In lockerer Folge berichte ich von den Highlights der Finovate 2012. Heute über Cardlytics, die ein wirklich spannendes Coupon System für Banken präsentiert haben, das eine klassische Win-Win-Option verspricht.
Hintergrund
Händlerfinanzierte Bonusprogramme sind einer der aktuellen Wachstumsmärkte in den USA. So prognostiziert die Altimeter Group in einer aktuellen Studie fast eine Vervierfachung der damit verbundenen Erträge von 0,7 Mrd. US $ (2011) auf 3,5 Mrd. US $ (2015). Auch andere Analysten sehen für diesen Bereich großes Potential.
Worum es geht
Grundsätzlich geht es dabei um die Erhöhung der Kundenbindung im Einzelhandel durch Rabatt- und Treueangebote. Ein bekanntes Beispiel ist Groupon. Dabei stellen sich grundsätzlich zwei Herausforderungen:
- Wie finde ich die richtigen Kunden für mein Angebot?
- Wie schaffe ich tatsächlich eine höhere Kundenbindung?
Einbindung ins Banking
Auf beide Fragen könnten Banken grundsätzlich eine Antwort finden, da sämtliche Informationen über Zahlungsströme der Kunden und damit auch über ihr Konsumverhalten im Girokonto zusammenlaufen. In den USA ist dank deutlich niedrigerer Bargeldverwendung die Aussagekraft deutlich höher als bei uns, wo z.B. der Burger und viele andere Einkäufe noch weitgehend bar bezahlt werden. Aber auch hierzulande steigt ja die Verwendung von Karten.
Cardlytics hat bei einigen amerikanischen Banken bereits seit geraumer Zeit ein System im Einsatz, das es den Einzelhändlern ermöglich, bestehenden Kunden besondere Angebote zu unterbreiten und darüber hinaus den Banken eine neue Ertragsquelle erschließt.
Die Angebote der Einzelhändler werden direkt beim jeweiligen Umsatz in der Kontoübersicht des Kunden angezeigt. Der Kunde entscheidet, ob er das Angebot annehmen will, dann lädt er es einfach auf seine Kredit- oder Debitkarte und kann es beim nächsten Einkauf einsetzen. Die so erzielten Einsparungen werden zusätzlich im Online Banking angezeigt.
Schauen Sie sich einmal das folgende Video an, um einen Überblick zu erhalten:
Vorteile für die Bank
Zusätzliche Erträge
Nur bei einem tatsächlichen Umsatz erhält Cardlytics (und die Bank) einen Anteil davon, in der Regel jeweils fünf Prozent. In den USA liegen die durchschnittlichen Einsparungen pro Kunde p.a. zwischen 100 und 200 US $. Selbst wenn der Umsatz dabei nur in gleicher Höhe liegen würde, entspräche dies einem jährlichen Zusatzertrag von 5 Euro pro Kunde. Für eine durchschnittliche Sparkasse würde dies schon 500.000 Euro Zusatzertrag p.a. bedeuten.
Steigende Kundenbindung
Die Kundenbindung wirkt nicht nur für den Einzelhändler. Der Kunde nimmt den Mehrwert in seinem Online Banking wahr und damit als einen Mehrwert, den ihm seine Bank verschafft hat. Dies wirkt sich positiv auf die Kundenzufriedenheit wie auch auf die Kundenbindung aus.
Einfachheit
Die Rabatte werden direkt auf der Bankkarte gespeichert und beim Einkauf automatisch eingesetzt. Somit gibt es kaum zusätzlichen Verwaltungsaufwand, keine auszudruckenden Gutscheine oder Codes die eingegeben werden müssen.
Fazit
Das von Cardalytics angebotene System ist genial. Es bietet auf einfache Art und Weise ein Loyalitätsprogramm für Banken, das dazu geeignet ist, die Kunden zu begeistern. Und nicht nur das, es wird komplett vom Einzelhandel finanziert und generiert echte Zusatzerträge für Banken. Gerade für Regionalinstitute sehe ich gute Chancen, hier zu punkten. Sie verfügen über guten Kontakt zu lokalen Einzelhändlern, für die Ketten und Internet eine echte Bedrohung darstellen und die mit einem solchen Treueprogramm ebenfalls bei ihren Kunden punkten könnten.
Diskutieren Sie mit
Was meinen Sie zu diesem tollen neuen Kundenbindungsinstrument? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
2 Kommentare
Ein guter Artikel! Cardlytics ist tatsächlich vorteilhaft für die Bank und für den Kunden. Es gibt doch noch eine Unsicherheit: von der Transaktionsgeschichte ist es nicht unbedingt eindeutig, wofür der Kunde sein Geld im Tesco zum Beispiel ausgegeben hat. Aber PFM könnte noch dieses Service schön ergänzen: mit Hilfe dieses Tools hatte die Bank ganz genaue Information über die Ausgaben der Kunden, und konnte die Angebote genauer anbieten.
Offermatic bietet ein ähnliches Service wie Cardlytics an. Beide Anbieter benutzen die Transaktionsgeschichte der Kunden, jedoch Cardlytics ist ein Produkt für die Banken, und Offermatic ist eine Dienstleistung direkt für die Kunden. Hier muss der Kunde seine Transaktionsgeschichte an Offermatic Webseite aufladen.
In der Tat würde eine Kombination von PFM und Transaktionsmarketing sehr viel Sinn ergeben