Großbritanniens berüchtigster Banküberfall war ein Insider-Job. Im Jahr 1983 verübte eine Verbrecherbande einen brutalen Überfall auf ein Lager der Sicherheitsfirma Brink’s-Mat in London-Heathrow. Der Diebstahl hatte weltweite Folgen.
Am Morgen des 26. November 1983 – einem Samstag – kurz nach Schichtbeginn um 6:30 Uhr ließ ein Sicherheitsbeamter von Brink’s-Mat namens Anthony Black eine sechsköpfige bewaffnete Gruppe von Räubern in das Lagerhaus des Unternehmens in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow. Sie übergossen die anderen Wachen mit Benzin und drohten damit, sie anzuzünden, falls sie nicht kooperierten.
Das Lagerhaus galt als eines der sichersten der Welt. Der Raum, in dem sich die Tresore befanden, war durch eine Sicherheitstür verschlossen. Zwei Zahlenkombinationen waren nötig, um sie zu öffnen. Und nur zwei Wachmänner kannten je einen Code. Ähnlich waren auch die Safes selbst gesichert
Die Diebe aber wussten, welche zwei Wachmänner sie brauchten, um an die Beute zu gelangen. Black hatte es ihnen zuvor verraten. So kamen sie an den Code des Safes.
Mehr als nur Geld
Schnell wurde den Gangstern klar, dass das Lager nicht nur viel Geld, sondern auch Gold- und Platinbarren, Travelerschecks sowie Diamanten enthielt. Sie brauchten fast zwei Stunden, um das Diebesgut zu verladen. Nachdem sie alles verladen hatten, wünschten sie den gefesselten Wachleuten frohe Weihnachten und verschwanden.
Die Polizei wurde erst nach dem nächsten Wachwechsel alarmiert. Da waren die Täter längst über alle Berge. Die Beute betrug umgerechnet 41 Millionen Dollar. Ein Teil davon waren 6.800 Goldbarren. Der Kleinbus, mit dem die Täter entkamen, hatte Schwierigkeiten, die mehr als drei Tonnen schwere Last zu transportieren.
Der Goldpreis stieg als Folge des Raubs
Der dreiste Raub trieb den Goldpreis pro Feinunze in den kommenden Tagen kräftig in die Höhe. Er stieg von 376,10 US Dollar am Tag zuvor auf 394,25 US Dollar am Montag nach der Tat und in den Tagen danach auf über 400 US Dollar an.
Ein Insiderjob
Die ermittelnden Beamten merkten sehr schnell, dass bei der Tat ein Insider beteiligt gewesen sein musste. Man ließ die sechs Wachleute den Überfall nachspielen. Dabei verriet sich Anthony Black, dessen Schwester zudem mit einem bekannten Kriminellen verheiratet war, der am Überfall beteiligt war.
Black gestand und konnte die Namen von zwei Mittätern verraten. Einer davon hatte sich kurz nach dem Überfall eine Villa gekauft und zwei Rottweiler zugelegt, die er Brinks und Matt nannte. Total unauffällig also!
Das Gold ist weg
Die vier anderen Räuber wurden nicht gefasst und nur ein kleiner Teil der Beute konnte sichergestellt werden. Vor allem das Gold wurde nicht gefunden. Es wurde vermutlich eingeschmolzen und so dem legalen Goldmarkt wieder zugeführt.
Kuriosum am Rande: Bei einer Razzia in Wien konnten Goldbarren mit den Seriennummern der bei Brink’s-Mat gestohlenen Barren sichergestellt werden. Diese erwiesen sich jedoch als Fälschung.