-Dienste wie Banking-as-a-Service werden auf dem Investor Radar noch mehr an Boden gewinnen – nicht nur im Zahlungsbereich, sondern auch in Bereichen wie InsurTech, WealthTech und RegTech. Embedded Finance gewinnt weiter an Zugkraft, da Unternehmen bestrebt sind, Finanzdienstleistungen in andere Umgebungen zu integrieren.
6. Partnerschaften von BigTechs und FinTechs
Partnerschaftsmodelle werden ein entscheidendes Mittel für Unternehmen sein, die ihr Serviceangebot erweitern wollen. Es werden Partnerschaften im gesamten FinTech-Sektor – von WealthTech bis InsurTech – erwartet, an denen eine Reihe von Teilnehmern beteiligt sind, von BigTechs und Plattformanbietern bis hin zu Finanzinstituten und größeren FinTechs, die ihre Kerndienstleistungen ergänzen möchten.
Die Studie „Pulse of FinTech – H1‘21“ können Sie hier direkt herunterladen.
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