Im Zuge der digitalen Transformation der Finanzbranche hört man häufiger von einer vermeintlichen Bedrohung durch eine „Uberisierung der Bankbranche“. Die dafür genannten Argumente sind jedoch weder wirklich neu noch zutreffend.
In Vorträgen oder Artikeln zu den Themen Innovation und FinTech hört bzw. liest man häufig von der Uberisierung der Banken. Neue Wettbewerber würden für eine disruptive Bedrohung der Branche sorgen und die Geschäftsmodelle der etablierten Institute damit ins Abseits (d)rücken.
In diesem Zusammenhang werden meist drei vermeintlich neue Trends genannt:
- Unternehmen benötigten keine eigene Assets mehr: Uber hat keine eigenen Autos, Airbnb keine eigenen Wohnungen, Facebook keinen eigenen Content usw.
- Peer-to-Peer würde zum Standard werden: Kunden gehen geschäftliche Beziehungen unter Umgehung von Zwischeninstanzen direkt miteinander ein.
- Der Shared Economy gehöre die Zukunft: Menschen erwerben an bestimmten Dingen kein Eigentum mehr, sondern teilen sich lediglich die Nutzung daran.
Nicht wirklich neu
Diese Trends sind in einigen Bereichen tatsächlich erkennbar, jedoch keineswegs so neu, wie sie immer dargestellt werden. Schon bislang hat längst nicht jede Taxizentrale eigene Taxis. Viele Zeitschriften arbeiten ohne eigene „schreibende“ Redaktion und führen stattdessen Autoren zusammen und publizieren deren Content. Nutzungsanteile an Ferienwohnungen gibt es bereits seit den 70er Jahren. Und wer Urlaub in einer Ferienwohnung schätzt, weiß, dass auch in diesem Bereich viele Vermittler tätig sind, die keine eigenen Wohnungen besitzen. Neu sind z.B. Car-Sharing-Modelle wie Car2Go, DriveNow oder andere, die vor allem durch Hersteller in großen Städten angeboten werden. Ähnliches gibt es für Fahrräder. Sharing-Modelle für Kleidung, Bücher oder andere Dinge des Alltags fristen dagegen bislang ein Schattendasein.
Für alte und neue Anbieter hinzugekommen ist das Internet als Vermarktungskanal, insbesondere in seiner mobilen Ausprägung auf dem Smartphone. Dies allein ist jedoch in den wenigsten Fällen wirklich disruptiv. Denn auch neue Vertriebskanäle entstehen immer wieder. Man denke für den Bankbereich nur an BTX, WAP, Fax, Mobiler Vertrieb oder Call Center. Einige davon gehören inzwischen schon wieder der Vergangenheit an.
Insofern sind Unternehmen wie Uber oder Airbnb weder große Innovatoren noch große Disruptoren. Sie befriedigen einfach Nachfrage im Markt auf einem eigenen Weg mit einer anderen Vertriebsstrategie als ihre Wettbewerber.
Bankgeschäft ist Transformationsgeschäft
Das Bankgeschäft fußt seit jeher im Wesentlichen auf den folgenden vier Säulen:
- Aufbewahrung von Werten (Einlagen- und Depotgeschäft).
- Vorfinanzierung von Werten (Kreditgeschäft).
- Vermittlung des Transports von Werten (Zahlungsverkehr).
- Vermehrung von Werten (Geld- und Kapitalanlage).
So wie Airbnb keine eigenen Wohnungen als Leistung anbietet, bieten Banken und Sparkassen auch kein eigenes Geld als Leistung an. Sie helfen vielmehr ihren Kunden dabei, deren Geld besser zu verwalten. Sie stellen dafür „Werkzeuge“ bereit, die dazu dienen, Geld zu transferieren (Zahlungsverkehr), zur Verfügung zu stellen (Kredit) oder aufzubewahren (Konto) oder zu vermehren (Sparen und Anlegen).
Und Banken dienen ihren Kunden – wie im Übrigen auch Uber oder Airbnb – als zwischengeschaltete Instanz um Angebot und Nachfrage in den Märkten in Übereinstimmung zu bringen (Transformation).
Neue Wettbewerber alleine begründen noch keine Disruption
Die seit einigen Jahren im Markt auftretenden FinTech-Unternehmen bieten ebenfalls Leistungen an, die auf den genannten vier Säulen aufbauen. Sie nutzen dabei aber vor allem digitale Kanäle und ihre Leistungen sind meist einfacher, schöner, schneller und/oder kostengünstiger als die der Banken. Das alleine macht sie noch lange nicht disruptiv, denn auch die etablierten Institute bieten schon seit langem Leistungen über das Internet an.
Matthias Kröner, Gründer und CEO der Fidorbank hatte völlig recht, als er kürzlich sagte, dass FinTechs weder relevant noch disruptiv sind. Neue Wettbewerber gab es schon immer im Finanzwesen. Wirklich disruptiv waren die wenigsten. Mir fallen eigentlich nur die Direktbanken ein. Andere haben „nur“ den Wettbewerbsdruck erhöht, was zwar auch weh tut, aber in einer Marktwirtschaft völlig normal ist. Von Uber jedenfalls können Wettbewerber im Banking jedenfalls wenig Neues lernen.