Neue Technologien bedeuten Chancen und Risiken zugleich

Banking-Ausblick 2019

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Banken modernisieren sich gerade massiv durch die Einführung neuer Technologien. Anwendungen wie Rob Advisory und KI-gestützte Geldwäsche-Erkennung sollen für mehr Profitabilität sorgen. Umgekehrt bergen die Technologien einiges an Risikopotenzial.

Banken und Sparkassen 2019

Was erwartet Banken und Sparkassen im Jahr 2019?

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Neue Technologien sind für Banken ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sind sie der Schlüssel zu mehr Geschäft, verbessertem Service und geringeren Kosten. Zum anderen sorgen Technologien dafür, dass die Eintrittsbarrieren in den Markt für Finanzdienstleistungen sinken und es branchenfremde Unternehmen und FinTechs leichter haben, Banken Marktanteile abzunehmen. Darüber hinaus bedeutet mehr Digitalisierung auch mehr Angriffsfläche für Cyberattacken. Datensicherheit und Datenschutz sind bereits 2018 die Top-Herausforderungen der Institute gewesen.

Die folgenden Chancen und Risiken durch neue Technologien werden im neuen Jahr für die Finanzbranche eine wichtige Rolle spielen. Wir haben jeweils fünf Chancen und Risiken identifiziert, die sich Banken und Sparkassen näher anschauen sollten.

Chancen durch neue Technologien

2019 bieten sich Kreditinstituten insbesondere die folgenden Chancen durch den Einsatz neuer Technologien:

  • Neue digitale Leistungen,
  • Amazonisierung des Kunden,
  • Digitale Plattformen,
  • Bots an der Kundenschnittstelle  ,
  • Core Banking in der Cloud.

Neue digitale Leistungen

Die Mächtigkeit der neuen Technologien zeigt sich in der Möglichkeit, völlig neue Leistungen und Lösungen mit disruptivem Charakter zu kreieren, z.B. durch gezieltere, weil datengetriebene, Anlageberatung mithilfe künstlicher Intelligenz oder die Bank als zentrale Identifizierungsstelle (Trusted Partner) für Online-Geschäfte (kein Passwort-Dschungel mehr). Großes Potenzial für innovative Lösungen bieten auch Smart Contracts auf Basis der Blockchain-Technologie sowie Finanzierungsmodelle unter Einbezug von des Internet of Things (IoT). Ein Beispiel sind datengetriebene datenbasierte Kredite für Firmenkunden, die Maschinennutzungs- und Produktionsdaten berücksichtigen.

Über APIs können Banken flexibel mit Unternehmen zusammenarbeiten und Lösungen entwickeln, die automatisiert Bausteine verschiedener Branchen kombinieren.

Entscheidend ist, dass die neuen Leistungen den Kunden auch einen wirklichen Mehrwert liefern und nicht nur eine einfache Übertragung von der analogen in die digitale Welt sind.

Amazonisierung des Kunden

Amazon macht es erfolgreich vor: Durch die Ausschöpfung aller verfügbaren Daten können die Kunden individuell und passgenau angesprochen und zu zusätzlichen Käufen bewegt werden.

Die Banken haben in puncto Kundenerlebnis noch erheblichen Nachholbedarf, selbst die Daten im eigenen Haus bleiben vielfach noch ungenutzt und werden nicht zur Verbesserung des Kundenerlebnisses verwendet.

Die Chance besteht darin, hier aufzuholen und dass Banken bei großen Internetkonzernen wie Amazon „wildern“, so wie es heute umgekehrt geschieht. Durch die konsequente Nutzung der eigenen Datenbestände und die Anreicherung mit Informationen aus zusätzlichen Quellen können zum aktuellen Kundenbedarf passende Lösungen zum richtigen Zeitpunkt über den richtigen Kommunikationskanal angeboten werden. Die Kunden werden wieder stärker an die Bank gebunden, und die Bank kann sich gegenüber dem Wettbewerb differenzieren.

Digitale Plattformen

Digitale Plattformökonomie ist das Finanzwort des Jahres – und das aus gutem Grund. Plattformen sind das zentrale Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie und gewinnen auch im Banking zunehmend an Bedeutung. 87 Prozent der Banken sehen Potenziale im Aufbau eigener Plattformen, 83 Prozent sehen Chancen als Anbieter auf fremden Plattformen.

Die Erfolgsfaktoren für Plattformen sind: ein klarer Fokus, die vollständige Automatisierung, Agilität, Datengetriebenheit, Skalierbarkeit und nicht zuletzt ein offenes System. Dies erfordert ein massives Umdenken, veränderte Erlösstrukturen und bedeutet in der Regel auch eine Kannibalisierung des eigenen Geschäfts.

Letztendlich werden sich allerdings nur wenige Plattformen durchsetzen können – das Geschäft funktioniert nach dem Prinzip „the winner takes it all“.

 Bots an der Kundenschnittstelle

Zu einem digitalen Geschäftsmodell gehört ein digitaler Vertrieb: zunehmend mehr Kundenanfragen werden über Bots abgewickelt. Akzeptanz und natürlicher Umgang beim Kunden werden 2019 deutlich steigen.

Tatsächlich werden die Bots immer leistungsfähiger – die Algorithmen verbessern sich, die Datenmenge zum Trainieren der Maschinen steigt beständig, die Chancen stehen gut, dass zunehmend komplexere Kommunikationen möglich werden

Hierdurch multipliziert sich die Vertriebskraft der Bank enorm: Bots lassen sich beliebig skalieren, haben keinen Urlaub und arbeiten ohne Leistungseinbußen rund um die Uhr. Sie entlasten damit die Experten der Banken, die sich auf die komplexen Beratungsfragen, die Entwicklung von Vertriebskonzepten und um neue Angebote für die Kunden konzentrieren können.

Core Banking in der Cloud

Alte starre Legacy-Systeme und Digitalisierung passen nicht zusammen: Einerseits können sie die Anforderungen der schnellen, neuen Welt wegen mangelnder Flexibilität nicht mehr abbilden, andererseits ist die Kostenbelastung durch ausufernde Wartungs- und Weiterentwicklungskosten für Individualsysteme zu hoch.

Durch die Migration auf Standards in der Cloud können die Kosten entscheidend gesenkt werden. Gleichzeitig wird eine Umgebung geschaffen, die das neue Geschäft unterstützt anstatt es zu bremsen: mit schnellen Anpassungen der Applikationen, flexibler Anbindung von Drittunternehmen und einer hohen Skalierbarkeit.

Risiken durch neue Technologien

Kreditinstitute werden 2019 vor allem folgende Risiken durch neue Technologien zu bewältigen haben:

  • Verlust des Kundenzugangs,
  • Cherrypicking der FinTechs in der Wertschöpfungskette,
  • Zu geringe Geschwindigkeit beim Wandel zum Technologieunternehmen ,
  • Me-too-Angebote ohne Innovation,
  • Zunehmende Cyberrisiken.

Verlust des Kundenzugangs

Im Retailmarkt werden schon jetzt rund 30 Prozent des Neugeschäfts über Plattformen akquiriert – mit weiter steigender Tendenz. FinTechs bieten seit Inkrafttreten der PSD II ihren Kunden mit schicken Mehrwert-Apps einen konsolidierten Überblick über alle ihre Konten – unabhängig von den jeweiligen Instituten.

Die Gefahr liegt auf der Hand: Die Bank verliert den direkten Kontakt zu ihren Kunden. Vorschläge für die Optimierung der Finanzen kommen vom Dienstleister – nicht mehr von der Bank. Das Institut wird zu einem austauschbaren Produktlieferanten, bei dem vor allem der Preis zählt.

Dabei verliert in diesem Szenario das Produkt Girokonto – der klassische Door Opener für das Cross Selling – seine Funktion als Anker der Geschäftsbeziehung und wird – da in der Regel quersubventioniert – zu einem Verlustgeschäft für die Bank.

Cherrypicking der FinTechs in der Wertschöpfungskette

FinTechs spezialisieren sich in der Regel auf die profitabelsten Teile der Wertschöpfungskette, die sich gut skalieren lassen. Dieser kleine Ausschnitt wird aus Kundensicht optimiert und automatisiert: Die Kunden erhalten einen Mehrwert und günstigere Preise.

Aufwändige, vor- und nachgelagerte Prozesse verbleiben bei den Banken – mit entsprechend dünnen Margen und hohen Kosten.

Zu geringe Geschwindigkeit beim Wandel zum Technologieunternehmen

Um in der digitalen Welt mitzuspielen, muss sich die Bank zu einem Technologieunternehmen transformieren. Dazu gehört neben dem technologischen Know-how der Mitarbeiter vor allem ein digitales Mindset in der Bank.

Konsequent umgesetzt, führt diese Anforderung zu einem massiven Umbau der Governance, Organisation und in den Zusammenarbeitsmodellen in der Bank.

Der Fokus liegt auf höheren Geschwindigkeiten, agilen Teams und neuen Methoden – hier wird es schwer, alle Mitarbeiter in den gewachsenen Strukturen für den kulturellen Wandel zu begeistern und auf den digitalen Weg mitzunehmen.

Me-too-Angebote ohne Innovation

Auch der Aktionismus von Banken birgt Risiken: Um nichts zu verpassen, werden aufkommende Angebote am Markt mehr oder weniger 1:1 kopiert. So ist die Bank zwar überall dabei, aber nirgendwo exklusiv positioniert und setzt wenig Impulse im Markt.  Es besteht die Gefahr, sich zu verzetteln.

Ein neues Produkt muss erheblich besser sein als die bestehenden Angebote, um den Markt zu überzeugen. Mehr Innovation als me too führt zum Erfolg.

Cyber Risiken als zunehmende Bedrohung

Eines der größten Assets, das eine Bank besitzt, ist das Vertrauen ihrer Kunden in die Sicherheit und Vertraulichkeit ihrer Daten. Damit heben sich die Banken weiterhin von Technologieunternehmen und Plattformen ab.

Doch dieses Vertrauen ist jeden Tag mehr in Gefahr. Je digitaler die Branche wird, desto stärker nehmen die Cyber-Angriffe nehmen zu. Der Wunsch der Kunden nach höherer Convenience erhöht das Risiko weiter – fast die Hälfte der Banken nimmt steigende Cyber-Risiken in Kauf, um Kunden bequemere Prozesse und Aktionen zu ermöglichen.


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Über den Autor

Stefan Lamprecht

Stefan Lamprecht ist Senior Director Banking der Sopra Steria SE. Der Bankkaufmann und Wirtschaftsingenieur begann seine Beraterkarriere 1993 bei Mummert + Partner. 2000 wurde er zum Partner ernannt und übernahm mehrere Führungspositionen. Er war unter anderem Leiter der internationalen Business Community Banking, Mitglied des Management Boards Banking und ist Geschäftsführer der österreichischen Tochtergesellschaft von Sopra Steria Consulting.

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