Werbung ist wichtig. Das gilt auch für das Private Banking einer Regionalbank. Und wenn die eigenen Ideen nicht ausreichend Zuspruch finden, greifen manche Institute auch mal auf externe Werbegurus und bekannte Influencer zurück. Nicht immer führt das zum Durchbruch.
“Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Banker!“
Verona Pooth betrat schwungvoll das gediegene Besprechungszimmer, in dem sich das gesamte Werbeteam der Bank AG zusammengefunden hatte. Leopoldines Team, um genauer zu sein.
Leopoldine blickte missmutig auf ihr Smartphone. Da hatte ihr Human Relations doch glatt einen Last Minute-Termin in ihren ach so engen Tagesablauf geknallt.
Gerade heute, an einem Montag, wo sie doch nach ihren morgendlichen Reitstunden einen etwas geruhsameren Tagesablauf hätte gebrauchen können. Immerhin wollte sie am späteren Nachmittag noch eine entspannte Runde Golf spielen, nur 18 Loch, so zum Tagesausklang.
Nun, diese sportliche Betätigung würde wohl ausfallen.
Multifunktionale Führungskräfte oder Hansdampf in allen Gassen?
Leopoldine – oder kurz L., wie sie Personen ab ihrer Gehaltsklasse nennen durften – war eine umtriebige Managerin in einer kleinen Regionalbank. Mal war sie für das Risikomanagement verantwortlich, mal leitete sie die IT-Abteilung, L. war ein sprichwörtlicher Hansdampf in allen Gassen.
Aber da man gute Manager ja bekanntlich überall einsetzen kann (so zumindest die feste Meinung des Vorstandes) entschloss sich der CEO kurzerhand, Leopoldine die Führung der Unternehmenskommunikation zu überantworten.
Doch seitdem war mehr als ein halbes Jahr vergangen und der frischernannten CCO – Chief Communication Officer – war noch immer kein eingängiger Slogan für die neue Private Banking-Kampagne eingefallen.
Der richtige Slogan fürs Private Banking
Alle ihre Vorschläge wurden brüsk abgelehnt, auch wenn L. fest an ihre Durchschlagskraft glaubte. Was konnte denn richtiger sein als:
„Mach mit uns am Depot so viele Kohlen, wie ein cleverer Musikverlag mit Dieter Bohlen!“
Oder für die etwas jüngere, hippere Zielgruppe:
„Jo Bruder: kauf Aktien bei unserer Bank, dann ist dein Konto niemals blank!“
Ganz besonders stolz war Leopoldine auf den Slogan:
„Unsere Aktientipps, die sind so heiß, da braucht man bei der Arbeit keinen Fleiß.“
Doch auch diesen Geistesblitz wollte der CEO nicht „on Air“ gehen lassen.
Die Ikone der Werbung
Und was machen Banker, wenn ihnen die Ideen ausgehen beziehungsweise gar nicht erst einfallen?
Richtig: sie vertrauen auf Consultants.
Daher griff der Vorstand richtig tief in die Tasche und engagierte eine Ikone der Werbung. Denn nur eine Ikone war gut genug für die Bank AG. Man ging nicht den einfachen Weg und buchte einen der Jünger von David Ogilvy, Leo Burnett oder Philip Kotler – nein, man brach die Regeln und setzte anders an.
Ganz, ganz anders.
Verona Pooth hatte der Werbung ihren ganz besonderen Stempel aufgedrückt. Sie war unverkennbar, frisch von der Leber weg und jugendlich frech. Zudem eine begnadete Influencerin. Wer, wenn nicht sie, würde es schaffen, einen Werbeslogan mit Schwung aus dem Team herauszulocken.
Neue Ideen, die auf Bewährtem aufbauen
„Also, let’s start!“, meinte Frau Pooth in der ihr eigenen, doch relativ hohen Stimmlage. Leopoldine meinte, irgendwo in der Nachbarschaft den hektischen Flügelschlag einer Fledermaus gehört zu haben, doch wie sollte eine Fledermaus mitten in die City kommen?
„Private Banking, Private Banking.“ Verona trommelte mit ihren Fingern auf dem Whiteboard, auf dem alle bisherigen Kreativergebnisse des Teams aufgelistet waren.
„Den Slogan mit Dieter Bohlen finde ich etwas schwach, sag ich mal!“, feixte sie in die Runde. „Aber es ist ja noch kein Maestro vom Himmel gefallen. Sonst würden sie mich ja nicht brauchen tun.“
Das Team nickte sowohl betroffen wie auch zustimmend.
„Wie wäre es denn mit…“, Verona drehte sich gekonnt wie ein Top-Model am Ende eines Catwalks um die eigne Achse.
„Das Private Banking der Bank AG. Da werden sie geholfen!“
Konnte es so einfach sein? Auch wenn dem Team der Slogan irgendwie bekannt vorkam, alle – inklusive Leopoldine – nickten zustimmend.
„Man könnte die Sache aber auch ganz anders, frecher, angehen.“ Verona Pooth kam erst richtig in Fahrt, wie man auch an der sich erhöhenden Stimmlage merkte.
„Vertrauen sie ihr Vermögen der Bank AG, der Bank mit dem Blubb!“
Das bewundernde „Ahhh“ entkam den sonst eher zurückhaltenden Bankern diesmal ansatzlos. Und ja: auch wenn es etwas peinlich war zu sehen, dass ein Profi in Minuten etwas entwickeln konnte, was weniger begabte Fachleute in vielen Wochen nicht schafften…
Diese Bewunderung war echt!
„Einen hab ich noch, einen hab ich noch!“
Verona war jetzt ganz in die Materie eingetaucht!
„Wie wäre es mit…“ Frau Pooth spannte ihr Auditorium mit einer gekonnten künstlerischen Pause brutal auf die Folter: „Bank AG Private Banking – besser als wie ihr Geld denkt!“
Ehre wem Ehre gebührt
Retrospektiv betrachtet waren Leopoldine die Standing Ovations dann doch etwas peinlich. Aber: Ehre wem Ehre gebührt. Man muss Genialität auch neidlos anerkennen können.
Mit einem extrem fröhlichen (und hohen) „Tschüs“ verabschiedete sich Verona, ohne auf das verstörende Miauen der Wildkatzen aus dem nahen Stadtwald weiter einzugehen.
Diesmal war sich der CEO der Bank AG sicher: besser hatte er noch nie sein Geld investiert.