Finanzdienstleistungsbranche im Jahr 2012

Finanzdienstleistung in der Krise

Financial Services Industry 2012

Aktuelle Studie zur Krise in der Finanzdienstleistungsbranche und deren Ursachen. Unzureichende Finanzintermediation kostet die OECD Länder 0.75 % ihres jährlichen Bruttoinlandsproduktes.

 

Ungünstige steuerliche Rahmenbedingungen und mangelndes Vertrauen in Finanzunternehmen lassen Privatanleger vor langfristigen Anlagen zurückschrecken. Darüber hinaus schränken neue Regulierungsmaßnahmen die Fristentransformation durch Banken und Versicherer ein. Diese Entwicklungen sind Ursachen eines systemischen Scheiterns, so die diesjährige Ausgabe der Studie „State of the Financial Services Industry“ der Managementberatung Oliver Wyman, die 2012 zum 15. Mal in Folge auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgestellt wird. Unter dem Titel „The Real Financial Crisis: Why Financial Intermediation is Failing“ untersucht die Studie das Scheitern der Finanzbranche an der Finanzintermediation, der Vermittlung zwischen Kapitalnachfrage und Kapitalangebot.

Haushalte müssen ihre Ersparnisse langfristig anlegen, um fürs Alter vorzusorgen. Andererseits benötigen Regierungen und Unternehmen langfristige Finanzierungen. Diese langfristigen Bedürfnisse von Sparern und Kreditnehmern ergänzen sich summarisch in den westlichen Ländern eigentlich optimal. Dennoch besteht eine zunehmende Lücke an langfristiger Finanzierung für die Realwirtschaft. Ursache ist, dass private Haushalte deutlich weniger Anlagen langfristig tätigen als sie könnten, aufgrund von Liquiditätspräferenzen, niedrigem Vertrauen in Banken und unattraktiven Steuern auf Zinseinkommen vor allem im Vergleich zu Immobilien. Die Fähigkeit der Banken und Versicherungen, die notwendige Fristentransformation vorzunehmen, um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist wiederum durch verschiedene Regulierungsmaßnahmen eingeschränkt.

Die Oliver Wyman-Experten kommen zu dem ERgebnis, dass die sozialen Kosten dieses Scheiterns der Finanzintermediation für künftige Generationen in den OECD-Ländern einen durchschnittlichen Einkommensverlust von rund US$15.000 jährlich bedeutet.

„In Deutschland gelten diese Beobachtungen analog zu anderen westlichen Ländern“, kommentiert Finja Carolin Kütz, Geschäftsführerin von Oliver Wyman in Deutschland, die Ergebnisse der Studie. „Ein Sondereffekt ist jedoch, dass Deutschland als ‚sicherer Hafen‘ viele langfristige Staats- und Unternehmensanleihen im Ausland platzieren kann. Dadurch sinkt der langfristige Finanzierungsdruck der lokalen Finanzwirtschaft und die reduzierte Nachfrage an langfristiger Finanzierung kann durch langfristige Einlagen gedecken werden.“ Sinkt jedoch die Nachfrage internationaler Investoren, wird das Problem in Deutschland ähnlich dramatisch.

Die Studie empfiehlt der Finanzbranche, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, beispielsweise in dem sie einfachere und günstigere Sparprodukte anbietet, ihre operativen Kosten durch den Einsatz von Technologie senkt und konsequent daran arbeitet, sicherere Institute aufzubauen.

Quelle: Oliver Wyman 2012

Der Report „State of the Financial Services Industry 2012“ kann hier als PDF heruntergeladen werden.

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