„Unser Fokus bleibt auf dem Privatkundengeschäft“

Gespräch mit Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken

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Die elf Sparda-Banken haben vor kurzem beschlossen, in der IT getrennte Wege zu gehen. Das dürfte nicht ohne Auswirkungen auf die Geschäftspolitik bleiben. Über die zukünftigen Herausforderungen habe ich mit Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken gesprochen.

Zur Zukunft der Sparda-Banken

Über die Zukunft der Sparda-Banken, nach der Entscheidung in der der IT getrennte Wege zu gehen.

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Die Sparda-Gruppe geht – zumindest in der IT – zukünftig getrennte Wege. Die Sparda-Bank Berlin ist bereits im vergangenen Jahr zur Fiducia & GAD IT AG gewechselt, Hannover, Südwest und Hamburg werden folgen. Die anderen sieben (Augsburg, Baden-Württemberg, Hessen, München, Nürnberg, Ostbayern und West) gründen eine gemeinsame Gesellschaft mit Sopra Steria. Die bisherige SDV-IT eG wird dazu mit der – bereits gegründeten – neuen Sopra Financial Technology GmbH verschmolzen. Sparda-Banken halten daran künftig 49 Prozent der Anteile, Sopra Steria hält 51 Prozent. Die Sparda-Banken sind also sowohl Gesellschafter als auch Kunden. Der Vertrag läuft bis 2032 und die neue Gesellschaft soll bis dahin einen kumulierten Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erwirtschaften.

Die Sopra-Gruppe möchte sich mit dem Joint Venture strategisch im deutschen Markt positionieren. Dies schließt ausdrücklich mit ein, in Zukunft weitere Institute – insbesondere aus dem deutschen Bankenmittelstand – als Kunden für die Sopra Financial Technology GmbH zu gewinnen. Hierzu soll – neben den bisherigen Leistungen der SDV-IT eG – insbesondere das Kernbankensystem „Sopra Banking Platform“ am Markt angeboten und stetig weiterentwickelt werden.

Von der IT zur strategischen Perspektive

Vordergründig geht es nur um die IT. Tatsächlich werden es die zukünftig unterschiedlichen Systeme der Gruppe schwerer machen, einheitliche geschäftspolitische Standards aufrechtzuerhalten. Während sich die einen weiterhin auf das Privatkundengeschäft fokussieren, ergeben sich für die zur Fiducia & GAD Wechselnden vollkommen neue strategische Perspektiven, wie z.B. Angebote für Geschäfts- und Firmenkunden oder die vereinfachte Option mit einer „normalen“ Genossenschaftsbank zu fusionieren.

Interview mit Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken

Über die aktuelle Situation und Perspektiven der Sparda-Banken habe ich mich mit Florian Rentsch unterhalten. Er ist seit Juli 2017 Vorsitzender des Vorstands des Verbands der Sparda-Banken e.V. Zuvor war er Mitglied des Hessischen Landtags und von 2012 bis 2014 Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung. In dieser Funktion war er unter anderem für den Finanzplatz Frankfurt sowie die Börsenaufsicht verantwortlich.

Florian Rentsch - Sparda-Banken

Florian Rentsch ist Vorsitzender des Vorstands des Verbands der Sparda-Banken e.V.

Die Rahmenbedingungen im Privatkundengeschäft haben sich geändert

Der Bank Blog: Bislang lautete das Motto der elf deutschen Sparda-Banken „Gemeinsam mehr als eine Bank“. Zumindest nach Außen konnte man sich mit dem Fokus auf Privatkunden und dem kostenlosen Girokonto als geschlossene Bankengruppe mit einheitlicher Geschäftsphilosophie positionieren. Ist es damit jetzt vorbei?

Florian Rentsch: Nein, in keiner Weise. Wir merken natürlich, dass die aktuellen Entwicklungen in der Finanzbranche große Herausforderungen für uns mit sich bringen. Die Sparda-Gruppe hat es in vielen Jahren geschafft, ein profitables Privatkundengeschäft zu etablieren. Die derzeitige Zinssituation, die zunehmende Regulatorik und veränderte Wettbewerbsbedingungen veranlassen uns, strategisch zu prüfen, wie wir den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen können. Dazu gehören Konsolidierungsoptionen, die Suche nach neuen Ertragsquellen sowie die Prüfung gemeinsamer Arbeitsfelder.

Nun haben sich die Banken zu unterschiedlichen IT-Strategien entschieden. Ursprünglich hatte die Gruppe fünf Rechenzentren, dann lange Zeit eines und zukünftig zwei. Durch die zukünftige Öffnung der IT-Systeme über Schnittstellen werden sich die starren Strukturen ohnehin aufweichen. Insofern werden wir diese für uns neue Situation sicherlich gut managen können.

Die Einführung von Kontoführungsgebühren kam nicht überraschend

Der Bank Blog: Nehmen wir mal das Beispiel Preise. Inzwischen sind die meisten Ihrer Institute vom kostenlosen Girokonto abgerückt.

Florian Rentsch: Die Rahmenbedingungen im Privatkundengeschäft sind nicht mehr die, wie wir sie konstant über lange Zeit gewohnt waren. Nicht nur wir, auch andere Banken müssen darüber nachdenken, was man tun kann, wenn die Einnahmen sinken. Bei uns kommt noch der Passivüberhang hinzu, der es in der derzeitigen Zinssituation nicht einfacher macht.

Sparda steht zwar sehr stark für das kostenlose Girokonto und die meisten Sparda-Banken bieten unverändert kostenfreie Kontomodelle an. Dennoch ist die zunehmende Einführung von Kontoführungsgebühren kein überraschender Schritt. Dort wo sie erhoben werden, geschieht das sehr moderat und wurde in der Regel von unseren Mitgliedern und unseren Kunden verstanden und akzeptiert.

Wir sind eine föderal strukturierte Gruppe mit selbständigen Mitgliederbanken

Der Bank Blog: In Ihren Ausblicken für die Sparda-Gruppe der letzten beiden Jahre hier im Bank Blog nahmen Digitalisierungsthemen einen wichtigen Raum ein. Ohne gemeinsame IT-Plattform dürfte es künftig deutlich schwerer werden, hierbei gemeinsam voran zu kommen.

Florian Rentsch: Es wird sich zeigen, ob beide IT-Partner in der Lage sein werden, die gemeinsame Idee der Sparda-Banken zu realisieren. Ich sehe dafür aber gute Voraussetzungen. Sopra kommt ohnehin aus einer anderen Struktur, aber auch die Fiducia ist dabei, ihre Systeme zu öffnen und über APIs durchlässiger zu gestalten.

Die IT-Strategie wird nicht wie in früheren Zeiten vom IT-Anbieter vorgenommen, sondern wir als Gruppe werden sorgfältig prüfen, ob wir z.B. externe Leistungen einkaufen. Ein FinTech kann heute über Schnittstellen viel besser eingebunden werden, als das früher der Fall war.

Natürlich wäre ein IT-Anbieter für den Verband formal einfacher. Aber wir sind nun mal eine föderal strukturierte Gruppe mit selbständigen Mitgliedsbanken, die eigene Geschäftsstrategien haben. In den letzten Jahren sind die Philosophieunterschiede deutlich größer geworden gegenüber einer früher stärkeren Einheitlichkeit – auch aufgrund regionaler Unterschiede, auf die unsere Banken reagieren mussten.

Als Verband organisieren wir einen Wettbewerb der guten Ideen und bieten eine Plattform für deren Austausch. Bisher hat das immer gut funktioniert und ich sehe keinen Grund, warum das zukünftig nicht mehr der Fall sein sollte.

Der Bank Blog: Auch für die gemeinsamen Tochtergesellschaften Summacom und Sparda-Consult wird das Leben mit zwei IT-Systemen nicht einfacher. Zudem verursachen unterschiedliche Systeme höhere Kosten. Wie lange wird es diese gemeinsamen Unternehmen noch geben?

Florian Rentsch: Die beiden Gesellschaften sind nicht zu vergleichen und haben unterschiedliche Gesellschafterkreise, die jeweils für sich diese Frage beantworten müssen. Es ist keine Aufgabe des Verbandes, sich darüber Gedanken zu machen. Wir als Verband müssen Leistungen und Strukturen anbieten, die von unseren Mitgliedern nachgefragt werden.

Das Geschäft mit Privatkunden bleibt unser Hauptfokus

Der Bank Blog: Den Sparda-Banken bei Fiducia wird es zukünftig technisch möglich sein, auch Firmen- und Geschäftskunden zu bedienen. Aus der Sparda-Bank Berlin war bereits zu hören, dass man über eine solche Erweiterung des Kundenfokus nachdenkt. Wie stehen Sie dazu?

Florian Rentsch: Das sind Opportunitäten, dies es zu prüfen gilt. Bei den Fiducia-Banken besteht die technische Möglichkeit, das Geschäftsmodell zu erweitern. Das wird bei den Sopra-Banken nicht viel anders sein, da Sopra eine Technologie anbietet, die – von den Autobanken kommend – auch Firmenkundenstrukturen aufweist.

Unter den Sparda-Banken besteht allerdings Konsens, dass das einfache, transparente und zielgerichtete Geschäft mit Privatkunden weiterhin der Hauptfokus ist.

Der Bank Blog: Eine gemeinsame IT macht es auch deutlich einfacher, dass eine Sparda-Bank mit einer anderen Genossenschaftsbank fusioniert. Wann erwarten Sie den ersten derartigen Zusammenschluss?

Florian Rentsch: Das wird eher von Außen als Möglichkeit betrachtet. Derzeit sehe ich einen solchen Wunsch weder auf der einen, noch auf der anderen Seite.

Wir wollen das Thema „Genossenschaft“ neu interpretieren

Der Bank Blog: Wie lautet zukünftig das verbindende Element der Sparda-Banken, das sie im Markt von anderen Banken, insbesondere auch von den Volks- und Raiffeisenbanken differenziert?

Florian Rentsch: Wir sind die genossenschaftlich organisierte Bank mit der größten Nähe zu unseren preisbewussten Kunden. Wir denken derzeit aber darüber nach, wie das Thema „Genossenschaft“ neu interpretiert und stärker mit Leben gefüllt werden kann.

Die Sparda-Bank Berlin z.B. hat mit Blok O in Frankfurt a.d.O. ein neues Filialkonzept als Coworking-Space eingeführt. Mit solch spannenden Projekten und Modellen haben wir sicherlich gute Chancen für eine erfolgreiche Zukunft.

Der Vorteil der Sparda-Banken ist es, sehr viel schneller sein zu können, als große Verbünde, die für Entscheidungen und deren Umsetzungen in der Regel deutlich mehr Zeit benötigen. Das wird auch in Zukunft ein Wettbewerbsvorteil für uns sein, setzt aber immer voraus, dass sich alle einig sind. Und trotz der Unterschiedlichkeiten bei der IT-Entscheidung erlebe ich viel Einigkeit bei wichtigen Themen.

Der Bank Blog: Würden Sie darauf wetten, dass es den Verbund und damit den Verband der Sparda-Banken in fünf Jahren noch gibt?

Florian Rentsch: In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es sicherlich weitere Veränderungen geben. Verbände sind Dienstleister ihrer Mitglieder. Wenn die Sparda-Banken die vielfältigen anstehenden Aufgaben richtig lösen, sehe ich aber keinen Grund, warum es den Verband und die Strukturen nicht mehr geben sollte.

Wir erfüllen mit einer schlanken Aufstellung eine Vielzahl von Aufgaben. Das schließt jedoch nicht aus, dass es im Banken- und Verbandsumfeld in den nächsten Jahren auch eine Art Konsolidierung geben wird, weil logisch ist, dass diese Strukturen immer wieder von unseren Mitgliedern überprüft werden.

Auch in anderen Verbänden werden ja dazu intensive Diskussionen geführt.

Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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Ein Kommentar

  1. Avatar
    Ein Mitarbeiter am

    Auf folgende Frage hat Herr Rentsch keine Antwort gegeben:
    Der Bank Blog: Auch für die gemeinsamen Tochtergesellschaften Summacom und Sparda-Consult wird das Leben mit zwei IT-Systemen nicht einfacher. Zudem verursachen unterschiedliche Systeme höhere Kosten. Wie lange wird es diese gemeinsamen Unternehmen noch geben?

    Als Mitarbeiter der Sparda-Consult kann ich zumindest einen Teil dieser Frage beantworten. Ohne das Datum des Interviews zu kennen, überrascht mich die Tatsache, dass Herr Rentsch hierzu nicht aussagefähig war.

    Die Gesellschafterversammlung der Sparda-Consult hat in ihrer Sitzung vom 22.05.2019 die Auflösung der Sparda-Consult (Liquidation) zum 15.12.2019 beschlossen. Alle Mitarbeiter haben per 31.07.2019 die betriebsbedingte Kündigung erhalten. Entsprechend der vertraglich vereinbarten Kündigungsfristen werden alle Mitarbeiter innerhalb von 6 bis 9 Monaten dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Ein Übernahmeangebot für die Mitarbeiter aus der Sparda-Gruppe wurde. Ich ausgesprochen.

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