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Aktuelle Trends im Retail Banking

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In den kommenden Jahren werden neue Entwicklungen die Bankenwelt aufmischen – von Super-Apps über Conversational Banking bis hin zu neuen Partnerschaften. Ein Blick über die Grenzen zeigt, auf welche Trends sich die Branche im Retail Banking gefasst machen muss.

Internationale Trends verändern das Retail Banking

Die Spielräume für neue digitale Trends im Retail Banking sind groß.

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Das Vertrauen der Verbraucher in Banken und Sparkassen ist hierzulande seit jeher hoch – insbesondere, wenn es um Fragen des Datenschutzes geht, schneiden deutsche Finanzdienstleister im Vergleich zur „digital economy“ traditionell besser ab. Ein Vertrauensvorsprung, der durch die Einführung der DSGVO weiter ausgebaut werden konnte.

Aber wird er auch ausreichend genutzt? Der Blick in andere Märkte – vor allem nach Fernost – zeigt, dass es reichlich Spielraum für neue digitale Geschäftsmodelle gibt. Auch in den kommenden Jahren werden neue Entwicklungen die Bankenwelt aufmischen. Banken hierzulande sollten also die Chance nutzen, aktuelle Trendtechnologien für sich evaluieren und im Idealfall für besseren Kundenservice nutzen.

Von Super-Apps bis Internet of Things

Retail Banking wird so stark von technologischen Neuerungen beeinflusst wie kaum ein anderer Banking-Zweig. Vor allem Entwicklungen rund um mobile und smarte Devices werden immer dynamischer und vielschichtiger.

Ein chancenreicher Trend, der aus Mobile-First-Regionen auch nach Europa schwappt, sind Super-Apps. Sie vereinen mehrere Funktionen unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche, beispielsweise Messaging (ähnlich WhatsApp), Social Media (ähnlich Facebook), Marketplaces (ähnlich eBay) und Services (ähnlich Uber).

Das chinesische WeChat von Tencent ist das Paradebeispiel dieser Alleskönner und hat mit über 1,15 Milliarden monatlicher Nutzer (Statista, Q3 2019) eine Signalwirkung weit über seinen Kernmarkt hinaus. Mit seinen eigens ins Leben gerufenen Diensten WePay und WeBank bietet Tencent auch essenzielle Payment- und Banking-Funktionen an und findet nicht nur Nutzer, sondern auch Nachahmer auf der ganzen Welt – zu den bekanntesten gehören Apple Pay, Google Pay oder Alipay.

Erst vor kurzem hat Facebook ebenfalls seinen eigenen Bezahldienst Facebook Pay eingeführt und auch Google hat angekündigt, in Kooperation mit der Citigroup eigene Girokonten anbieten zu wollen – die ersten Schritte in Richtung westliche Super-Apps ist bereits getan.

Banken müssen nun Strategien entwickeln, wie sie an dieser Entwicklung partizipieren können. An Fahrt nehmen auch Internet of Things und die Nutzung von sprachbasierten Assistenten wie Amazon Alexa auf. In immer mehr Haushalten sind smarte Geräte zu finden, die nicht nur ein neuartiges Interface für zahlreiche Banking-Funktionen bieten, sondern auch Conversational Banking in greifbare Nähe rücken.

Zwischen Konsolidierung und Partnerschaften

Mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts stehen etablierte Geldinstitute vor der Entscheidung: Sie können entweder Innovationen vorantreiben und ihr Businessmodell erneuern, um zukunftsweisende Services und Produkte anzubieten und maßgeblich an der Wertschöpfungskette teilzuhaben oder sich als ein im Hintergrund agierender Versorger positionieren. In beiden Fällen ist die Partnerschaft mit Innovationstreibern und FinTechs der Schlüssel zum Erfolg – auf der einen Seite Branchenexpertise und Vertrauenswürdigkeit des Finanzinstituts, auf der anderen Seite Agilität und Disruptionskraft des digitalen Konterparts.

Auch in puncto Regulatorik bringen spezialisierte RegTechs mehr Bewegung in die Branche. Challenger-Banken nutzen bereits häufig die cloudbasierten Technologien für die Legitimationsprüfung von Neukunden (KYC), die Kundenverifizierung und andere regulatorische Anforderungen. Um Kosten gering zu halten und insbesondere das Onboarding von Neukunden zu vereinfachen, werden im kommenden Jahr mehr und mehr Banken die Vorzüge erkennen und mit RegTechs kooperieren.

Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass sich die Bankenlandschaft neu formiert. Denn während etablierte Geldinstitute neue digitale Angebote auf den Markt bringen und gegenüber Challenger-Banken wieder Boden gutmachen, betreten immer noch weitere Akteure die Bühne, um im Kampf um Kunden mitzumischen. Doch Neukundenakquise ist kostspielig und nicht jeder neue Player wird sich im Wettbewerb behaupten können. Eine Konsolidierung unter den Challenger-Banken oder die Übernahme durch Traditionshäuser ist deswegen sehr wahrscheinlich.

Von Datensilos zu Data Intelligence

Um all dem zu begegnen, ist es für Banken entscheidend, auch die letzten Datensilos niederzureißen. Nur wer einen ganzheitlichen Überblick über alle zur Verfügung stehenden Kundeninformationen gewinnt und diese mit Data Intelligence sinnvoll miteinander verknüpft, kann auch personalisierte Angebote unterbreiten. Sie heben die Customer Experience auf ein neues Level und sind ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Challenger-Banken und FinTechs sind in diesem Bereich bereits aktiv und nun gilt es auch für konventionelle Finanzinstitute, den Datenschatz zu heben und Kunden mit relevanten Angeboten zu überzeugen. Denn nur wer sich als feste Größe im Alltag seiner Kunden verankern kann und auf der Basis von validen Daten fundierte Entscheidungen trifft, kann sein Business zukunftssicher aufstellen.

Über den Autor

Achim Thienel

Achim Thienel ist Product Manager für Core Banking und Cloud bei Finastra sowie Geschäftsführer der Finastra International GmbH in Frankfurt und u.a. verantwortlich für Kernbankenlösungen.

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