Nicht eine Krise jagt die nächste, sondern mehrere Krisen auf einmal sind über Deutschlands Wirtschaft hereingebrochen. Eine aktuelle Studie zeigt die Auswirkungen auf die Führung und wie Unternehmen reagieren.
Die Welt hat sich 2022 fundamental verändert. Wir leben in einer Zeit der Krisen. Neben den existierenden Krisen wie zum Beispiel der Klimakrise, dem Fachkräftemangel oder der Corona-Pandemie kamen neue Themen wie Inflation oder die Sicherung des Energiebedarfs auf die Agenda. Hinzu kam der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, dessen Folgen zu starken Belastungen nicht nur der Bevölkerung, sondern gleichermaßen auch der Unternehmen führen.
Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE und die Personalberatung Hays haben eine Umfrage unter rund 800 Führungskräften in Unternehmen und Organisationen durchgeführt, um ein Stimmungsbild zu erhalten, wie stark die Unternehmen in Deutschland von der Krise betroffen sind, welche Folgen sich für Personalplanung und Unternehmensführung beobachten lassen und welche Maßnahmen sie dagegen ergreifen.
Deutschland befindet sich in einer Multi-Krise
Die Untersuchung zeigt: Die Organisationen in Deutschland sind einer multiplen Krisensituation ausgesetzt. Durchschnittlich steht jedes Unternehmen vor der Herausforderung nicht eine, sondern drei unterschiedliche Krisen gleichzeitig zu bewältigen.
Zwei Krisen ragen dabei heraus:
- 53 Prozent der befragten Führungskräfte fühlen sich von der derzeitigen Energiekrise besonders stark betroffen.
- 50 Prozent nennen den demografischen Wandel und den damit verbundenen Fachkräftemangel als entscheidenden Risikofaktor.
Bedrohungen durch Cyberkriminalität sowie die Klimakrise scheinen für viele Unternehmen noch nicht greifbar und daher von nachrangiger Bedeutung zu sein. Nur jeder Fünfte schätzt diese Krisen aktuell bereits als reelle Bedrohung ein.
Starke Auswirkungen auf die Personalsituation
Neben dem hohen Inflationsdruck (85 Prozent) werden von den Befragten besonders die starken Auswirkungen auf die eigene Mitarbeitersituation (76 Prozent) wahrgenommen. Diese führen in der Konsequenz dazu, dass die Führungskräfte innerhalb dieser Bewertungsgruppe den gravierenden Personalmangel als entscheidenden Einflussfaktor benennen (92 Prozent). Aber auch die Mitarbeiter selbst leiden unter der wirtschaftlichen Unsicherheit: Insgesamt 61 Prozent der befragten Führungskräfte nehmen Verunsicherung innerhalb der Belegschaft wahr.
Unternehmen wollen sparen und investieren
Bei der Frage, wie die Unternehmen der aktuellen Krisenlage begegnen wollen, besteht Einigkeit darüber, auch weiterhin investieren zu wollen. Konkret setzen 43 Prozent der befragten Führungskräfte die Digitalisierung ganz oben auf die Agenda. Jeweils ein Drittel möchte sowohl weiterhin Mitarbeiter binden als auch neu gewinnen.
Als weitere Maßnahmen gegen die Krisen soll in Technologie sowie in die Förderung neuer Energiequellen investiert werden. Andererseits setzen Unternehmen aber auch den Rotstift an: Über die Hälfte möchte Kosten einsparen, um damit aller Voraussicht nach ihr Geschäftsergebnis für das laufende Jahr nicht über die Maßen zu trüben.
Wenn es um konkrete Unterstützung für Mitarbeitende, wie Coachings oder Resilienz-Seminare, geht, zeigt sich nur jedes zweite Unternehmen für Maßnahmen bereit. Größere Betriebe sind hierfür deutlich offener als kleine Unternehmen.
Führungskräfte fallen in angestammte Denkmuster zurück
Die befragten Unternehmen setzen mehrheitlich auf ein operatives Krisenmanagement, 52 Prozent rufen einen Krisenstab ein. Eine gute Nachricht: Über die Hälfte bindet den HR-Bereich aktiv ein, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Gleichwohl zeigt die Studie, dass den Personalabteilungen keine führende Rolle innerhalb des Krisenmanagements übertragen wird.
In der aktuellen Situation sind zudem die Führungskräfte verstärkt gefragt. Die Ergebnisse der Studie machen allerdings deutlich, dass hierbei vor allem auf angestammte Denkmuster statt auf Agilität und Partizipation gesetzt wird. Statt auf kollaborative Führung setzen die Befragten nach wie vor vermehrt auf Top-Down-Entscheidungen. Die Kommunikation von oben nach unten wird von knapp 30 Prozent intensiviert.
Für 40 Prozent hat sich nichts verändert. Nur 11 Prozent berichten von mehr Mitarbeiterbeteiligung und nur 10 Prozent setzen auf agile Arbeitsformen.
Diese Tendenz, in Krisenzeiten auf klassische Management-Kompetenzen zu setzen, also gewissermaßen in alte Reaktionsmuster zurückzufallen, hatte bereits eine Analyse während der Corona-Pandemie gezeigt und wurde im aktuellen Stimmungsbild nochmals bestätigt.
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