The New Way Of Work

Open Space Büros für Banken und Sparkassen

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Google & Co haben Erfolg, auch weil sie eine neue Art des „Miteinander arbeiten“ pflegen. Einige Banken wollen dem nacheifern, stoßen aber dabei schnell an Grenzen des Faktischen.

Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
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Als CEO einer mittelgroßen, regionalen Bank war Herr Schmidt ja schon einiges gewohnt. Aber was er nun von seinem Aufsichtsratsvorsitzenden hören musste, war seine Sache so gar nicht. Ein geringerer Charakter hätte wohl – zwar nur in einer ersten emotionalen Reaktion – mit kritischen Worten auf die Ankündigung seines Chefs reagiert. Aber nicht so der CEO, der in seinem abwechslungsreichen Berufsleben schon die eine oder andere brillante Idee als Sternschnuppe hatte verglühen sehen.

„Wir brauchen eine dramatische Veränderung, Herr Schmidt.“, konstatierte der Aufsichtsratschef. „Nichts Kosmetisches, kein hin- und herschieben von Kästchen in Organigrammen. Ich will echte Veränderung!“ Sein ernstes Gesicht deutete darauf hin, dass er gewillt war, diese Ankündigung mit allen Mitteln umzusetzen.

„Das ist natürlich keine Kritik an Ihnen oder Ihrem Team, wie ich gleich vorausschicken möchte.“

Das war es doch, und Schmidt wusste das. Trotzdem wartete er auf eine Konkretisierung des Anwurfes.

„Wir müssen in Bewegung bleiben, uns den heutigen und zukünftigen Anforderungen des Marktes anpassen.“

Wie zum Beweis für seine Agilität war er von seinem Schreibtisch aufgestanden und trat an die beeindruckende Glasfront seines riesigen Büros im obersten Stockwerk des Gebäudes. Die Aussicht hier war einzigartig. Kein Wunder, dass man mit diesem Überblick auch die größeren Zusammenhänge besser verstehen konnte.

„Wir brauchen den New Way Of Work. Und zwar sofort.“

Schmidt kannte dieses Phänomen der plötzlichen Inspiration gut. Er hatte es bei zahlreichen Kollegen und Vorgesetzen erlebt und war selbst ebenfalls schon in die eine oder andere Falle getappt.

Ging diese Inspiration am Ende wieder auf eine gesponserte Studienreise zurück? Wer glaubt, dieses subtile Instrument der Beeinflussung von Entscheidungsträgern sei in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts friedlich entschlummert, der war noch nicht auf Kosten eines Dienstleisters nach Peking gereist, um die dortigen Errungenschaften in Innovation und Produktentwicklung zu begutachten. Die Symptome nach solchen Studienreisen waren immer die gleichen: sprunghafter Anstieg der – ansonsten doch eher zurückhaltenden – Kreativität, Faszination für das Gesehene, gepaart mit dem Drang des Nachahmens.

Schmidt überlegte angestrengt. Welche ausgewöhnlichen Reisen waren denn in letzter Zeit beim Boss angestanden? Die Konferenz in London im Frühjahr? Die war zu lange her. Oder das Symposium zum Thema Compliance in Nizza im Sommer? Nein, die Auswirkungen dieser Weiterbildung hatten sie alle schon durch die Einschränkungen der Bewirtungsspesen zu spüren bekommen. Es musste etwas Zeitnahes gewesen sein. Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: der Besuch bei Google vor einem Monat.

Verdammtes Silicon Valley.

„Wissen Sie, warum moderne Unternehmen so erfolgreich sind, Schmidt?“

Schmidt wusste es, fiel aber auf den Trick mit der rhetorischen Frage nicht herein und wartete.

„Es ist der New Way Of Work, der sie so erfolgreich macht. Nehmen wir zum Beispiel irgendein innovatives Unternehmen und analysieren wir deren Erfolgsrezept.“ Der Aufsichtsratsboss blickte einem Feldherrn gleich aus dem Fenster, mit fest verschränkten Armen im Rücken, und entwickelte seine Vision.

Google Open Space Büro

Open Space Büros wie hier bei Google in Dublin dienen zunehmend auch Banken als Vorlage

„Mir fällt da spontan die Firma Google ein. Einfach nur so, als positives Beispiel, meine ich. Sie können aber auch gerne Facebook, Apple oder jede andere moderne Firma nehmen. Da kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Morgen ins Büro und suchen sich ihren Arbeitsplatz. Nichts mit fixen Schreibtischen und eigenen Büros. Flexibilität ist angesagt. Die Leute müssen raus aus ihrer Komfortzone.“

Auch diese Entwicklungen kannte Schmidt nur zu gut. Ein Mitbewerber hatte das „Open Space“-Konzept schon seit einigen Jahren umgesetzt und durchaus gemischte Erfahrungen damit gemacht. Große Teile der Belegschaft waren nun stetig auf Wanderung durch das Bürogebäude. Und würde es die neu geschaffenen Meeting-Points mit den Kaffee-Automaten, die mit Kommunikationswilligen überlaufen waren, nicht geben, die Führungskräfte wüssten nicht, wo sie ihre Mitarbeiter fänden. Die Mobilität innerhalb der Bank war zwar sprunghaft gestiegen, gleiches konnte man von der Produktivität leider nicht behaupten.

Schmidt war aufgestanden und gesellte sich zu seinem Chef ans Fenster.

„Tja, Sie werden das alles hier wohl sehr vermissen. Ich bewundere Sie für diese Entscheidung.“

„Wie jetzt, Schmidt? Wieso sollte ich mein Büro aufgeben?

„Nun, wie Sie schon so treffend ausführten, wir brauchen tatsächlich einen New Way Of Work. Ich habe bereits eine Arbeitsgruppe beauftragt, das einmal durchzurechnen.“

Erstaunt und besorgt wartete der Aufsichtsratsvorsitzende auf den Haken.

„Wir erziehen den größten Effekt, indem wir unseren Hauptsitz vom Zentrum in die Peripherie verlagern und dieses Gebäude verkaufen. Der Verkauf wird uns Hunderte Millionen bringen und der Neubau am Land wird nur einen Bruchteil kosten.“

Diesmal war es an Herrn Schmidt, die Hände energisch hinter dem Rücken zu verschränken und staatsmännisch in die Ferne zu blicken.

„Jeder wird wohl Opfer bringen müssen. Wie gesagt, dass Sie auf diesen Standort hier verzichten wollen,“ und Schmidt deutete mit seinem Kopf auf die beeindruckende Skyline, „das zeugt schon von Größe. Ich an Ihrer Stelle würde dieses Büro vermissen.“

Nicht ohne Vergnügen sah Herr Schmidt seinem Aufsichtsratsvorsitzenden beim Abwägen der Vor- und Nachteile seiner möglichen Handlungsoptionen zu.

„Und was, wenn wir nun dieses Gebäude behalten würden und ganz einfach nur die Zwischenwände der Büros entfernen? Sie und ihr Team würden natürlich weiter ihre Stockwerke unverändert behalten. Und auch die Aufsichtsräte, natürlich. “

„Tja, das ginge selbstverständlich. Auch das hat mein Team schon durchgerechnet. Leider ist dieser Ansatz mit all seinen notwendigen baulichen Veränderungen aber ziemlich teuer.“

Schmidt flüsterte die erkleckliche Summe der Kosten dem Chef ins Ohr.

„Hmm. Ja, das ist schon ein ziemliches Investment. Es wird schwierig, unseren Aktionären diesen Aufwand zu erklären. Sie wissen ja selbst, wie komplex das Konzept des New Way Of Work ist. Wir könnten ja bis zu meiner Wiederbestellung im nächsten Frühjahr warten und danach das Thema nochmals angehen, ja?“

Sein strenger Blick ruhte auf Herrn Schmidt und er fand seine Körperspannung und die strenge Stimme wieder.

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, gell? Aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wir ein Zeichen setzen, dass Veränderungen vor der Türe stehen und wir ein modernes, agiles, innovatives Unternehmen sind. Was halten Sie davon, wenn wir wenigstens den Teppich im Foyer austauschen? Gegen einen bunten, in den Google-Farben?“

„So gut wie erledigt, Chef!“, säuselte Herr Schmidt.

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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