Im Poker um die britischen Ausgleichszahlungen im Zuge des Brexit hat Theresa May das Angebot an die EU auf 42 Milliarden Euro verdoppelt. Allerdings stehen Forderungen zwischen 60 und 100 Milliarden Euro im Raum.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
May bietet Verdoppelung der Brexit-Zahlungen an
Die britische Regierungschefin Theresa May will laut eines Medienberichts von heute der Europäischen Union (EU) eine Ausgleichzahlung ihres Landes im Falle des Brexit in Höhe von rund 42 Milliarden Euro anbieten. Das wäre eine Verdoppelung der bisher genannten Summe. Die Premierministerin erhoffe sich durch das neue Angebot einen Start der Verhandlungen für ein Handelsabkommen in der ersten Dezemberwoche, hieß es. Die EU hatte bislang Zahlungen zwischen 60 Milliarden und 100 Milliarden Euro verlangt. Mark Carney, Gouverneur der britischen Notenbank Bank of England (BoE), kündigte an, die britische Wirtschaft vor den möglichen Folgen des Brexit schützen zu wollen. „Wir werden tun, was immer wir können, um die Wirtschaft in der Übergangsphase zu stützen – egal wie die Verhandlungen ausgehen, ob nun ohne Abkommen oder mit einer sehr umfassenden Vereinbarung“, sagte er. Der Notenbank-Chef betonte, dass allen Seiten klar sei, dass es zumindest eine Übergangsphase nach dem EU-Austritt geben müsse. Er sprach sich für eine umfassende und offene Handels- und Investitions-Partnerschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU aus. Die US-Großbank Goldman Sachs bestätigte heute einen Bericht, sie wolle wegen des Brexit mehrere AGs nach europäischem Recht (SE) gründen. „Im Rahmen der Planungen für den Fall eines harten Brexit gibt uns diese Struktur die nötige Flexibilität, um unsere Kunden weiterhin umfassend zu bedienen“, sagte eine Sprecherin. Nach Medieninformationen sollen drei neue Aktiengesellschaften in Frankfurt angesiedelt werden. Außer einer Dachgesellschaft und einer für das Wertpapierhandelsgeschäft soll es auch ein Nachfolgeunternehmen für die Goldman Sachs AG geben, in der bisher das deutsche Hauptgeschäft läuft.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Inflationsrate der Eurozone unter EZB-Zielwert
Die Teuerungsrate in der Eurozone ist im Oktober auf 1,4 Prozent gefallen, nach 1,5 Prozent im September. Das teilte heute die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Auch die Kerninflation – ohne Ausgaben für Energie, Lebens- und Genussmittel – ging zurück: von 1,1 auf 0,9 Prozent.
Praet: EZB noch nicht auf der Zielgeraden
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Meinung ihres Chefvolkswirts Peter Praet mit ihrer lockeren Geldpolitik noch nicht am Ziel. „Wir haben unsere Mission noch nicht erfüllt, und so müssen wir geduldig und beständig sein“, sagte er heute in Brüssel. Die beschlossenen Änderungen am Anleihe-Kaufprogramm würden aber eine stärkere Zuversicht widerspiegeln, dass sich die Inflation allmählich in Richtung der Zielmarke bewege.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Deutsche Lehman-Tochter: Gläubiger werden voll entschädigt.
- Gewinn der BayernLB gesunken.
- Bawag will in Deutschland wachsen.
- Kapitalerhöhung der Banca Carige geplatzt.
Was am wichtig wird
Am stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Am letzten Tag der 20. Euro Finance Week sprechen Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) und Bundesbank-Vorstandschef Jens Weidmann. Die Bankchefs John Cryan (Deutsche Bank), Martin Zielke (Commerzbank) und Jean Lemierre (BNP Paribas) diskutieren über die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Banken.
- In Brüssel trifft sich der EU-Ministerrat für Wirtschaft und Finanzen.
- Die Weltklimakonferenz in Bonn geht zu Ende.