Eine Studie der renommierten Universität Zürich in der Schweiz legt den Schluss nahe, dass es schlecht bestellt ist um die Moral unter Bankern. Unehrlichkeit scheint demnach ein systematisches Problem der Branche zu sein.
Wir alle kennen den klassischen Münzwurf. „Kopf-oder-Zahl“ ist das Ergebnis dieses Experiments. „Flipping a coin“ nennen es die Engländer. So nutzen z.B. Schiedsrichter beim Fußball vor dem Spiel den Wurf einer Münze, um den Gewinner zwischen Anstoß oder Seite für seine Mannschaft entscheiden zu lassen.
Wenngleich es mitunter seltene Fälle geben soll, in denen die Münze auf dem Rand landet und stehenbleibt, würden Mathematiker die jeweilige Ergebniswahrscheinlichkeit stets mit 50 Prozent angeben. Ein faires Verfahren also, dass für alle Beteiligten die gleichen Chancen bietet.
Münzwurf für Banker
Forscher der Universität Zürich haben vor kurzem rund 200 Bankangestellte mit diesem Münzwurf-Experiment auf die Probe gestellt. 128 von ihnen sind Mitarbeiter einer nicht genannten internationalen Großbank, 80 arbeiten bei kleineren Instituten.
Die Aufgabe, vor welche die Banker gestellt wurden, war einfach:
Die Probanden sollten zehnmal eine Münze werfen und jeweils vorher das Ergebnis tippen. Für jede richtige Vorhersage wurde den Beteiligten 20 Dollar in Aussicht gestellt. Maximal waren also 200 Dollar für jeden erreichbar.
Bekommen sollten die Teilnehmer ihren Gewinn aber nur, wenn sie ein Ergebnis meldeten, welches mindestens das Durchschnittsresultat aller Münzwerfer erreichte oder darüber lag.
Zuvor wurde die eine Hälfte auf diesen Ehrlichkeitstest durch Fragen zu ihrem Beruf eingestimmt. Sie sollten z.B. etwas zu ihrer Aufgabe in der Bank erzählen. Der anderen Hälfte wurde dagegen Fragen zum Privatleben gestellt, zum Beispiel über deren Fernsehgewohnheiten.
Anschließend warfen alle Teilnehmer zehnmal unbeobachtet eine Münze und meldeten das Ergebnis online.
Das Ergebnis stimmt nachdenklich
Die Ergebnisse der beiden zuvor durch unterschiedliche Fragen auf das Experiment eingestimmten Gruppen stimmt nachdenklich: Aus der Gruppe Banker, die vorab zu privaten Dingen befragt worden war, wurden 51,6 Prozent erfolgreiche Münzwürfe gemeldet. Die Banker, denen vorab berufliche Fragen gestellt wurden, gaben dagegen in 58,2 Prozent der Fälle „erfolgreiche“ Münzwürfe an. Sie verhielten sich damit signifikant weniger ehrlich als ihre Kollegen.
Nur bei Bankmitarbeitern kam es zu dem betrügerischen Verhalten, wie ein Kontrollexperiment mit Menschen anderer Berufsgattungen bestätigte. Auch Menschen anderer Berufe die zuvor in einem weiteren Kontrollexperiment über Finanzthemen befragt wurden, neigten nicht zum Betrug.
Unternehmenskultur in Banken muss verbessert werden
Der Schluss der Forscher fällt denn auch eindeutig aus: Banker sind per se nicht unehrlicher als Menschen anderer Berufsgruppen. Allerdings untergrabe und schwäche die in der Bankbranche herrschende Kultur die Ehrlichkeit der dort arbeitenden Menschen. Sobald ein Banker die Welt durch die Brille seiner Arbeit sieht, neige er dazu seine eigentlichen Werte ein Stück weit über Bord zu werfen und zu betrügen.
Dies stimmt mehr als bedenklich, hat das Vertrauen der Konsumenten in die Banken doch seit der Finanzkrise ohnehin schwer gelitten. Hinzukamen zahlreiche weitere Skandale und Betrugsfälle, die das Image der Finanzbranche schwer und nachhaltig beschädigt haben.
Die Forscher raten der Branche daher, den Wandel ihrer Unternehmenskultur voranzutreiben. Berufsbezogene Normen, die unehrliches Verhalten tolerieren, seien bedenklich, „da das Vertrauen der Bevölkerung in das Verhalten von Bankangestellten von wesentlicher Bedeutung für die langfristige Stabilität der Finanzindustrie“ sei.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Bis auf das:
Vielleicht sollte jede Bank oder Sparkasse den Test mit ihren Mitarbeitern (vor allem solchen aus dem Vertrieb) einmal selbst durchführen, um zu sehen, ob entsprechende Probleme im Ethikverständnis vorhanden sind.
Was meinen Sie?