Obwohl die Wirtschaft Milliarden in die Digitalisierung pumpt, kommt dabei recht wenig herum: Die Unternehmen verfangen sich in vielschichtigen Schwierigkeiten. Welche das sind und welche Maßnahmen helfen, sie zu lösen, zeigt eine aktuelle Studie.
Warum fällt es so vielen Unternehmen trotz hoher Investitionen schwer, ihr Geschäft zu digitalisieren? Die Unternehmensberatung Roland Berger hat sich dieser Frage angenommen. Dafür konsultierte sie rund 50 Vorstandsmitglieder aus führenden Unternehmen verschiedener Branchen.
Das Ergebnis: Die Betriebe werden nicht immer von technischen Hürden ausgebremst, sondern oft auch von strategischer Versäumnis. Wichtige Initiativen schafften es selten über den Status als Pilotprojekt hinaus. Den Projekten mangele es an Fürsprechern, die ihren Nutzen vermitteln könnten. Die Folge: Zu wenig Budget und Personal würde zur Verfügung gestellt.
Herausforderungen der digitalen Transformation für Unternehmen
Fragt man die Umfrage-Teilnehmer selbst, was die Schwierigkeiten der Digitalisierung sind, und auf welche Bereiche sich diese am stärksten auswirken, ergibt sich folgendes Bild: 62 Prozent glauben, dass technologisches Know-how fehle. 46 Prozent sind der Meinung, dass ihr digitales Portfolio unzureichend kontrolliert werde. 30 Prozent nannten es als Problem, digitale Ansätze in der IT zu verankern. 27 Prozent sehen es als Herausforderung, digitale Ansätze nachhaltig und skalierbar zu gestalten.
Verfangen in veralteten IT-Systemen und unflexiblen Prozessen
Zudem kritisierten 69 Prozent der Befragten, dass ihre Belegschaft nicht in der Lage sei, abteilungsübergreifend zusammenzuarbeiten – sei es mangels notwendiger Kompetenz oder unpassender Unternehmenskultur. 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer bestätigten diesbezüglich, dass ihnen mindestens drei technologische Expertisen fehlten: Am häufigsten nannten sie Enterprise Architects (77 Prozent), Data Scientists (60 Prozent) und Back-End-Developer (57 Prozent). Das liege den Studienautoren daran, dass der Arbeitsmarkt wenige solcher Mitarbeiter bieten würde – und sich diese nur schwerlich halten ließen.
60 Prozent der Vorstände sagen außerdem, dass das IT-System ihres Unternehmens zu komplex sei – drei Viertel halten dieses sogar für „nicht mehr überschaubar“. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, ihre IT-Systeme seien schlank und gut kontrollierbar.
Die vier Säulen der Digitalisierung
Eine echte Transformation gelinge den Autoren der Studie nach nur, wenn Unternehmen die Digitalisierung vollumfänglich verinnerlicht haben. Nur dann sei ihr Unternehmen attraktiv für die digitalen Talente, kann sich von der Konkurrenz abheben, Umsatzwachstum steigern oder weitere Einsparungen erzielen. Dazu seien vier Faktoren zu berücksichtigten:
- Entwicklung einer Digitalstrategie, bei der die IT-Verantwortlichen von Beginn an einbezogen werden. So könnten Silos innerhalb des Unternehmens aufgebrochen werden.
- Erarbeitung eines operativen Modells. Um erfolgreich zu sein, müsse die Organisationen agil aufgestellt und die Prozesse aufeinander abgestimmt werden. Wichtig sei es, Portfolio-Management-Gremien einzuberufen, die Ressourcen zuweisen und die IT-Prozesse führten.
- Konzentration der Personalpolitik auf Aktivierung, Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern. Helfen könne eine jährlich aktualisierte Human Intelligence Map, die „den Bedarf und das Angebot an kritischen Fähigkeiten aufzeige“. Damit könnten „drohende Lücken identifiziert und frühzeitig in Fortbildungen oder zusätzliche Stellen investiert werden“.
- Aufbau einer schlanken Unternehmens- und Datenarchitektur, die modular aufgebaut und auf die Bedürfnisse der Firma zugeschnitten ist. Die besten Ergebnisse würden erzielt, wenn Unternehmen zunächst Standards für Datenarchitektur einführen und eine Cloud-First-Strategie verfolgten.
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