Die „neue Normalität“ als Folge der Corona-Krise verursacht in vielen Arbeits- und Lebensbereichen schnelle und dramatische Veränderungen. Um organisatorischen Burn-out zu vermeiden müssen Unternehmen das Tempo beherrschbar machen.
Das Tempo des Wandels war noch nie so schnell, aber es wird nie wieder so langsam sein. Justin Trudeau, Premierminister Kanada
Das Zitat entstand vor mehr als zwei Jahren, bevor COVID-19 alle Pläne bis zur Unkenntlichkeit veränderte und beschleunigte. In zahlreichen Studien der letzten Monate wurden vielfältige Beispiele genannt, wie die Pandemie das Verhalten von Konsumenten und die Abläufe und Geschäftsmodelle von Unternehmen verändert hat.
Vom Krisenmodus in die neue Normalität
Auch Banken und Sparkassen sind von diesem rapiden Wandel betroffen, sei es durch die Nutzung von Homeoffice durch Mitarbeiter oder die verstärkte Hinwendung von Kunden zum Online Banking. Die Bedeutung digitaler Kanäle bei der Kommunikation, beim Kundenservice sowie bei Marketing und Vertrieb hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Kreditinstitute mussten sich schneller als gedacht darauf einstellen und Strukturen und Abläufe anpassen.
In der Folge wurde bei vielen Instituten weniger auf Budgetbeschränkungen und Markterwartungen geachtet, sondern schnell und häufig entschieden und gehandelt. Mit hoher Energie wurden Prioritäten neu gesetzt. Manche Führungskräfte berichten davon, dass die Herausforderungen zu Beginn der Krisenzeit auf viele geradezu euphorisierend gewirkt haben. Man konnte endlich mal wieder zeigen, was man drauf hatte.
Vermeidung von organisatorischem Burn-out
Inzwischen ist dieses adrenalinreiche Tempo an einigen Stellen ins Stottern geraten. Entscheidungen geraten ins Stocken und werden komplexer. Die Krise veränderte sich von einer Notfallphase zu einem Zustand „neuer Normalität“. Die Probleme der ersten Tage sind erfolgreich abgearbeitet, aber die Krise an sich ist unverändert vorhanden.
Es wird immer schwieriger, das Krisentempo beizubehalten. Das Adrenalin lässt nach, aber es gibt keine Rückkehr zu alten Gewohnheiten. Die Veränderungen gehen weiter, ein Weg aus der Krise ist nicht erkennbar. Die Folge: Es fehlt plötzlich an Sinnstiftung. Manche sprechen von einem drohenden organisatorischen Burn-out bei Mitarbeitern wie Führungskräften.
Tempo des Wandels muss internalisiert werden
Die Unternehmensberatung McKinsey hat untersucht, wie nachhaltig das Tempo des Wandels ist und wie Unternehmen darauf reagieren sollten. Unternehmen die schnell neue Arbeitsweisen einführen, so die Erkenntnis, erkennen den Nutzen flacherer, nicht hierarchischer Strukturen und verfolgen zunehmend radikalere Ansätze für die Entscheidungsfindung und Arbeitsorganisation.
Ein auf Geschwindigkeit ausgelegtes Unternehmen kann eine schnellere Reaktionsfähigkeit auf Kunden und Markt und eine bessere Leistung in Bezug auf Kosteneffizienz, Umsatz und Kapitalrendite erzielen. Das schnelle Unternehmen habe auch einen höheren Sinn für Ziele und eine verbesserte organisatorische Gesundheit.
Neun Maßnahmen für mehr organisatorisches Tempo
Diese Ergebnisse sind möglich, aber nicht unvermeidlich. Während der Krise erzielte organisatorische Erfolge müssten fest in das neue Betriebsmodell eingebunden werden. Führungskräfte müssen sicherstellen, dass ihre Organisationen nicht zu alten Verhaltensweisen und Prozessen zurückkehren. Dies erfordert dauerhafte strukturelle Veränderungen, die die Geschwindigkeit auf eine Weise aufrechterhalten können, die die Mitarbeiter inspiriert und einbezieht.
Dynamischer Wandel, so die Erkenntnis der letzten Monate muss zum natürlichen Bestandteil erfolgreicher Organisationen werden, um diese nicht zu überfordern. McKinsey nennt dazu neun Maßnahmen die eine Freisetzung nachhaltiger Geschwindigkeit in Unternehmen ermöglichen sollen:
- Entscheidungsfindung beschleunigen und delegieren,
- Ausführungsqualität erhöhen,
- Außergewöhnliche Partnerschaften pflegen,
- Hierarchien abbauen,
- Agile, selbstbestimmte Teams einsetzen,
- Hybride Arbeit umfassend ermöglichen,
- Führungskräfte von morgen schon heute ausbilden,
- Lernen, wie man lernt,
- Rolle von CEOs und Führungskräften überdenken.