Steigende Risikovorsorge lässt Gewinne bei Firmenkunden einbrechen

Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft sinkt weiter

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Angesichts der Corona-Krise stellen sich die Banken auf härtere Zeiten ein und erhöhen massiv ihre Risikovorsorge. Eine Studie zeigt: Die Profitabilität des Firmenkundengeschäftes sinkt in der Folge auf einen neuen Tiefststand.

Trends, Studien und Research zum Firmenkundengeschäft, Corporate und Investment Banking

Studien und Research zu Trends und Entwicklungen im Firmenkundenbereich der Banken, inklusive Corporate und Investment Banking.

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Trotz der Corona-Krise ist die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland in den vergangenen Monaten rückläufig gewesen. Doch die Banken stellen sich auf härtere Zeiten ein. Allein wegen der aktuell ausgesetzten Insolvenzantragspflicht ist noch nicht absehbar, wann und in welchen Sektoren Unternehmen verstärkt zahlungsunfähig sein werden. Experten befürchten allerdings bereits jetzt eine hohe Anzahl an Zombie-Unternehmen.

Banken profitieren von der steigenden Kreditnachfrage

Die Banken und Sparkassen haben von der dynamisch wachsenden Kreditnachfrage seitens der Firmenkunden profitiert. Die seit Jahren äußerst niedrigen Zinsen führen dazu, dass das Volumen an Krediten, die an Firmenkunden vergeben werden, immer weiter wächst. Mit knapp 1,3 Billionen Euro erreichte es im ersten Halbjahr 2020 erneut einen Höchststand. Nach langem Sinkflug zeigte sich zuletzt auch die Kreditmarge wieder erholt.

Nutznießer dieser positiven Trends sind allerdings nicht alle Institutsgruppen. Während Sparkassen und private Banken ihre Marktanteile mittelfristig werden ausbauen können, verlieren die Landesbanken an Gewicht.

Auch agieren Banken unterschiedlich, selbst wenn sie derselben Institutsgruppe angehören. So erhöhen Geldhäuser, die über ein breites Produktspektrum verfügen, die Kreditvergabe selbst noch in der Corona-Krise. Andere wiederum halten sich in Rezessionen zurück oder müssen dies auf Druck ihres Risikomanagements tun.

Erhöhte Risikovorsorge lässt Gewinne schrumpfen

Allerdings laufen die Institute Gefahr, dass Unternehmen bedingt durch die Corona-Krise ihre Kredite nicht fristgerecht bedienen können. Deshalb erhöhten die Geldhäuser in Deutschland ihre Kreditrisikovorsorge für Firmenkunden im ersten Halbjahr 2020 drastisch – ähnlich wie 2008 und 2009 während der globalen Finanzkrise. Einer Analyse der Unternehmensberatung Bain & Company zufolge erreicht damit die Profitabilität im Firmenkundengeschäft einen neuen Tiefststand. Die Erträge sind dagegen stabil geblieben.

Entwicklung Profitabilität Firmenkundengeschäft (2017 – 2020)

Die Corona-Pandemie hat zu einem Einbruch der Profitabilität im Firmenkundengeschäft geführt.

Kostenstruktur und Digitalisierung

Gut aufgestellte Banken haben in der Regel ihre Kostenstruktur bereits optimiert. Branchenweit indes gibt es hier zum Teil noch erhebliche Defizite. Die Verwaltungsaufwendungen nahmen in den vergangenen Jahren sogar zu, weil die bisherigen Kosten- und Effizienzprogramme ihre Wirkung entweder noch nicht vollumfänglich entfaltet haben oder nicht weit genug reichen.

Hinzu kommt, dass die Kosten für Regulatorik und Digitalisierung weiter steigen werden. Zudem werden die Erwartungen der Kunden an die Digitalisierung immer größer, ganz gleich, in welcher Branche sie tätig sind. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal beschleunigt. Zahlreiche Kreditinstitute hätten zwar ihre Bemühungen zur Digitalisierung von Abschlussstrecken in den letzten Monaten deutlich forciert, Nachholbedarf besteht aber nach wie vor.

Negative Eigenkapitalrentabilität im Firmenkundengeschäft

Wie prekär die Situation mancherorts ist, unterstreicht die Entwicklung der Eigenkapitalrentabilität im Firmenkundengeschäft. Diese sank im ersten Halbjahr 2020 auf minus 2 Prozent – selbst in der globalen Finanzkrise war sie nicht unter minus 1 Prozent gefallen. Dieser Rückgang sei allerdings nicht allein auf die Corona-Krise zurückzuführen. Bereits 2019 habe die Eigenkapitalrentabilität im Corporate-Banking unter den Eigenkapitalkosten gelegen. Nun zeigen sich die bestehenden Schwächen in ihrem ganzen Ausmaß, was den Handlungsdruck noch einmal erhöht.

Vor diesem Hintergrund sollten Banken in Deutschland vorrangig an zwei Stellen ansetzen. In puncto Kostensenkung und Steigerung der Kapitaleffizienz gilt es weiter voranzukommen. Zugleich müssen die Institute in ausgewählte Kundenbeziehungen investieren und so ihre Abhängigkeit vom Kreditgeschäft reduzieren. Trotz des Ausbaus des Provisionsgeschäfts in jüngster Zeit machen die Zinsüberschüsse hierzulande noch 70 Prozent der Erträge im Corporate-Banking aus – ein im internationalen Vergleich hoher Wert. Je stärker sich Banken vom reinen Kreditgeber hin zum Berater von Unternehmen wandeln, desto höher ist ihr Provisionsanteil – und desto stabiler ist damit ihr Geschäftsmodell.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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