Nachdem SEPA im Zahlungsverkehr zur gelebten Praxis geworden ist, muss es weitergehen. SEPA 2.0 – ein Binnenmarkt für das digitale Bezahlen – ist der nächste logische Schritt.
Seit seiner Bildung am 1. Januar 1993 wird kontinuierlich daran gearbeitet, fortbestehende Handels- und Markthindernisse zu beseitigen, um so das Potenzial des gemeinsamen Wirtschaftsraumes auch wirklich ausschöpfen zu können. Andreas Krautscheid, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes deutscher Banken in Berlin hat auf einer Tagung vor kurzem zur Bildung eines Binnenmarktes für das digitale Bezahlen in Europa aufgerufen.
SEPA begründete den EU-Binnenmarkt für Zahlungsverkehr
SEPA hat gezeigt, wie dies im Bereich des Zahlungsverkehrs gelingen kann. Mit der Single Euro Payments Area wurden bis 2016 die Grundlagen für einen effizienten Binnenmarkt geschaffen. Transeuropäische Überweisungen und Lastschriften, die nach wie vor die Grundlage des Zahlungsverkehrs bilden, sind heute kein kompliziertes und kostspieliges Unterfangen mehr. Insbesondere grenzüberschreitend tätige Unternehmen haben von der mit SEPA geschaffenen flexiblen neuen Infrastruktur profitiert.
SEPA 2.0 für digitales Bezahlen
Wir brauchen nun SEPA 2.0: Einen Binnenmarkt für das digitale Bezahlen. Den Bürgern sollte es zukünftig möglich sein, ein Konto vollständig digital zu eröffnen und dann jede weitere Legitimation bei einer anderen Bank oder einem anderen Unternehmen auf Grundlage dieser Erst-Legitimation vornehmen zu können. Damit eine Weiterverwendung der Legitimation möglich wird, benötigen wir europaweit die gleichen Rahmenbedingungen.
Auch beim mobilen Bezahlen können und müssen europäische Lösungen das Angebot für den Verbraucher signifikant verbessern. Dies betrifft etwa den Zugang zur Infrastruktur: Nicht der Telefonhersteller sollte zukünftig darüber entscheiden, welches Bezahlverfahren verwendet wird, sondern der Nutzer der Geräte selbst.
Umgang mit Kundendaten muss sensibel erfolgen
Von grundlegender Bedeutung ist ein sensibler und für den Kunden transparenter Umgang mit seinen Daten. Sinnvoll wäre es, wenn Unternehmen europaweit das Einverständnis zur Datennutzung jeweils für einzelne Kategorien einholen und den Kunden über die Bedeutung dieser Kategorien informieren müssten. Diese Kategorien wären sinnvollerweise die
- Nutzung zur Geschäftsabwicklung,
- die Nutzung für zusätzliche interne Zwecke und
- die kommerzielle Weitergabe an Dritte.
Ausblick: Erfolgsprojekt SEPA 2.0
Die Digitalisierung entwickelt sich rasant weiter und mit ihr eine Vielzahl an neuen technologischen Möglichkeiten für Unternehmen und Kunden. Die nationalen und europäischen Regelsetzer müssen nachziehen.
Die Kreditwirtschaft in Deutschland steht bereit, mit digitalen Angeboten auf veränderte Kunden-Wünsche zu reagieren und auch europäische Lösungen anzubieten. So wollen wir beispielsweise das Bezahlverfahren der Banken, paydirekt, europaweit einsetzbar machen. In jedem Falle kommt es nun darauf an, bestehende Hindernisse für ein europäisches Regelwerk und für einen europäischen Markt zügig zu beseitigen. Dann kann SEPA 2.0 wie schon SEPA 1.0 zu einem Erfolgsprojekt werden.