„Wir sind zu klein dafür“ lautet ein häufiges Argument von Regionalbanken gegen den Einsatz sozialer Medien. Die Raiffeisenbank Hersbruck beweist, dass Größe kein Kriterium ist sondern es um Inhalte geht.
Hintergrund
Die Raiffeisenbank Hersbruck eG ist eine mittelgroße Genossenschaftsbank mit einer Bilanzsumme von 410 Mio. € und 155 Mitarbeiter in 17 Geschäftsstellen, die sehr großen Wert auf ihre regionale Verwurzelung legt. Die Heimat der Bank ist die Hersbrucker Schweiz, die in der östlichen Metropolregion Nürnberg liegt. Durch viele regionale Initiativen ist in Hersbruck und Umgebung eine bedeutende Bewegung entstanden, der sich auch die örtliche Raiffeisenbank zugehörig fühlt. Der Marketingleiter der Raiffeisenbank Hersbruck, Klaus Rostek, ist verantwortlich den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und betreut die Sozialen Medien der Bank. Für den Bank Blog hat er einen Erfahrungsbericht verfasst.
Heimat 2.0 …
… lautet die Überschrift, die über unseren Maßnahmen in den sozialen Medien steht. Unser Eintritt in die sozialen Medien erfolgt im Januar 2010 als wir uns entschieden einen Blog anstelle der bisher gut besuchten Rubrik „Aktuelles“ auf unserer Homepage einzurichten. Dies geschah insbesondere im Bewusstsein dessen, dass es viele Themen gibt, die nach unserer Auffassung einfach nicht in das Schema einer klassischen Bankhomepage passen. Das besondere gesellschaftliche Engagement eines Mitarbeiters, eine eher kleine, aber kuriose Beobachtung oder ein runder Geburtstag erschienen uns neben den klassischen Zahlen unserer Bilanz eher deplatziert.
Der Ansatz der Raiffeisenbank Hersbruck war nie, dass man unbedingt in den sozialen Medien präsent sein muss, weil „alle drin sind“. Vielmehr fußt das Engagement im Wunsch nach mehr Kommunikation mit den Kunden.
Die Ausweitung der Strategie erfolgte nur sukzessive und zumeist mit dem Hintergedanken, dass man noch mehr Reichweite für das eigene Blog generieren wollte. Im Januar 2010 wurde ein https://twitter.com/rb_hersbruck eingerichtet. Im April 2010 entschlossen wir uns, auch den Schritt in Richtung Facebook zu gehen, um dort auch die Inhalte des Blogs zunächst in der Philosophie einer interaktiven Kundenzeitung zu pflegen.
„Wer in Social Media für Bankprodukte wirbt, stirbt“
Inhaltlich setzen wir uns in unserem Blog überwiegend mit Themen auseinander, die sich aus der Region und aus unserem Engagement in unserer Heimat ergeben. Besondere Ereignisse aus dem Bereich Mitarbeiter werden – bei Einverständnis der Kollegen – ebenfalls erwähnt, wie auch besondere Leistungen und Projekte. Produktangebote werden auf der Bankhomepage platziert, um von vorn herein zu vermeiden, dass sich der Besucher unserer Präsenzen in sozialen Medien einer Werbelawine aussetzt fühlt, wenn er einen unserer Kanäle abonniert. Ausnahmen bilden hier lediglich Produkte, die die Basis für gute Geschichten insbesondere im Sinne der „Heimat 2.0“ bilden.
Einfach einfach
Im Kern dient der Auftritt in sozialen Medien der Schärfung unseres Unternehmensprofils. Schon seit mehreren Jahren sind wir bemüht unseren Slogan „Wir sind Heimat.“ emotional und inhaltlich aufzuladen und zu leben. Durch die sozialen Medien können wir auch den kleineren Themen eine Plattform verschaffen, von denen ein Bewohner sonst nie etwas wahrgenommen hätte. Unter dem Motto: „Regionales Social Media Marketing muss nicht kompliziert sein.“ erfinden wir nicht zwingend neue Themen um in den sozialen Medien wahrgenommen zu werden. Alle Themen finden ohnehin statt, werden ohnehin entsprechend dokumentiert und dann lediglich auch in unsere sozialen Internetkanäle in einem etwas anderen Wording umgearbeitet. Wir bleiben bei allem was wir tun, die Raiffeisenbank Hersbruck, eine Bank die vor Ort, persönlich und emotional nah am Kunden ist. Viel mehr als die nackte Zahl der Follower und Fans interessiert uns hier die lokale Herkunft und das ehrliche Interesse. Wir schließen zwar keinen Fan aus, weil er von „außerhalb“ kommt, allerdings sind unsere Inhalte auf ein regionales Publikum zugeschnitten.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank spielen bei den Maßnahmen unserer Bank eine sehr wichtige Rolle. Die Mitarbeiter, die bereits in sozialen Medien aktiv sind, wurden in Kurzschulungen auf mögliche Verhaltensstrategien hingewiesen. Des Weiteren wurde die Bitte geäußert, dass sich die Mitarbeiter aktiv an der Beobachtung der Gespräche rund um unsere Bank beteiligen – eine einfache Form des Social Media Monitorings. Ein nicht erwarteter, aber sehr positiver Effekt ist, dass unsere Mitarbeiter durch unsere Aktivitäten wesentlich besser über die Vorgänge im Bereich Öffentlichkeitsarbeit informiert sind. Außerdem wird es gern gesehen, wenn eigene Vorschläge aus dem Kreis der Kolleginnen und Kollegen kommen und die Kollegen mit unseren Kanälen interagieren.
Alles in allem sind unsere Erfahrungen mit unserem Ansatz „Heimat 2.0 – Regionales Social Media Marketing“ durchweg positiv und wir freuen uns diesen Weg gemeinsam mit interessierten Lesern weitergehen zu können. Unser Ziel ist es, den Dialog auf unseren Plattformen weiter zu vertiefen, um so zukünftig noch näher an den Erwartungen unserer Fans schreiben zu können.
Kurzinterview mit dem Autor
Und zum Abschluss noch vier Fragen an Herrn Rosteck:
Bank Blog: Wie fand eigentlich der Vorstand Ihrer Bank seinerzeit die Idee, in den sozialen Medien aktiv zu werden?
Klaus Rostek: Der Ansatz unserer Bank war ja grundsätzlich, unsere Kommunikationswege zu erweitern. Insoweit war bei der Entscheidung für das Blog und die weiteren Kanäle nicht der Trend „Social Media“ das zentrale Diskussionsthema sondern eher welche Möglichkeiten sich durch den Ausbau unserer Kommunikationskanäle bieten. In diesem Punkt war mein Vorstand sehr offen und zeigte vollstes Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeiter, die ihm diesen Vorschlag machten.
Auch wenn er selbst nicht in den Sozialen Kanälen unterwegs ist, beobachtet der Vorstandsvorsitzende aktiv unsere Aktivitäten und ist stets gut informiert und durchaus begeistert von den bisherigen Erfolgen.
Bank Blog: Wie fallen die Reaktionen Ihrer Kunden zu Ihrem Social Media Auftritt aus?
Klaus Rostek: Die Reaktionen unserer Kunden sind überaus positiv. Zwar sind Banken insgesamt sicherlich für die Fans nicht so attraktiv wie ein Musikstar oder berühmte Erfrischungsgetränke, allerdings können wir uns mit der beschriebenen „Heimat 2.0“-Strategie gut positionieren. Das Feedback erfolgt in vielen Fällen auch offline z. B. beim Einkaufen oder in Geschäftsstellen. Die Sozialen Medien wirken auf verschiedenen Ebenen. Kritische Stimmen gibt es kaum bzw. gar nicht. Dies ist ebenso auf die Wahl „weicher“ Themen zurück zu führen.
Bank Blog: Welche erkennbaren und ggf. welche messbaren Effekte hat die Präsenz in den Sozialen Medien für die Raiffeisenbank Hersbruck?
Klaus Rostek: Wir interpretieren die Sozialen Medien als Kommunikationskanal und messen somit vor allem, welche Themen beim Leser unserer Medien am besten ankommen. Dies sind zweifelsohne alle Themen, die sich mit den Mitarbeitern und unserer Region beschäftigen.
Auch die beschriebene positive Wirkung auf interne Kommunikation ist als sehr positiv anzusehen.
Bank Blog: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Klaus Rostek: Meine weiteren Erwartungen an die Entwicklung in der Zukunft sind vor allem der weitere Ausbau des Kundendialoges und die Weiterführung der bereits angefangenen Markenpositionierung der Raiffeisenbank Hersbruck in sozialen Medien.
Die Sozialen Medien werden sich immer mehr als „normaler“ Kommunikationskanal neben der dem „klassischen Internet“ und den Offlinemedien etablieren.