In den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs im Jahr 1976 brachen Bankräuber in die britische Bank des Nahen Ostens ein. Ihnen fiel eine Beute von umgerechnet 20 bis 50 Millionen US-Dollar in die Hände. Bis heute ranken sich viele Spekulationen um die Tat.
1976 herrschte Bürgerkrieg im Libanon. Nach neun Monaten heftiger Kämpfe war die Hauptstadt Beirut in einen muslimischen Westen und einen christlichen Osten geteilt. Dazwischen verlief das menschenleere Niemandsland der Grünen Linie. Die Rue Riad al-Solh – bekannt als Bank Street und das Finanzviertel der Stadt – lag im Herzen dieses Niemandslandes. Das British Bank of The Middle East (Ein Teil der HSBC-Gruppe) befand sich in der Nähe der Kreuzung der Rue Riad al-Solh mit dem Place de l’Etoile, einem Ort mit zerstörten und gesprengten Ladenfronten und Büros.
Unglaublicherweise war die Bank immer noch betriebsbereit, wenn auch auf Ad-hoc-Basis. Und in einem angeblich uneinnehmbaren Tresor befanden sich über 25 Millionen Pfund Sterling – das entspricht heute 100 Millionen Pfund Sterling.
Von der Kirche in die Bank
Am Dienstag, den 20. Januar 1976 beschloss eine Gruppe von Bankräubern, aus der Verwirrung Kapital zu schlagen. Bei einem der dreistesten Raubüberfälle aller Zeiten durchbrach die Bande mit Sprengstoff die Mauer einer katholischen Kirche und drang so in die benachbarte British Bank of the Middle East ein. Sie brachten anscheinend professionelle Schlosser mit, um den Tresor aufzubrechen.
Die Räuber machten sich mit Bargeld, Aktien, Goldbarren, Juwelen und anderen Wertsachen im Wert von 20 bis 50 Millionen Dollar davon. Sie brauchten zwei Tage, um die Beute zu verladen.
Täter unbekannt – Beute verschwunden
Bis heute ranken sich Gerüchte um den Bankraub. Die christlichen Kräfte machten die muslimischen Milizen verantwortlich und behaupteten, dass die Marxistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) dahinterstecke. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) und die DFLP sollen demnach in der Folge einen ständigen Kampf um die Kontrolle über die Beute der Bank geführt haben. Die Muslime ihrerseits machen die christlichen Phalangisten für die Durchführung des Überfalls verantwortlich.
Nachdem bis heute weder die Beute gefunden noch jemand festgenommen wurde, tauchten eine Vielzahl von Theorien darüber auf, wer die unbekannten Räuber gewesen sein könnten.
- Die erste deutete darauf hin, dass die muslimischen und christlichen Feinde eine Vereinbarung getroffen hatten, um den Raub gemeinsam durchzuführen.
- Die zweite Theorie behauptete, die Muslime hätten sich mit Verbrechern der korsischen oder sizilianischen Mafia zusammengeschlossen.
- Nach einer dritten Theorie verübte die britische Eliteeinheit SAS den Einbruch.
- Weitere behaupteten wahlweise, die russische Mafia, der israelische Geheimdienst, der Mossad oder sogar die IRA seien verantwortlich.
- Gerüchten zufolge soll sogar die benachbarte Kirche beteiligt gewesen sein.
Bis heute gibt es zwar viele Theorien, aber keinerlei Beweise für die Richtigkeit der einen oder der anderen. Für die Verantwortlichen scheint es das perfekte Verbrechen gewesen zu sein.