Neue Technologien bedrohen auch Arbeitsplätze. In der Folge könnte die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter wachsen. Führungskräfte äußern sich besorgt darüber, haben aber zum bedingungslosen Grundeinkommen eine klare Meinung.

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Die soziale Marktwirtschaft, so wie wir sie kennen, könnte im Zuge von Industrie 4.0 vor einer ernsthaften Herausforderung stehen. Vom Produktivitätsfortschritt durch die Digitalisierung und neue Technologien wie Roboter, künstliche Intelligenz oder Blockchain werden nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen profitieren. Manche befürchten gravierende Auswirkungen auf Arbeit und Wohlstand. Einige sehen ein bedingungsloses Grundeinkommen als Ausweg aus einer zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich an.

Die Unternehmensberatung EY hat dazu über 300 Personalleiter und Geschäftsführer aus den Branchen Finanzdienstleistung, Handel, Maschinenbau und Automotive befragt.

Digitalisierung kostet Arbeitsplätze

In den vergangenen fünf Jahren haben 71 Prozent der Führungskräfte, die sich intensiv mit dem Thema Personal beschäftigen, starke oder sehr starke Veränderungen in ihrem Unternehmen durch die Digitalisierung erlebt. In 17 Prozent der Unternehmen wurden digitalisierungsbedingt Arbeitsplätze abgebaut. Besonders stark betroffen war der Finanzsektor mit 43 Prozent.

Für die Zukunft gehen die befragten Personalleiter und Geschäftsführer von einer deutlichen Verschärfung dieser Entwicklung aus. 33 Prozent der Befragten erwarten, dass in ihrem Unternehmen Arbeitsplätze wegfallen werden, in der Banken- und Versicherungsbranche sind es sogar weit mehr.

Lediglich neun Prozent gehen davon aus, dass durch die Digitalisierung zusätzliche neue Arbeitsplätze entstehen werden.

Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wird größer

73 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in Zukunft weiter öffnen wird. 39 Prozent betrachten das Thema sozialer Abkopplung und schwindender Teilhabemöglichkeiten einzelner Gruppen als drängendes Problem für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Führungskräfte gegen bedingungsloses Grundeinkommen

Erwartungsgemäß spricht sich dennoch die große Mehrheit der Führungskräfte gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland aus. Bei einem solchen Konzept würde jeder Bürger unabhängig von seiner Leistung und seiner Lebenssituation einen bestimmten Betrag als Grundsicherung erhalten.

Mit dem Thema haben sich 43 Prozent der Umfrageteilnehmer schon einmal intensiver befasst. Die mittleren Altersgruppen zwischen 35 und 50 Jahren (49 Prozent) beschäftigen sich bislang stärker mit dem Thema als die jüngeren und älteren Führungskräfte.

84 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass dabei die Nachteile überwiegen oder dass sich Vor- und Nachteile die Waage halten (jeweils 42 Prozent). Lediglich 14 Prozent befürworten das bedingungslose Grundeinkommen. 67 Prozent halten es für betriebswirtschaftlich schädigend, weil in den unteren Einkommensklassen die Arbeitsmotivation sinken würde.

Auch was ihr eigenes Unternehmen betrifft, gehen die Befragten unterm Strich von negativen Auswirkungen auf die Motivation der Belegschaft aus. 37 Prozent erwarten, dass die Leistungsbereitschaft sinkt, wohingegen nur fünf Prozent von einem steigenden Einsatz ausgehen.

Positive Aspekte des bedingungslosen Grundeinkommens sind nach Einschätzung von 62 Prozent der Befragten die Einsparung von Verwaltungskosten, wenn bisherige Sozialleistungen wegfallen. Zudem wären Menschen, die eine Grundabsicherung erhalten, häufiger bereit, auch kurzfristige Jobs anzunehmen und beruflich etwas zu wagen (45 Prozent).

Intelligente Lösungen gesucht

Zur Lösung des Problems der sozialen Ungleichheit seien nach Ansicht der Befragten intelligentere Lösungen gefragt, an deren Entwicklung sich auch die Wirtschaft beteiligen sollte.

Sollte es aber ein bedingungsloses Grundeinkommen geben, halten 41 Prozent der Führungskräfte einen Betrag zwischen 751 und 1.000 Euro für adäquat, um die Bedürfnisse der gesellschaftlichen Teilhabe zu erfüllen.

Was die Finanzierung des bedingungslosen Grundeinkommens angeht, trifft von den beiden vorherrschenden Vorschlägen einer so genannten Roboter- oder Konsumsteuer die Konsumsteuer am ehesten auf Akzeptanz. Dieser Variante stimmen 42 Prozent der Befragten zu. Insgesamt äußern sich die Führungskräfte zum Thema Finanzierung der Grundsicherung eher verhalten.

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