Die Differenzierung der eigenen Angebote ist entscheidend für den Erfolg von Banken – im Geschäft mit Privatpersonen, aber vor allem mit Unternehmenskunden. Den Schlüssel dazu halten viele Banken in der Hand, ohne sich dessen immer bewusst zu sein.
Walter Wriston sagte einmal: „Informationen über Geld sind beinahe genauso wichtig wie das Geld selbst“. Bis 1984 stand Wriston als CEO der Citibank vor – seine Aussage hat bis heute Bestand. Doch die Menge der verfügbaren Daten – und damit der Informationen – ist in den vergangenen vier Jahrzehnten förmlich explodiert. Bis 2025 dürfte das jährlich generierte Datenvolumen auf weltweit 175 Zettabyte steigen. Allein die in den kommenden drei Jahren erzeugte Datenmenge soll größer sein als jene der letzten 30 Jahre, prophezeit das Marktforschungsunternehmen IDC.
Für Unternehmensbanken liegt darin eine große Chance – wenn es ihnen gelingt, Daten für sich in smarter Weise nutzbar zu machen. Dann sind sie in der Lage, die Customer Experience ihrer Geschäftskunden völlig neu zu gestalten und Lösungen sowie das eigene Geschäftsmodell zu differenzieren. Mit unseren Software- und Hardwarelösungen und einer globalen Cloud-Infrastruktur unterstützen wir Banken auf ihrem Weg dorthin. Die Daten ihrer Unternehmenskunden sind dabei das Pfund, mit dem sie schon heute wuchern können. Sie schaffen sich darüber echte Wettbewerbsvorteile in einem Umfeld, das geprägt ist durch den zunehmenden Druck von datengetriebenen Challenger-Banken, agilen FinTechs, immer schärferer Regulatorik sowie den Folgen des Niedrigzinsumfelds.
Schöne neue Datenwelt
Banken verfügen also bereits jetzt über die Daten, die sie für zeitgemäßes Corporate Banking und eine moderne Customer Experience benötigen. Auch an der Fähigkeit, große Mengen an Daten zu verarbeiten, mangelte es Finanzinstituten nie: Millionen Signale laufen täglich über die Transaktionsmonitore von Mainframe-Servern. Doch in der „schönen neuen Datenwelt“ geht es um sehr viel mehr: eine clevere Datenstrategie, die Informationen nutzbar macht und Silos aufbricht, sowie starke analytische Fähigkeiten, die das Auswerten, Kombinieren und Teilen dieser Daten in Echtzeit ermöglicht. Mit über Jahrzehnten gewachsenen monolithischen Kernbanksystemen lässt sich diese neue Datenwelt nicht meistern. Stattdessen bedarf es innovativer Technologien wie Cloud-Computing, künstliche Intelligenz und Machine Learning, um smarte Daten-Analysen zu ermöglichen und die eigenen Unternehmenskunden und ihre Bedürfnisse bestmöglich zu verstehen.
Um das größtmögliche Potential von Daten für das Corporate Banking zu entfalten, ist eine möglichst umfassende Datenstrategie wichtig: Neben Informationen zur finanziellen Situation und den Zielen sind für diese Analysen auch Informationen zur Entwicklung der Märkte, in denen sich der Kunde bewegt, sowie seine Unternehmensstrategie relevant. Öffentliche Quellen, Informationen aus sozialen Netzwerken und Daten von Partnern und Dienstleistern – natürlich immer unter Wahrung des Datenschutzes – kommen noch hinzu. Gerade das Internet der Dinge (IoT) und der Einsatz von smarten Sensoren, beispielsweise entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens, können noch unzählige weitere Datenquellen erschließen und Potenziale für die Analyse freisetzen. Im Ergebnis konsolidiert die Bank ihre internen Informationen zur 360-Grad-Sicht auf den Unternehmenskunden und kann diese mittels der externen Daten zu einer 720-Grad-Sicht erweitern.
Auf dem Weg zum Beyond-Banking-Modell
Dieser vollumfängliche Blick bietet Finanzinstituten viele Vorteile: Einerseits können sie so ihr Geschäftspotenzial erhöhen, ohne dass dabei die Verlustrisiken steigen. Denn die zusätzlichen Erkenntnisse ermöglichen Banken ihre eigenen Risikomodelle erheblich zu erweitern und sehr viel differenziertere Aussagen zu Kreditausfallwahrscheinlichkeiten zu treffen. Eine individuelle proaktive Ansprache der Firmenkunden wird möglich, ebenso wie beispielsweise eine schnellere Kreditvergabe. Die Syndizierung von Krediten lässt sich durch den direkten Datenaustausch erheblich beschleunigen, der Cash-Flow von Unternehmen vollautomatisch optimieren. Die verbesserte Risikoanalyse und der Einsatz von Cloud-gestützten Technologien wie künstlicher Intelligenz und Machine Learning ermöglicht neue Ansätze im Factoring. In der Finanzierung lassen sich durch den Datenaustausch Pay-per-Use-Modelle für Maschinen und Produktionsanlagen etablieren. Statt fixe Zins- und Tilgungsraten zu vereinbaren, kann die Bank ein flexibles Modell aufsetzen, das die monatliche Belastung anhand der Maschinendaten der finanzierten Produktionsanlagen festlegt. All das zahlt auf die Customer Experience der Unternehmenskunden ein und erhöht ihre Loyalität.
Banken im Wandel: Vom Verkäufer zum Enabler
Die Rolle der Bank wandelt sich dabei – vom Verkäufer eines standardisierten Angebots zum Problemlöser und Enabler der Unternehmenswelt. Finanzinstitute machen sich so zu einem integrativen Teil des Erfolgs ihrer Kunden. Sie erhalten Relevanz. Über DevOps-Ansätze beschleunigen sie die Entwicklung eigener, maßgeschneiderter Lösungen, die exakt auf die Belange von Unternehmenskunden abgestimmt sind und erweitern das eigene Angebot im Rahmen des Open-Banking durch die Produkte und Dienstleistungen Dritter.
Mehr als andere profitieren die Finanzinstitute von ihrer Erfahrung als Innovatoren, der noch immer vorhandenen Nähe zu den Kunden und der Vielzahl von bereits vorhandenen Daten. Diese Potenziale gilt es jetzt zu nutzen. Die Bank der Zukunft ist datengetrieben – und sie treibt die Differenzierung in ihrem Firmenkundengeschäft kontinuierlich voran. Als Technologiepartner, der nicht in den Wettbewerb zu ihnen tritt, steht Microsoft dabei an der Seite der Banken. Mit unserem technischen Know-how und unserer Cloud-Technologie liefern wir die Werkzeuge für leistungsstarke Datenauswertung und -simulation und die Infrastruktur für den notwendigen Austausch von Informationen mit Dritten sowie den Einblick in Datenbestände über Systemgrenzen hinweg. Was es nun braucht, ist die Bereitschaft, Corporate Banking neu zu denken – individueller, differenzierter und smarter als je zuvor.
Vor 20 Jahren sagte Wriston übrigens neben der Bedeutung von Daten in einem Interview mit dem Magazin Wired auch voraus, dass proprietäre Systeme nicht überleben werden. „‘Open‘ has become the pretty girl at the party.“ Für Banken ist es jetzt Zeit, das Tanzen zu lernen.
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