Smarte Verträge können den Zahlungsverkehr revolutionieren

Blockchain Technologien verändern das Bankgeschäft

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Smarte Verträge (Smart Contracts) sind nichts grundsätzlich Neues im Bankgeschäft. Durch die Blockchain-Technologie erfolgt jedoch eine Weiterentwicklung, die insbesondere den Zahlungsverkehr grundlegend verändern könnte.

Digitale Disruption durch Blockchain-Technologie

Blockchain-Technologie hat das Potential, das Bankgeschäft disruptiv zu verändern
© Shutterstock

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Ein „smarter“ (intelligenter) Vertrag ist ein Stück Software, das die Regeln eines Vertrages (die Vertragsbedingungen) speichert und deren Einhaltung automatisch sicherstellt. Das Ziel eines intelligenten Vertrages liegt darin, manuelle Vorgänge bei der Transaktionsverarbeitung und -Verifikation zu reduzieren. Durch Automatisierung können Transaktionskosten deutlich gesenkt und die Risiken für Unternehmen und Privatpersonen verringert werden. Dies wirkt sich wesentlich auf Kosteneinsparungen in der Marktfolge aus.

Teilweise kommen „Smart Contracts“ bereits in unserem Alltag vor, beispielsweise beim Abheben von Bargeld am Geldautomaten. Die Maschine führt automatisch eine Autorisierung durch und erfüllt die individuellen Vertragsbedingungen des zuvor vereinbarten Kontrakts zwischen Geldinstitut und Kunden: der Geldauszahlung.

Die Weiterentwicklung von Smart Contracts kann dazu führen, dass in Zukunft Verträge ohne menschliches Zutun erfüllt werden. Für die Umsetzung ist es entscheidend, dass die Daten einer Transaktion verlässlich sind. Die Verlässlichkeit und Integrität von Transaktionsdaten wird mit Hilfe der Blockchain-Technologie umgesetzt.

Die Blockchain-Technologie als Basis

Bekannt wurde die Technologie Blockchain v.a. durch die kryptografische Währung Bitcoin. Für diese Währung ist eine verteilte Datenbank notwendig, welche alle abgewickelten Transaktionen aufzeichnet und überprüft. Diese Technologie erfordert komplexe Algorithmen zur Sicherung von (Finanz-)Transaktionen, wobei die Applikationen am Ende relativ einfach sind. Die Transaktionen werden als kryptografische Codes in einer Datenbank abgebildet, die die Gesamtheit aller Transaktionen (ähnlich einem Hauptbuch) in der Blockchain aufzeichnet. Blockchains können in einem Netzwerk von Teilnehmern Transaktionen validieren und abgleichen, wobei jeder Teilnehmer eine Kopie des Hauptbuchs besitzt. Man spricht auch von Distributed Ledger Technology (DLT). Die Konformität der Transaktionen wird durch den Vergleich mit dem aktuellen Stand der Datensätze erreicht, sodass es möglich wird Kredit-, Liquiditäts- und operationale Risiken zu reduzieren. In der gewährleisteten Sicherheit liegt der große Vorteil der Blockchain. Einzelne Datensätze aus der Datenbank lassen sich nicht löschen oder verändern ohne die Zustimmung der anderen Teilnehmer.

Die Blockchain-Technologie hat das Potential, den globalen Finanzmarkt zu revolutionieren. Die Technologie eröffnet weiterhin verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, weshalb auch der Regulator, die Industrie und der öffentliche Sektor großes Interesse zeigen.

Eine Welt mit „weniger Bank“

Die Blockchain nur als Technologie zur Kosteneinsparung in der IT anzusehen, unterschätzt das Potential jedoch gewaltig. In Zukunft könnte diese Technologie Bankgeschäfte wie den Zahlungsverkehr, der klaren Regeln unterliegt, selbständig ausführen. Bisher denken Banken aber vor allem daran, die Technologie mit einigen wenigen Partnern zu nutzen und diesen aber nur einen eingeschränkten Zugang darauf zu gewähren.

In der Blockchain Welt können Transaktionspartner direkt miteinander Finanzdaten austauschen, sodass es für sie mehr Sinn ergeben würde, die Daten hierfür auch selbst zu speichern. Die Blockchain überholt bestehende Banksysteme durch  Peer-to-Peer (P2P) Netzwerke auf Basis bilateraler Verträge und direkten Geldtransfers zwischen Teilnehmern der Blockchain (technisch mit Hilfe sogenannter Crypto-Tokens). Diese Tokens können Peer-to-Peer so ausgetauscht werden, dass Intermediäre wie Banken oder Clearinghäuser hierfür in Zukunft nicht mehr unbedingt notwendig sind. Daher stehen elementare Bereiche der Kernbanksysteme zur Disposition. Dies birgt großes Potential für Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen.

„Smarte“ Verträge als Option für die Zukunft

Die für den Bankenmarkt interessantesten finden sich in den Bereichen Zahlungsverkehr, Treasury, der Übertragung von Vermögenswerten, Vertrags-Dokumenten, Handelsfinanzierung oder dem Forderungskauf:

  • Darlehen werden als „smarte Verträge“ zusammen mit den Sicherheiten-Informationen des Eigentümers abgebildet. Der Vertrag regelt den Zugriff auf die Sicherheiten automatisch in Abhängigkeit hinterlegter Regeln.
  • Treuhänderkonten werden als „smarte Verträge“ aufgesetzt, die den Handel zweier Kontrahenten sicherstellen.

Der Käufer veranlasst die Zahlung an das Vertragskonto. Der „smarte“ Vertrag prüft und löst im Falle des Eigentumsübergangs vom Verkäufer zum Käufer automatisch die Zahlung an den Verkäufer aus.

  • Der (elektronische) Handel vermeidet durch Prozessautomatisierung Risiken für Intermediäre und senkt Transaktionskosten.
  • Erbschaften werden auf Basis eines smarten Erbschaftsvertrags durch die automatische Zuordnung und Aufteilung von Vermögenswerten auf die Erben nach dem Tod des Erblassers abgewickelt.
  • Kapitalmarkt. Instrumente des Kapitalmarktes werden auf Basis vordefinierter Geschäftsregeln definiert, überwacht und ausgeführt. Verträge, die die Leistung von digitalen oder nicht- digitalen Assets überwachen, können auch als Futures, Forwards, Swaps und Optionen eingesetzt werden.

Herausforderungen für Banken

Trotz vieler Vorteile und möglichen Anwendungsfällen „smarter“ Verträge gilt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen. So fehlt noch die Akzeptanz von kryptographischen Unterschriften durch den Regulator zur Sicherung vertraglicher Vereinbarungen so, dass bilaterale Verträge jederzeit abgeschlossen werden können wie beispielsweise das Geldwäschegesetz.

Das noch fehlende Vertrauen zur Abwicklung von „smarten“ Verträgen, sowie die Transformation von manuellen Prozessen in digitale Ereignisse sind durch entsprechende Lösungen noch sicherzustellen. Ebenso können „smarte“ Verträge noch nicht verbindlich umgesetzt werden.

Eine weitere Herausforderung ist die Skalierbarkeit von Aufgaben auf mehrere Netzwerke. Wenn die Skalierbarkeit an Priorität gewinnt und Sub-Netzwerke sich auf die Ausführung bestimmter Teile einer Operation spezialisieren, werden dezentrale Hauptbücher nicht länger dezentral sein. Zudem sollen verteilte Hauptbücher (DLT) auch von nicht teilnehmenden Netzwerkpartnern der Blockchain gespeichert werden können. Dazu muss ein Konsens unter den Teilnehmern vereinbart werden, wie der Prozess zur Speicherung und Synchronisation der Daten erfolgt.

Blockchain-Technologie bringt weitere Disruption in den Bankenmarkt

Größere Unternehmen streben neue Einnahmenquellen z.B. durch die Bereitstellung von Liquidität, dem Engagement als Broker oder dem Angebot verschiedener neuer Services (Datenbereitstellung, Preisstrategien für Transaktionen, etc.) an.

Es gibt bereits Player, die sich auf die Blockchain-Technologie am Bankenmarkt spezialisiert haben beispielsweise in den Themenfeldern Zahlungsverkehr, Handelsplattform, Banken und Kapitalmarkt.

Auch wenn noch nicht alle Fragen gelöst sind, so werden „smarte Verträge“ auf Basis der Blockchain-Technologie sich weiterentwickeln und weitere Disruption in den Bankenmarkt bringen. Je mehr sich hierbei etablierte Banken mit den FinTech-Unternehmen zusammentun, desto wahrscheinlicher und schneller wird der Durchbruch dieses Konzepts gelingen.

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Über den Autor

Hauke Kröger

Hauke Kröger ist Competence Center Leiter Business Consulting für Banken bei adesso. Der studierte Diplom-Ingenieur beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit strategischen Lösungen für Finanzdienstleister. Seine Wissens- und Verantwortungsschwerpunkte sind insbesondere die Einführung von Kernbanksystemen und Regulatorik.

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